Wie sich Theorie und Praxis im Beruf vereinbaren lassen

Robert Moosbrugger, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fachhochschule Vorarlberg, setzt seine langjährige Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit nun in der Gemeinwesenentwicklung in einem europäischen Forschungsprojekt um.
Dornbirn Seit 2019 ist Robert Moosbrugger an der Fachhochschule Vorarlberg tätig. In seiner Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe Empirische Sozialwissenschaften kombiniert er in dem Forschungsschwerpunkt Gemeinwesenentwicklung (Community Development) seine langjährig erworbene Praxis mit der Theorie und der Forschung und setzt dies in neuen Projekten um.


Aktuell arbeitet der gebürtige Bregenzerwälder an einem Erasmus+ finanzierten Forschungsprojekt. “In diesem Projekt habe ich mich in den vergangenen zwei Jahren gemeinsam mit sechs weiteren europäischen Partnerorganisationen mit dem Thema gemeinwesenorientierte Unternehmen beschäftigt”, erklärt Robert Moosbrugger. Die Ergebnisse des Projektes sind unter anderem eine Sammlung von Best-Practice-Beispielen und ein Zertifikatsstudiengang in Community Enterprise Development. “Wir übernehmen Teile des Programms für die eigene Lehre. Die Partneruniversität Limerick hat bereits einen Online-Lehrgang umgesetzt. Wir bieten 30 internationalen Studierenden diesen September ein Short Advanced Programm, also einen Kurzlehrgang, zum Thema gemeinwesenorientierte Unternehmen an”, verrät der 48-Jährige, eine Frucht seiner Arbeit.

Im Rahmen dieses Forschungsprojekts findet heute im W*ORT in Lustenau ein Impulsvortrag statt. Mit dabei das Wiener Generationencafé Vollpension. Das Paradeunternehmen schafft seit 2012 Lösungen für die Herausforderungen Altersarmut, Isolation und die wachsende Generationenkluft.
Forschungsaufenthalt in Irland

Im Rahmen dieses Projekts hat Robert Moosbrugger im Frühling 2023 einen Auslandsmonat an der Uni von Limerick verbracht. “In Irland sind gemeinwesenorientierte Unternehmen gut entwickelt und bieten daher viel Anschauungsmaterial. Mein Hintergedanke war, ob man vielleicht was übernehmen kann”, schildert der Sozialwissenschaftler. Dieser Forschungsaufenthalt ließ sich optimal mit seiner Familie verbinden. Seine Ehefrau und seine Tochter waren mit dabei. Seine Frau ist für eine Hochschule in der Schweiz tätig und konnte den Aufenthalt in Irland dafür nutzen, um neue Kontakte zu irischen Hochschulen zu knüpfen. “So wurde es für uns zu einem Arbeitsaufenthalt mit ausgiebigen Ausflügen auf irische Spielplätze”, erinnert sich der Freizeitwanderer und Gitarrenspieler zurück.
20 Jahre im Ausland tätig

Dem Bregenzer sind berufliche Auslandsaufenthalte vertraut. Er war knapp 20 Jahre in der Entwicklungszusammenarbeit auf drei Kontinenten tätig. Auf den Geschmack gekommen ist Robert Moosbrugger während seiner Studienzeit. Er verbrachte einen einjährigen Erasmus-Aufenthalt in Madrid und leistete im Jahr 2000 seinen Zivildienst in einem Regionalentwicklungsprogramm in Nicaragua ab. “Ich wollte aus dieser spannenden Tätigkeit einen Beruf machen.” Vor Ort hat er dann Projekte in Ägypten, Burundi, Uganda, Haiti und Pakistan betreut. Für die Caritas war er im Libanon und in Armenien tätig. “Dabei habe ich mich mit der Frage beschäftigt, wie man die lokale Bevölkerung dabei unterstützen kann, um ihr Gemeinwesen zu stärken”, resümiert er. Erstaunt ist er nach wie vor über die Resilienz der Bevölkerung in Haiti und anderen krisengeschüttelten Ländern. “Trotz aller Krisen, die die Menschen erleiden, geben sie nicht auf. Sie stehen auf und kämpfen weiter.”
Dem Internationalen verbunden

Nach seiner Rückkehr nach Vorarlberg war der Familienmensch vor seinem Job an der FH Vorarlberg in der Regionalentwicklung tätig. Obwohl er sich keine längeren Auslandsaufenthalte mehr vorstellen kann, hat ihn der internationale Bezug nicht losgelassen. Einmal im Jahr reist er nach Burkina Faso. “Ich evaluiere dort ein vom Land Vorarlberg finanziertes Bildungsprojekt.” Beim Vorarlberger Start-up TWIGA Sun Fruits ist der 48-Jährige, der neben Englisch auch Spanisch und Französisch spricht, als Wirkungsmanager mit an Bord. “Die Bio-Ananas aus unserer Partnerkooperative in Uganda werden vor Ort mit moderner Solartechnik hygienisch getrocknet, verpackt und nach Europa transportiert. So werden die Nachernteverluste der Bauern reduziert und sie steigern ihr Einkommen”, fasst Robert Moosbrugger den Sinn des Start-ups zusammen. Für ihn wieder ein anschauliches Beispiel, wie sich Theorie und Praxis von gemeinwesenorientierten Unternehmen verbinden lassen.
Mag. Robert Moosbrugger MSc, MSc
Beruf: Sozialwissenschaftler, Projekt- und Wirkungsmanager, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FH Vorarlberg
Ausbildung: Studium der Internationalen Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck; Masterstudien „Development Studies“ und „Management- und Organisationsentwicklung“
Wohnort: Bregenz
Alter: 48
Familie: verheiratet, ein Kind
Hobby: Gitarrespielen, Wandern
Lebensmotto: Suche nicht nach Fehlern, sondern nach Lösungen.
Im Rahmen dieses Forschungsprojekts „ComEnt – Fostering Innovation in Community Led Enterprise Development“ findet am 18.1.24 um 17 Uhr im W*ORT in Lustenau ein Impulsvortrag mit anschließender Podiumsdiskussion statt. Das Generationencafé Vollpension schafft seit 2012 Lösungen für die Herausforderungen Altersarmut, Isolation und die wachsende Generationenkluft in Wien und ist darüber hinaus Themenführer im deutschsprachigen Raum.

