Inklusion an der Mittelschule Au – “Für mich war klar, dass es funktionieren wird”

Frida hat an der Mittelschule Au ihren Platz inmitten der Gesellschaft gefunden.
Darum geht’s:
- 12-jährige Frida mit Williams-Beuren-Syndrom meistert Schulalltag.
- Lehrkräfte und Klassenkameraden unterstützen ihre Inklusion und Fortschritte.
- Frida träumt von eigener Konditorei und Café in Damüls.
Au, Damüls Frida ist 12 Jahre alt und geht in die zweite Klasse der Mittelschule Au. Die Damülserin mag es nicht, wenn es laut und chaotisch wird. Sie mag Englisch und Deutsch, aber auch Geschichte und Physik. Nach der Schule hat sie immer einen Stress, damit sie den Bus nach Hause nicht verpasst. Die 12-Jährige hat einen starken Gerechtigkeitssinn, will sich für Arme und Kinder ohne Zugang zur Schule einsetzen. Sie geht sehr aus sich heraus, hat ein Mitteilungsbedürfnis; ist gleichzeitig aber sensibel. Und sie hat das Williams-Beuren-Syndrom, ein Gendefekt. Mathematik ist für sie eine große Herausforderung, wie auch soziale Interaktionen voller Stolperfallen. In Fächern, die ihren Fähigkeiten entgegenkommen, wie Geografie, spürt man wenig von einer Lernschwäche.

“In der ersten Klasse war es schon hart”, erinnert sich Frida an die Umstellung. In Damüls gibt es 15 Volksschüler, hier sind allein 23 Schülerinnen und Schüler in ihrer Klasse. Parallel dazu eine laute Baustelle und die Suche nach einer neuen Wochenstruktur. Wenn es ihr zu viel wird, haben sie und die anderen Kinder mit Förderbedarf einen Rückzugsraum. Hier lernen sie dann mit ihrer Betreuungslehrerin weiter, meist Susanne Covi. “Dieses Jahr ist Frida in den Nebenfächern immer, in den Hauptfächern meist in der Klasse mit den anderen Kindern”, betont diese die Fortschritte.

Ansonsten ist alles wie normal: Sie hat Freundinnen, wie etwa Theresa, Anna oder Annemarie. Sie begleiten Frida auf den Bus, machen mit ihr Referate, verbringen die Freizeit gemeinsam. Wie jedes Kind versteht man sich nicht mit allen, etwa wenn jemand den Unterricht stört. Und es gibt wie für alle Kinder Grenzen und Regeln, Forderung und Förderung. “Es ist ungerecht, dass wir nicht mit den Viertklässlern die Pause verbringen dürfen”, klagt die 12-Jährige gern über den geteilten Pausenhof. Doch es gibt keine Extrawurst abseits des Sinnvollen und Notwendigen.

“Das Entscheidende ist einfach die Einstellung vom Lehrkörper. Wenn der sich verweigert, dann wird es schwierig”, weiß Nicole Klocker-Manser, Fridas Mutter. Sie ist Obfrau von “Integration Vorarlberg”, der sich für Inklusion starkmacht. Mit Judith Bechtold und Ingrid Rüscher wurden zwei Vorkämpferinnen des Eltern- und Selbsthilfevereins 2024 mit dem Dr.-Toni-und-Rosa-Russpreis geehrt. Das sieht auch Direktor Dietmar Fetz so. “Es hängt viel an den Lehrern”, verweist er auch auf Klassenvorstand Wolfgang Fuchs. “Er macht es ohne Extras, einfach normal, behandelt jeden wie jeden anderen”, sieht er das Erfolgsrezept der Inklusion.

Dieser macht kein großes Aufheben darum: “Für mich war klar, dass es funktionieren wird, als Dietmar mir sagte, dass Frida in meiner Klasse sein wird.” Jede Lehrkraft zieht mit, es ist keine reine Duldung der Kinder. Dies gilt für Frida, wie auch für die rund zehn anderen Schüler mit Förderbedarf. Dass man einem Kind aus der Region einen Schulweg von einer Stunde ins Sonderpädagogische Zentrum in Langenegg zumuten würde, ist hier undenkbar, Lehrermangel hin oder her.

Klare Kommunikation und Regeln brauche es aber in allen Richtungen. “Ich merkte schnell, ich als Mutter muss der Schule den Druck bezüglich Lernerfolge nehmen”, betont Klocker-Manser. Und: Der Fokus muss man auf die Fortschritte, auf die Erfolge legen. Das Glas ist immer halbvoll.

Es sind aber auch alle im gleichen Boot: Da alle eingebunden sind, verteilt sich die Last auf allen Schultern. Frida ist durch die gemeinsame Schulzeit im Ort vernetzt und verankert. “Wenn ich jemanden aus der Schulzeit treffe, hat man immer einen kleinen Schwätz. Aber wenn sich Bildungswege früh teilen, verliert man Bezugspunkte und den Kontakt”, betont Klocker-Manser, dass dies nicht nur für Inklusion gilt. Ihre Tochter hat schon einen Plan, wo ihr Platz in der Gemeinde ist: Sie will Konditorin werden und ein Café in Damüls haben.

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