“Die Frauen reagieren überrascht, wenn man sie nicht verurteilt”

Die Ärzte Dr. Kerstin Jänsch und Prim. Dr. Michael Rohde im Gespräch über Schwangerschaftsabbrüche.
Schwarzach Vergangenes Jahr wurden Schwangerschaftsabbrüche in Vorarlberg heiß diskutiert. Ein Nachfolger wurde lange gesucht, der den damaligen Arzt ablösen sollte, der als einziger im Land die Abbrüche vorgenommen hat. Seit November ist dies gelungen, die Versorgungslücke zu schließen. Das Landeskrankenhaus Bregenz ist nun der einzige Ort im Land, wo Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen werden können. “Es wirkt auf den ersten Blick, dass es wenig ist. Wir rechnen mit ungefähr 300 Abbrüchen im Jahr. Das ist niedriger, wie wir es von den internationalen Zahlen erwartet haben”, erklärt Prim. Dr. Michael Rohde, Leiter der Frauenheilkunde und Geburtshilfe am LKH Bregenz. Die Zahlen werden an Frauen im Alter zwischen 15 und 50 Jahren gemessen.

Da Österreich keine Meldepflicht hat, sind dies nur Schätzungen. “Die überwiegende Zahl der Betroffenen, die hierherkommen, ist sehr reflektiert und entschlossen”, bestätigt der Primar in der neuen Podcastfolge von “Wir müssen reden”. “Der gesellschaftliche Diskurs mit diesem Thema ist sicherlich eine Belastung für sie. Da appellieren wir klar, dass mit diesem Thema freier und vernünftiger umgegangen wird, als das, was zum Teil passiert.”
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Häufig, werden Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen, verurteilt oder im schlimmsten Fall als „Mörderinnen“ betitelt. “Die Frauen reagieren überrascht, wenn man sie dafür nicht verurteilt. Niemand trifft leichtfertig die Entscheidung, aber das, was von außen auf die Frauen aufgetragen wird, das macht es aus. Und das ist das traurige”, fügt Dr. Kerstin Jänsch zu, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. “Wenn wir hier die Demonstranten stehen sehen, die immer noch zwei Mal wöchentlich kommen, bringen sie mehr leid, als dass sie jemandem helfen”, sagt Jänsch. Zudem sehen beide Ärzte den Eingriff nicht als Mord. “Ich glaube nicht, dass es einen juristischen Aspekt gibt. Und nein, es ist kein Mord. Schwangerschaftsabbrüche hat es schon immer gegeben.”
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Man müsse die Emotionalität bei diesem Thema wegnehmen und es sachlich betrachten. Was die Ärzte noch zu diesem Thema gesagt haben aus ihrer medizinischen Sicht, erfahren Sie in der neuen Podcastfolge von “Wir müssen reden”.

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