Grundstück in Wolfurt ohne Zufahrt – wegen 15 Metern Privatstraße

Wolfurter Familie kämpft schon in der zweiten Generation um ein Notwegerecht.
Wolfurt Es ist tragisch und zum Kopfschütteln zugleich. 1982 kaufte ein Familienvater in Wolfurt ein unbebautes Grundstück, um dort ein Einfamilienhaus für sich und seine Liebsten zu errichten. Später hätte hier einer seiner Söhne einen neuen Lebensmittelpunkt finden können, oder das Geld aus einem möglichen Verkauf hätte den Kindern als Starthilfe für andere Projekte gedient. Doch dann kam alles anders. Heute ist das Grundstück nicht viel wert, denn es fehlt eine Zufahrtsstraße.

„Mir steht es bis hier oben”, schimpft René Maffei (50). Gemeinsam mit seinen Brüdern Marco (42) und Armin (39) steht er kopfschüttelnd vor dem Grundstück am Ende der Frühlingstraße. Eine Mischung aus Wut und Unverständnis macht sich in den drei Männern breit. Und je länger sie erzählen, umso mehr wachsen diese Gefühle.
Versäumnis vor zig Jahren
Als mehrere Grundstücke in Wolfurt aufgrund ihrer unvorteilhaften Form vor zig Jahren zusammengelegt und neu aufgeteilt wurden, passierte der verhängnisvolle Fehler. „Es wurde zu diesem Zeitpunkt versäumt, die Zufahrt für die vier dahinter liegenden Grundstücke einzutragen und mit einem öffentlichen Fahrrecht zu versehen”, erklärt René Maffei.

Das Absurde: Eine Straße ist sogar dort. Knapp 15 Meter lang ist der betreffende Abschnitt. Ein hinter einer Hecke verstecktes Schild weist allerdings auf den Haken hin: Privatstraße. „Das Schild wurde erst viele Jahre später aufgestellt”, berichtet der 50-Jährige. Landwirtschaftlich dürfen die Brüder den Weg nutzen, nur für einen Hausbau eben nicht.
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„Unser Vater hat bereits zehn Jahre vor Gericht gekämpft, sogar bis zum obersten Gerichtshof, um ein Notwegerecht zu beantragen”, berichtet Maffei. Etliche Gespräche mit den Besitzern seien zuvor erfolglos geblieben. Zwischenzeitlich sah es vor Gericht sogar mal gut aus. Doch dann kippte die nächsthöhere Instanz den Beschluss wieder. „Unser Vater möchte mittlerweile nichts mehr davon hören.”

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Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen diente damals als Begründung, das Notwegerecht abzulehnen. 2012 überschrieb der Vater das Grundstück an seine Kinder. Rund zehn Jahre ist René Maffei nun selbst schon mit der Gemeinde in Kontakt, um eine Lösung zu finden. „Ich habe aber das Gefühl, dass sich keiner zuständig fühlt”, sagt er. Ein Angriff auf die seit fünf Monaten im Amt befindliche Bürgermeisterin Angelika Moosbrugger soll das aber nicht sein. „Der Ursprung liegt schon ewig zurück.” Eine Rückmeldung aus dem Rathaus blieb auf VN-Anfrage bisher ebenfalls aus.
Keine anderen Optionen
Auch vom Landesvolksanwalt bekamen die Maffeis keine Hilfe. Die Brüder stören sich zudem daran, dass aus den zwei Einfamilienhäusern, die früher an der Privatstraße standen, heute eine große Wohnanlage geworden ist. Das Verkehrsaufkommen hat sich also ohnehin schon erhöht. Gegen die einfachste Lösung, die Privatstraße zu einer öffentlichen zu machen, hat offenbar einer der Nachbarn etwas. Maffei vermutet, dass er das Grundstück erwerben möchte und dafür natürlich an einem niedrigen Preis interessiert sei. Eine Zufahrt über eine andere Seite ist keine Option.

Insgesamt vier Grundstücke sind von der Weglosigkeit betroffen. Auf Mitstreiter können die Maffeis in ihrem Vorhaben aber nicht hoffen. Eine Fläche ist an den besagten Nachbarn verpachtet und die zwei anderen gehören der Kirche. Die hatte zwar für die Finanzierung der Renovierung des Gotteshauses in Lauterach einen Verkauf in Erwägung gezogen, aufgrund des niedrigen Ertrags aber einfach andere Flächen veräußert.
„Wir sind natürlich auch bereit, eine finanzielle Abfindung zu zahlen”, gibt Maffei an. Allein geholfen hat ihm das bisher nichts. Das etwa 1000 Quadratmeter große Grundstück im Zentrum der Gemeinde bleibt weg- und damit quasi wertlos.