Mädchen rosa, Buben blau: „Lassen wir unsere Kinder bunt sein“

Menschen / 07.03.2024 • 16:30 Uhr
Feministischer Eltern-Kind-Treff Vorarlberg, Katharina Dürtscher
Katharina Dürtscher ist die Initiatorin, die jeden Mittwoch einen besonderen Treffpunkt im Familientreff Mariahilf in Bregenz organisiert. VN/MAIER

Ein besonderer Eltern-Kind-Treff in Bregenz widmet sich der Förderung von Gleichberechtigung und Vielfalt in der Erziehung.

Bregenz Mit einem strahlenden Gesicht betritt der dreijährige Anton die Spielgruppe. An seinen Füßen leuchten ein Paar pinke Crocs. Doch kaum hat er den Raum betreten, ziehen seine Schuhe die Aufmerksamkeit auf sich. „Die sind doch für Mädchen!“, ruft die kleine Marie ihm spöttisch entgegen. Im Nu verfliegt seine Freude über seine neuen Crocs. So passiert in einer Spielgruppe im Unterland. Situationen wie diese zeigen ein tief verwurzeltes Problem in unserer Gesellschaft: die Verfestigung von Geschlechterstereotypen schon im frühesten Kindesalter.

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Ein Projekt gegen Stereotypen

In Bregenz hat die 31-jährige Katharina Dürtscher mit der Gründung des „Feministischen Eltern-Kind-Treff Vorarlberg“ eine Initiative ins Leben gerufen, um ein Bewusstsein für Geschlechterstereotype zu schaffen und gleichberechtigte Erziehungsstrategien zu fördern. „Feministisch sind für mich alle Menschen, die das gemeinsame Ziel der Geschlechtergleichstellung verfolgen“, betont Dürtscher, die selbst Mutter eines einjährigen Kindes ist.

Feministischer Eltern-Kind-Treff Vorarlberg, Katharina Dürtscher
Dürtscher möchte ein Bewusstsein für Geschlechterstereotype schaffen und einen Raum für den Austausch bieten.

Die Wurzeln der Geschlechterstereotype

Inspiriert durch die Lektüre des Buches „How to raise a feminist son“, reflektiert sie über die Wurzeln geschlechtsspezifischer Stereotype: „Die Basis für die Geschlechtertrennung und die Stereotype, die wir im Erwachsenenalter haben, wird teilweise schon im Mutterleib gelegt.“ Sie verweist auf Studien, die zeigen, dass werdende Eltern weniger mit ihrem ungeborenen Kind sprechen, wenn sie wissen, dass es ein Junge wird, was die unterschiedliche Behandlung von Geschlechtern von Geburt an verdeutlicht.

Feministischer Eltern-Kind-Treff Vorarlberg, Katharina Dürtscher
Im Treffpunkt in Bregenz besteht auch die Gelegenheit zum literarischen Austausch.

Engagement und Herausforderungen

„Für mich ist der Austausch im Treff schön. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, Zeit und Energie zu investieren, um diesen Ort zu schaffen“, erklärt sie. Anfangs sei es eine Herausforderung gewesen, sowohl Unterstützung als auch geeignete Räumlichkeiten zu finden. Der Name des Treffs – mit dem Wort „Feministisch“ darin – stieß bei vielen Einrichtungen auf Vorbehalte. Doch die positive Resonanz bestätige den Wunsch nach einem solchen Ort.

Feministischer Eltern-Kind-Treff Vorarlberg, Katharina Dürtscher
Dem Familientreff liegt die Vielfalt am Herzen. Alle sind mittwochs zwischen 9 und 11 Uhr herzlich willkommen.

Eine wachsende Gemeinschaft

Seit Beginn des Jahres zieht der Treff Interessierte aus der gesamten Region an. Dürtscher erzählt von Müttern, die mit ihren Kleinkindern sogar von Feldkirch nach Bregenz gefahren sind: „Jede Mutter weiß, wie herausfordernd es sein kann, vormittags zwischen neun und halb zehn zu einem Termin zu erscheinen”, ergänzt sie lachend. Ihr Hauptanliegen ist es, eine Gemeinschaft zu schaffen, die das „feministische Dorf“ erweitert. „Im Rahmen meines feministischen Wirkens ist es mir ein Anliegen, mich auch gegen alle Formen struktureller Diskriminierung einzusetzen.“

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Mit einem nachdenklichen Blick in die Zukunft ergänzt Dürtscher: „Leider zeigen Studien nach wie vor eine große „Schere“ in unserer Gesellschaft. Einerseits gibt es Menschen mit sehr traditionellen Ansichten, andererseits jene, die sich aktiv von Stereotypen abwenden. Die zukünftige Entwicklung ist schwer vorherzusagen.“

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