Wärmster Winter seit Messbeginn: “Man fühlt sich alleingelassen”

Die Schülerinnen Clara und Emma wünschen sich von der Politik mehr Einsatzbereitschaft zum Klimadiskurs.
Bregenz Der vergangene Winter ist der wärmste seit Messbeginn in Österreich. Eine durchschnittliche Temperaturabweichung von +3,1 Grad gegenüber dem Mittel der Jahre 1991 bis 2020 konnte vermerkt werden. “In Bregenz etwa gab es den ganzen Februar keinen Frost! Das ist für einen Monat im Hochwinter mehr als außergewöhnlich”, betont Meteorologe Simon Tschannett.
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Durch diese hohen Temperaturen kann es ebenfalls dazu kommen, dass sich die Jahreszeiten verschieben und noch dazu variabler werden. “Wie sich die Winter von Jahr zu Jahr ausprägen werden, kann man nicht einfach so vorhersagen”, bestätigt Tschannett. “Zur Zeit schaut es danach aus, dass es auch Kaltlufteinbrüche geben kann inklusive viel Schnee. Sogar mehr Schnee als gewöhnlich. Oder dann eben auch Jahre, in denen es viel zu warm ist. Also wird das Wetter extremer in seiner Ausprägung.”
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Dieses Ergebnis ist unter anderem für die Schülerin des BG Gallus Clara Wittrock (16) ein wahrer Schock. “Es verunsichert einen. Es passiert viel, was das Klima betrifft, aber die Politik reagiert nicht und schiebt die Verantwortung auf die Gesellschaft. Diese zeigt wieder auf die Politik und am Ende macht niemand etwas”, sagt Clara. Ihre Mitschülerin Emma Wagner (17) schließt sich ihr an: “Es ist schwer, es zu verstehen. Es ist gravierend und man macht sich Sorgen.”

Den Schülerinnen liegt das Thema am Herzen, daher engagieren sie sich bei Fridays for Future. “Klima ist unsere Zukunft, deswegen beschäftigen wir uns damit”, sagt Clara. Obwohl die Lehrkräfte ihnen Mut machen und sagen, dass sie die Generation sind, die Veränderungen bewirken kann, fühlen sie sich trotzdem dem Schicksal überlassen. “Das Klima wird zerstört und wir sind die, die es ausbaden können. Man fühlt sich alleingelassen”, betont die Schülerin.
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Dass in ihren Augen zu wenig Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels verordnet werden, können die Schülerinnen nicht verstehen. “Tempo 100 wäre einfach umzusetzen. Das sollte keine Diskussion sein und trotzdem macht es niemand.” Auch Simon Tschannett bestätigt, dass sofort der Treibhausgasausstoß radikal und schnell reduziert werden sollte.

Über den regelmäßigen Besuch an den Fridays for Future Demonstrationen hinaus, versuchen Clara und Emma in ihren Alltag ebenfalls auf Klimafreundlichkeit zu achten. Beispielsweise mit ihrer Ernährung. “Wenn man sich vegan ernährt, dann vermeidet man den enormen CO₂-Ausstoß der Tierhaltung”, sagt Clara. Was ihre Kleidung betrifft, kommen nur Secondhand oder fair produzierte Teile in ihren Kleiderschrank. Zudem wird bewusst auf den Flug in den Urlaub verzichtet. “Ich schaue, dass ich generell mit den Öffis fahre und in den Urlaub meist mit Zug”, fügt Emma hinzu.
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Ihre Devise ist: Jeder kann einen Teil für das Klima leisten. Davon versuchen die Schülerinnen stets ihre Mitgenossen zu überzeugen. “Bei den meisten ist das Bewusstsein dafür da, aber sie zeigen auch auf die Politik, dass es ihre Aufgabe wäre. Bei der letzten Demo sind eben viele nicht hingegangen, weil sie meinten, es bringt nichts”, schildert Emma.

Doch Clara Wittrock ist sich sicher, dass es genau auf die einzelnen Taten der Mitmenschen ankommt. “Man darf sich hinter der Ausrede nicht verstecken, dass es nichts nützt, wenn nur eine Person bewusst etwas macht. Das stimmt nicht. Wenn man die Frauenrechte anschaut, Rosa Parks war alleine im Bus und hat etwas Großes in Bewegung gesetzt. Jeder weniger, der dort mitgemacht hätte, hätte die Bewegung quasi stoppen können”, sagt die Schülerin.

Clara und Emma appellieren daher an jeden, sich zu hinterfragen, was man für das Klima tut und wieso. “Ich möchte nicht einfach zuschauen und wenn ich älter bin, den jüngeren Menschen sagen, wir konnten nichts machen. Ich will sagen, ja ich habe etwas gemacht und es probiert. Es beginnt schon bei den kleinsten Sachen”, betont Emma Wagner nochmals.
