Kleiner Deckel, großer Ärger: Fest angebundene Flaschenverschlüsse sind Pflicht

Menschen / 14.08.2024 • 07:00 Uhr
Kleiner Deckel, großer Ärger: Fest angebundene Flaschenverschlüsse sind Pflicht
Die angebundenen Deckel an den Flaschen empfinden viele als nervig. vn/steurer

Die EU-Regel mit den sogenannten Tethered Caps nervt viele Verbraucher. Wie schafft man es dennoch normal zu trinken? Nutzen die befestigten Deckel wirklich der Umwelt? Gibt es höhere Kosten in der Produktion? Die VN haben sich erkundigt.

Bregenz Das Trinken aus Flaschen ist mittlerweile zur Herausforderung geworden. Wird keine Vorsicht geboten, kann es sein, dass man das Getränk halb über sich schüttet oder sich gar einen Kratzer im Gesicht einholt durch den Deckel. Schuld daran sind die sogenannten Tethered Caps – verbundene Deckel.

Kleiner Deckel, großer Ärger: Fest angebundene Flaschenverschlüsse sind Pflicht
Der Verschluss stört beim Trinken. vn/steurer

Seit geraumer Zeit gibt es die Richtlinie der EU, die besagt, dass der Verschluss an der Flasche befestigt sein muss. Seit dem 3. Juli 2024 ist diese nun Pflicht: Es dürfen nur Einwegplastik-Getränkeflaschen in Verkehr gesetzt werden, die über Tethered Caps verfügen. Hintergrund der Richtlinie ist, dass der Recyclingprozess vereinfacht und die Umwelt geschützt werden soll. Auch die Kreislaufwirtschaft – ein zentrales Thema der EU – soll dadurch gefördert werden. Zudem soll weniger Plastikmüll in den Meeren landen, sei die Hauptargumentation.

Kleiner Deckel, großer Ärger: Fest angebundene Flaschenverschlüsse sind Pflicht
Seit dem 3. Juli dürfen nur Einwegplastik-Getränkeflaschen mit dem verbundenen Deckel in Verkehr gesetzt werden. vn/steurer

Die Tethered Caps sind jedoch vielen Konsumentinnen und Konsumenten ein Dorn im Auge – eher irritierend als hilfreich. Doch Peter Hohlbrugger, Leiter der Abfallwirtschaft und Umwelt beim Gemeindeverband, betont, dass die Verschlusskappen durchaus Sinn haben: “Sie können nicht mehr so leicht verloren gehen und der Eintrag in die Umwelt (Littering) kann reduziert werden. Außerdem wird dadurch das Recycling erleichtert, weil sowohl die Flasche als auch der Deckel weiterverarbeitet werden können”, sagt er. Würde nur der lose Deckel im Restmüll landen, dann gelangt er in die Verbrennung. So würde das Material für eine weitere Verwendung verloren gehen. “Tendenziell kann so also noch mehr Kunststoff wiederverwendet werden. Und auch wenn es von manchen als eine lästige Maßnahme wahrgenommen wird: Die fixierten Deckel können auch das Bewusstsein um die Thematik schärfen, was einen verantwortungsvolleren Umgang mit Plastikverpackungen fördert”, erklärt Hohlbrugger. Eine konkrete Aussage, in welchem Ausmaß das neue System etwas bewirken würde, kann bisher nicht getätigt werden. “Grundsätzlich ist aber jeder Deckel, der nicht in der Umwelt landet, schon ein Schritt in die richtige Richtung.”

Kleiner Deckel, großer Ärger: Fest angebundene Flaschenverschlüsse sind Pflicht
Peter Hohlbrugger vom Gemeindeverband. gemeindeverband

Doch nicht nur für die Verbraucher war die Umstellung groß, sondern auch für die Produktion. “Grundsätzlich lässt sich sagen, dass im Zuge der Umstellung auf Tethered Caps sowohl der Aufwand als auch die damit verbundenen Kosten beträchtlich waren. Im Getränkebereich mussten alle Werkzeuge überarbeitet und die Produktion angepasst werden. Gleichzeitig mussten auch die damit verbundenen Abfüllanlagen bei unseren Kunden umgestellt werden”, erklärt Daniel Lehner, Global Sales Director Food & Beverage der Alpla Group.

Kleiner Deckel, großer Ärger: Fest angebundene Flaschenverschlüsse sind Pflicht
Daniel Lehner arbeitet bei der Alpla. alpla

Bei Alpla in Hard werden nämlich die Flaschen bekannter Hersteller in Vorarlberg produziert. “Das hat alles sehr viele Kosten verursacht und beispielsweise bei den Werkzeugmachern zu einer großen Auslastung geführt und die Umsetzung anderer Projekte erschwert”, fügt Lehner hinzu. Somit sei der Produktionsprozess nun aufwendiger als zuvor. Jetzt müsse nicht nur der Verschluss gespritzt werden, sondern auch das Garantieband müsse in einem separaten Produktionsschritt geschnitten werden. “Dieser Prozess musste neu entwickelt werden und war speziell zu Beginn herausfordernd, da trotz langer und gründlicher Vorbereitung eben die Anforderungen für die Industrie neu waren.” Dennoch sehen auch die Produzenten die Erweiterung der Pfandsysteme als vorteilhaft, da dadurch mehr Zugang zu Material ermöglicht wird. Somit wird auch die Rückführung geregelt.

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Wie finden Sie die angebundenen Deckel?

Kleiner Deckel, großer Ärger: Fest angebundene Flaschenverschlüsse sind Pflicht

Ich finde, dass die Plastikdeckel zwar unpraktisch sind, aber schon einen Sinn haben. So kann man sie nicht mehr verlieren und Flasche mitsamt Deckel entsorgen und recyceln. Das trägt zum Umweltschutz bei.

Fabienne Masal (19) aus Dornbirn
Kleiner Deckel, großer Ärger: Fest angebundene Flaschenverschlüsse sind Pflicht

Ich bin natürlich sehr für Umweltschutz und Reduktion von Plastikabfällen. Aus meiner Sicht wurde mit dieser Verordnung aber übers Ziel hinausgeschossen. Es ist schon sehr unpraktisch.

Fabian de Stefano (38) aus Koblach
Kleiner Deckel, großer Ärger: Fest angebundene Flaschenverschlüsse sind Pflicht

Früher wurden leere Getränkedeckel oft weggeworfen. Die neuen nicht abnehmbaren Deckel reduzieren zwar Müll und sind umweltfreundlicher, aber sie machen das Trinken unangenehm. Man muss den Deckel verbiegen, damit er nicht im Gesicht hängt.

Jasmin Hosp (20) aus Satteins