Rund um die Uhr ein offenes Ohr

Menschen / 17.12.2024 • 06:15 Uhr
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Barbara Moser-Natter ist seit neun Jahren bei der Telefonseelsorge Vorarlberg.

Die Telefonseelsorge Vorarlberg bietet rund um die Uhr ein offenes Ohr – auch in der Weihnachtszeit. Barbara Moser-Natter erzählt, warum Zuhören oft wichtiger ist als Worte.

Dornbirn In der Nacht vom 23. auf den 24. Dezember wird Barbara Moser-Natter den Hörer neben sich haben. Seit neun Jahren arbeitet die 54-Jährige bei der Telefonseelsorge Vorarlberg. „In erster Linie möchten die Menschen, dass man ihnen zuhört“, sagt sie.

Barbara Moser-Natter
Moser-Natter liebt ihren Job.

Die Hotline 142 ist das ganze Jahr über rund um die Uhr erreichbar. Dies ermöglichen rund 100 Mitarbeiter – die meisten davon ehrenamtlich. Auch Onlineberatungen sind möglich, etwa in Form eines Chats. „Diese werden österreichweit besetzt. Ein Team von uns, bestehend aus zehn Mitarbeitern, ist ebenfalls beteiligt“, erläutert Moser-Natter. „Online ist die Hemmschwelle zum Reden oft noch niedriger. Häufig beginnen die Gespräche dort mit Suizidgedanken. Da ist es wichtig hinzuschauen und mit den Betroffenen zu reden, statt einfach zu sagen ‚Es wird alles gut‘.“

barbara moser-natter telefonseelsorge vorarlberg
An Weihnachten hat sie ebenfalls Dienst.

In der Weihnachtszeit nehmen Anrufe zu, die Einsamkeit thematisieren. Die Erwartungshaltungen steigen und kochen dann zum Schluss hoch. „Viele Menschen haben kein soziales Umfeld mehr und sind psychisch belastet. Keiner hört ihnen wirklich zu. Bei uns finden sie jemanden, der sich Zeit nimmt, auf Augenhöhe kommuniziert und nicht verurteilt“, schildert Moser-Natter. Besonders belasten die 54-Jährige Fälle, in denen die Anrufenden keine Vertrauensperson mehr in ihrer Umgebung haben – „nicht mal den Nachbarn“. „Sie erzählen uns davon, und wenn man selbst eingebettet ist in einer Familie, kann man sich vorstellen, wie schmerzhaft es sein muss, wenn niemand da ist, der dir zuhört.“

Rund um die Uhr ein offenes Ohr
Moser-Natter mit Leiter Sepp Gröfler.

Doch nicht nur Einsamkeit prägt die Anrufe in der Weihnachtszeit. Auch allgemeine Herausforderungen wie Wohnungsnot oder finanzielle Sorgen belasten viele. Die Berichterstattung über Kriege löst bei manchen zudem Zukunftsängste aus. „Manche sind auch stark mit sich selbst beschäftigt und kommen aus ihrer Geschichte nicht heraus, sei es der Kampf mit einer Sucht oder einer Depression“, berichtet die Seelsorgerin. „Es ist wichtig, die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen, ihnen Raum zu geben und zuzuhören.“ Zudem rufen viele an, weil sie monatelang auf einen Termin beim Psychotherapeuten warten müssen.

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Auch an den Weihnachtsfeiertagen wird jemand den Hörer abnehmen – dafür stehen zwei Leitungen bereit. „Ich bin glücklich und dankbar, ein Teil der Telefonseelsorge zu sein. Es ist eine wertvolle Einrichtung, die Menschen in schwierigen Lebenslagen rund um die Uhr anonym und kostenlos unterstützt. Die Ehrenamtlichen schenken den Anrufenden Zeit und ein offenes Ohr, sodass sich diese gehört und verstanden fühlen“, betont Moser-Natter.