Mädchen rosa, Buben blau: „Lassen wir unsere Kinder bunt sein“

Ein besonderer Eltern-Kind-Treff in Bregenz widmet sich der Förderung von Gleichberechtigung und Vielfalt in der Erziehung.
Bregenz Mit einem strahlenden Gesicht betritt der dreijährige Anton die Spielgruppe. An seinen Füßen leuchten ein Paar pinke Crocs. Doch kaum hat er den Raum betreten, ziehen seine Schuhe die Aufmerksamkeit auf sich. „Die sind doch für Mädchen!“, ruft die kleine Marie ihm spöttisch entgegen. Im Nu verfliegt seine Freude über seine neuen Crocs. So passiert in einer Spielgruppe im Unterland. Situationen wie diese zeigen ein tief verwurzeltes Problem in unserer Gesellschaft: die Verfestigung von Geschlechterstereotypen schon im frühesten Kindesalter.
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Ein Projekt gegen Stereotypen
In Bregenz hat die 31-jährige Katharina Dürtscher mit der Gründung des „Feministischen Eltern-Kind-Treff Vorarlberg“ eine Initiative ins Leben gerufen, um ein Bewusstsein für Geschlechterstereotype zu schaffen und gleichberechtigte Erziehungsstrategien zu fördern. „Feministisch sind für mich alle Menschen, die das gemeinsame Ziel der Geschlechtergleichstellung verfolgen“, betont Dürtscher, die selbst Mutter eines einjährigen Kindes ist.

Die Wurzeln der Geschlechterstereotype
Inspiriert durch die Lektüre des Buches „How to raise a feminist son“, reflektiert sie über die Wurzeln geschlechtsspezifischer Stereotype: „Die Basis für die Geschlechtertrennung und die Stereotype, die wir im Erwachsenenalter haben, wird teilweise schon im Mutterleib gelegt.“ Sie verweist auf Studien, die zeigen, dass werdende Eltern weniger mit ihrem ungeborenen Kind sprechen, wenn sie wissen, dass es ein Junge wird, was die unterschiedliche Behandlung von Geschlechtern von Geburt an verdeutlicht.

Engagement und Herausforderungen
„Für mich ist der Austausch im Treff schön. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, Zeit und Energie zu investieren, um diesen Ort zu schaffen“, erklärt sie. Anfangs sei es eine Herausforderung gewesen, sowohl Unterstützung als auch geeignete Räumlichkeiten zu finden. Der Name des Treffs – mit dem Wort „Feministisch“ darin – stieß bei vielen Einrichtungen auf Vorbehalte. Doch die positive Resonanz bestätige den Wunsch nach einem solchen Ort.

Eine wachsende Gemeinschaft
Seit Beginn des Jahres zieht der Treff Interessierte aus der gesamten Region an. Dürtscher erzählt von Müttern, die mit ihren Kleinkindern sogar von Feldkirch nach Bregenz gefahren sind: „Jede Mutter weiß, wie herausfordernd es sein kann, vormittags zwischen neun und halb zehn zu einem Termin zu erscheinen”, ergänzt sie lachend. Ihr Hauptanliegen ist es, eine Gemeinschaft zu schaffen, die das „feministische Dorf“ erweitert. „Im Rahmen meines feministischen Wirkens ist es mir ein Anliegen, mich auch gegen alle Formen struktureller Diskriminierung einzusetzen.“
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Mit einem nachdenklichen Blick in die Zukunft ergänzt Dürtscher: „Leider zeigen Studien nach wie vor eine große „Schere“ in unserer Gesellschaft. Einerseits gibt es Menschen mit sehr traditionellen Ansichten, andererseits jene, die sich aktiv von Stereotypen abwenden. Die zukünftige Entwicklung ist schwer vorherzusagen.“