“Närrische” Royals zu allen Zeiten

VN-Adelsgeflüster: Von Einschränkungen und festlichen Höhepunkten.
Kolumne Wir befinden uns mitten des bunten Treibens, das seinen Höhepunkt am Faschingsdienstag, dem 4. März, erreicht. Im 17. Jahrhundert kommt es aus Sicherheitsgründen, aus gesundheitlichen Überlegungen während Pestzeiten, oder aus religiösen Motiven, da häufig gegen das Tanzen gepredigt wird, zu Einschränkungen des Faschingstreibens. Ferdinand II. spricht sich gegen nächtliche Maskeraden auf den Straßen aus, und 1686 werden Maskeraden sogar in privaten Räumen vollständig verboten. Unter Kaiser Karl VI. ist die Faschingszeit am Hof von lebhaften Feierlichkeiten geprägt. Das Programm umfasst italienische Komödien, Burlesken, Faschingsopern, Maskenbälle und Marionettenspiele. Seine Tochter Maria Theresia führt später strengere Regeln ein und veröffentlicht 1746 eine „Ballordnung“, die Verhaltensrichtlinien für die Teilnehmer festlegt.
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In der Faschingssaison 1874 „büchst“ Kaiserin Sisi als gelber Domino verkleidet mit ihrer Vorleserin, Ida Ferenczy, aus ihrer verhassten Hofburg aus, um im Wiener Musikverein zu tanzen. Der fesche Ministerialbeamte Friedrich (Fritz) Pacher List zu Theinburg sticht ihr ins Auge. Sisi stellt sich als Gabriele vor und fragt ihn aus, was man sich in Wien denn so über die Kaiserin erzähle. Doch dem jungen Mann schwant, wem er tatsächlich gegenübersitzt. „Du bist nicht Gabriele, du heißt Elisabeth und bist 36 Jahre alt“, flüstert er ihr zu. Sisi flüchtet zur wartenden Kutsche. Jahrelang kommt es zwischen den beiden zu einem Briefwechsel. Sisi freut sich, Fritz in die Irre zu führen, doch seine immer konkret werdenden Fragen lassen ihr Interesse verblassen.
Als uralter Mann zeigt Fritz dem ersten Biografen der Kaiserin, Egon Graf Conte Corti, die Briefe. Er erkennt die Handschrift von Sisi. Für Fritz ist es nun Gewissheit: Es war Kaiserin Elisabeth von Österreich, die ihm ihre zarte Hand reichte und sich von ihm durch den Goldenen Saal im Wiener Musikverein führen ließ.
Lisbeth Bischoff ist Adelsexpertin und lebt in Dornbirn