Dickes Fell für Online-Präsenz nötig

Karolina Strieder hat gelernt, Hasskommentare im Netz abzuwimmeln.
Bludenz Mit 16 Jahren hat Karolina Strieder eine Kamera in ihren Koffer gepackt und war unterwegs in die Vereinigten Staaten. “Ich habe damals ein Auslandsjahr in Idaho gemacht”, erzählt sie. Ihre Reise und Erfahrung hat sie ursprünglich für ihre Freunde und Familie dokumentiert, damit sie auf dem Laufenden bleiben. Später, während der Coronazeit, ist sie richtig in den sozialen Medien durchgestartet. “TikTok war damals neu. Ich dachte mir, wieso nicht ausprobieren.”

Seitdem macht sie auf ihrem Kanal hauptsächlich Content über Vorarlberg. “Die Leute waren erstaunt, weil niemand eigentlich im Dialekt TikTok macht”, sagt sie. Strieder erklärt auf ihrem Kanal den Dialekt und alte Wörter, die nicht mehr verwendet werden. “Oma und Opa sagen noch ‘Schesa’ für den Kinderwagen oder ‘Canapé’ für das Sofa.” Auch bestimmte Wörter aus dem Montafon und Bregenzerwald erklärt die Vorarlbergerin. “Die kennt sonst niemand außerhalb. Ich halte das Thema für interessant, weil ich es schade finde, dass der Dialekt ausstirbt. Durch Social Media spricht man überwiegend hochdeutsch.”
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Jedoch birgt eine Präsenz auf Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube auch Schattenseiten, die oft vergessen werden. Hasskommentare gehören dabei zum Alltag. “Natürlich bekomme ich auch welche. Ich glaube, das ist normal, sobald du etwas im Internet machst”, erzählt die 21-Jährige. “Es gibt Leute, die stimmen dir nicht zu oder haben aus einem Grund ein Problem damit.” Die Bludenzerin hat gelernt, solche Kommentare prinzipiell zu ignorieren. “Ich scrolle da einfach weiter.”

Die fortlaufende Digitalisierung in sämtlichen Bereichen des Lebens führt auch zu einer missbräuchlichen Verwendung dieser. “Folglich betrifft Cybergewalt sämtliche Lebensbereiche und wird auf unterschiedliche Weise ausgeübt”, schildert Angelika Wehinger, Psychologin und Leiterin des Gewaltschutzzentrums Vorarlberg. “Gerade das Smartphone wird vielfach zur Ausübung von Cybergewalt genutzt.”

Besonders sind laut einer Studie junge Frauen im Alter von 15 bis 18 Jahren betroffen. Dabei passiert Cybermobbing nicht nur in Form von Hassnachrichten. “Es tritt auch im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt, sei es körperliche, sexuelle, psychische oder soziale, auf und wird durch den (Ex-)Partner ausgeübt”, betont Wehinger. Fatale Auswirkungen sind dann die Folgen, welche die Betroffenen erfahren. Unter anderem breitet sich ein Gefühl der Ohnmacht aus, wie die Psychologin erzählt. “Das geschieht, weil es keinen Raum für sie gibt, in dem sie vor der ständigen Bedrohung sicher sind.” Zumal Cybermobbing keine räumlichen und zeitlichen Grenzen kennt. “Betroffene sind mit Gefühlen wie Angst, Scham, Verzweiflung und dauernder Anspannung konfrontiert. Dies führt zu sozialem Rückzug und zu Einsamkeit”, so Wehinger. Umso wichtiger ist es, sich in so einem Fall Hilfe zu holen bei einer Vertrauensperson sowie psychosoziale und rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen.
