Wie Wolfgang Maurer die Bergwelt mit Präzisionsarbeit zum Klingen bringt

Begonnen hat alles mit Neugier, handwerklichem Geschick und der Liebe zur Musik – ein Einblick in die Werkstatt und das Schaffen eines passionierten Alphornbauers.
Sibratsgfäll Wo gedrechselt wird, da fallen Späne bzw. fliegen diese durch die Luft. So wie an diesem Vormittag in der Werkstatt von Wolfgang Maurer. Gerade fertigt der 55-Jährige zwischen allerlei Holzstücken, Brettern und Werkzeug an seiner Maschine eine Schale aus Zirbenholz. Dementsprechend breitet sich in seinem “kleinen Reich”, das früher zur Hälfte mal als Garage diente, ein wohliger Duft nach Natur und Ursprünglichkeit aus. Dies ist einer der Gründe, warum sich der Sibratsgfäller gerne mit Holz beschäftigt.

Was in der Stätte des kreativen Schaffens die Blicke auf sich zieht, sind neben den Zirbenschalen vor allem aber auch Stücke aus Haselfichte – ein gefragtes Holz für den speziellen Klang der Alpen und Teile, die auf feinste Präzisionsarbeit hindeuten.

“Leider wissen bisher nur wenige, dass es mich gibt”, sagt Wolfgang Maurer. Gemeint ist damit, dass der gelernte Tischler in seinem Daheim in Sibratsgfäll sägt, hobelt, schleift und eine alpenländische Tradition am Leben erhält, indem er Alphörner baut.

Vom Tännele zum Instrument
Den Beginn für seine Leidenschaft für den Bau der traditionellen Instrumente erläutert er mit einem Schmunzeln auf den Lippen folgendermaßen: “Ich wollte irgendwas aus einem Tännele bauen.” Da Maurer bereits seit vierzig Jahren als Blasmusikant engagiert ist und auch als Tanzmusiker und Sänger Gas gibt, also naheliegend, dass dabei ein Instrument entstand. Konkret ein sogenanntes Natur-Alphorn.

Vor drei Jahren hat Maurer seine “Alphornmanufaktur” ins Leben gerufen und bereits rund dreißig der traditionellen Blasinstrumente für Hobby-Alphornisten und Profis gebaut. “Und irgendwas muss ich wohl richtig machen. Denn Berufsmusiker haben mich schon wegen der guten Intention und Ansprache gelobt”, erzählt der Mann in der holzstaubbedeckten Arbeitskleidung und grinst. Hinsichtlich seiner Musikalität und handwerklichen Fähigkeiten zeigt er sich ansonsten aber doch eher bescheiden.

Maurer ist im Bregenzerwald aufgewachsen. Nach der Tischler-Ausbildung arbeitete er einige Zeit als Zimmerer. Danach zog es ihn zwischendurch in die Skibau-Entwicklungsabteilung der Firma Head. Ein Poster mit Widmung von Aksel Lund Svindal an der hinteren Werkstatt-Wand erinnert an eine Zeit großer Erfolge.

“Mir ist irgendwann aber die Arbeit mit Holz abgegangen”, erläutert Maurer den Beginn seines jetzigen Schaffens. Deshalb habe er einen Drechsler-Kurs absolviert und sich daheim die Werkstatt eingerichtet. Inzwischen zieht es ihn neben dem Alphornbau auch in Richtung Modell-Tischlerei. Allein vom Alphornbau zu leben, sei für ihn in Anbetracht des kleinen Marktes nicht möglich.
Es ist super, etwas herstellen zu können, was anderen Freude bereitet.
Wolfgang Maurer,
Tischler und Holzgestalter

Gespür für Nachhaltigkeit
Neben dem Duft ist es auch die Nachhaltigkeit des Baustoffs Holz, welcher den Sibratsgfäller bei seiner Arbeit in seinen Bann zieht. “Und es ist super, etwas selber herstellen zu können, was anderen Freude bereitet.”

Ihm persönlich bereitet es in seiner Freizeit sehr große Freude, in den Bergen unterwegs zu sein – etwa im Gottes-Acker-Gebiet. “Ich packe oft das Alphorn ein und gehe dort hinauf. Ich mag den natürlichen Klang und den Widerhall”, erzählt der Bergliebhaber und lässt den Blick von seiner Werkstatt aus über das Plateau schweifen.
Zur Person
Wolfgang Maurer
Alter 55
Wohnort Sibratsgfäll
Familie verheiratet, zwei Kinder
Beruf Tischler und Holzgestalter
Hobbys Muszieren, Bergsport, Mountainbiken, Langlaufen
Lieblingsholz Zirbe
Webseite: www.alphornmanufaktur.at

Was die Musik betrifft, so spielt der ehemalige Musiker der früheren Wälder-Kultband “Rubachtaler” neben Alphorn auch Zugposaune, Bariton, E-Bass, Gitarre und singt. Neben der Blasmusik ist er auch bei der Tanzmusik Rubi4 in seinem musikalischen Element, wo es unplugged bzw. ohne Verstärker zur Sache geht.

Bevor für ihn aber wieder Musizieren in den Bergen oder die nächste Veranstaltung auf dem Plan steht, wartet die Arbeit in seinem “kleinen Reich”. Dort, wo hölzerne Einzelstücke und Alphörner entstehen und es nach Zirbe und Fichte duftet.