Funkenobfrau Angelika Spiegel und die Hexe: “Es gehört dazu, dass etwas auf dem Funken steht”

Menschen / 07.03.2025 • 14:30 Uhr
Funkenobfrau angelika spiegel
Zunftobfrau Angelika Spiegel und die Funkenzunft Nenzing hat für den Funkensonntag zwei Hexen vorbereitet: Eine für den Kinder-, eine für den großen Funken. VN/Rauch

Nenzing ist eine der wenigen Funkenzünfte, die von einer Frau geführt werden. Am Funkenwochenende geht es bei ihr traditionell zu, wenn auch nur auf dem Funken selbst.

Darum geht’s:

  • Angelika Spiegel leitet die Funkenzunft und war zuvor schon lange Vorstandsmitglied.
  • Frauen engagieren sich zunehmend in ehemals männlich dominierten Funkenzünften.
  • Traditionen und neue Ideen müssen im Verein ausbalanciert werden.

Nenzing In ihrer Funkentracht ist Angelika Spiegel nicht zu übersehen. Ein roter Hut und Umhang über einem schwarzen Wams, darunter noch ein gelbes Hemd. Eine grüne Kniehose und gelbe Kniestrümpfe runden die überwiegend wollene Tracht ab. Die Kleidung vermittelt Traditionsbewusstsein, die Zunft organisiert seit jeher auch den Faschingsumzug und die Fasnatzeitung im Ort. Seit 30 Jahren ist die Nenzingerin in der Zunft, davon 16 Jahre im Vorstand. Seit 2021 ist sie deren Obfrau, eine der wenigen im Land.

Funkenobfrau angelika spiegel
Die Zunftkleidung ist fast so alt wie die Zunft selbst. Für die praktischeren Tätigkeiten hat man sich jedoch auch moderne Jacken angeschafft, wie jene auf dem Biertisch. VN/Rauch

Dabei wollte die heute 56-Jährige sich damals gar nicht zur Wahl stellen. “Bis dann ein männliches Vorstandsmitglied sagte: ‘ich glaube, du wärst die Beste für den Job”, erinnert sie sich zurück. Für die dreifache Mutter sprach nicht nur, dass sie vor ihrem ersten Kind beruflich Führungsverantwortung innehatte. “Ich kann die Jungen verstehen. Irgendwo musst du ein Gleichgewicht finden, zwischen dem Aufkeimen lassen junger, neuer Ideen und dem Wahren der Traditionen – dass man das Wichtige nicht ganz aus den Augen verliert”, fasst sie ihre diplomatische Stärke zusammen. Die erste Wahl entschied sie mit zwei Drittel der Stimmen für sich, die jüngste war bis auf ihre eigene Enthaltung einstimmig. Doch in der Funkenwelt ist man sich ihres Sonderstatus bewusst, Obfrauen kennt man eher bei den Fasnatgilden: “Es wird immer sehr betont. Frau Obfrau, so werde ich oft genannt.”

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Die Funkenzunft ist in Nenzing auch für die Fasnat verantwortlich. VN/Rauch

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In den vergangenen 30 Jahren beobachtete sie nicht nur das Aufkommen neuer Ideen. “Damals kamen die Frauen meist über ihre Männer zur Funkenzunft”, berichtet Spiegel. “Früher war das eine Männergeschichte, dass man ein Feuer macht.” Schließlich entstanden viele Zünfte aus den Feuerwehren, die Männer waren meist auch beruflich mit Holz vertraut. Die Frauen übernahmen dann die Gastronomie. Inzwischen lockert es sich auf: “Wir hatten einmal ein ganz junges Mädchen, die unbedingt zum Funkenaufbau wollte”, lacht Spiegel. Und inzwischen stehen Männer auch hinter der Theke. Spiegel kritisiert auch gesellschaftliche Umstände: Gewalt gegen Frauen, die fehlende Gleichstellung beim Lohn, fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten für jene Frauen, die Arbeiten wollen. Sie kennt aufgrund ihrer Karriere beide Seiten, arbeitete als dreifache Mutter dann bevorzugt in Teilzeit statt als Führungskraft weiter.

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Die Debatte, ob das Wintersymbol auf dem Funken eine Hexe sein muss, beschäftigt das Land schon länger. In Nenzing hält man noch an das althergebrachte Design fest. VN/Rauch

Und die Debatte von außen, um die Hexe? In Nenzing warten im Schopf derzeit zwei Hexen auf ihren Einsatz. “Es fühlen sich schon manche angegriffen”, räumt Spiegel ein. “Für mich war es nie eine Frau, die da oben sitzt, sondern ein Symbol für den Winter.” Die Obfrau weiß auch, dass man schon nackte Männer verbrannte, doch schlussendlich dank der populären grimmschen Märchenwelt sich die Hexe durchsetzte. “Für den Verein und das Volk gehört es einfach dazu, dass da oben ein Symbol ist, das mit einem Schnall in die Luft geht. Erst dann ist der Funken komplett.” Doch wie diese Figur aussehen soll, war in Nenzing noch keine große Debatte, auch nicht vom Publikum aus. Anders war es mit dem Feuerwerk, dieses wurde nach dem Jubiläumsfunken 2022 zum 50-jährigen Zunftbestehen eingestellt und durch Fackelschwinger ersetzt.

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Die Zunftgewandung entstand in Schlins. Einzelne Kleidungsstücke sind inzwischen seit 50 Jahren im Dienst. VN/Rauch

Dass sich der Funken wandelt und wandeln muss, sieht auch Spiegel. Denn Zuläufe zur Zunft gibt es fast nur mehr aus dem direkten familiären Umfeld. “Es ist sehr wichtig, dass man Vereine verjüngt, dass es auch für die Jungen attraktiv wird. Aber trotzdem muss man auch schauen, dass man wirklich die Tradition bewahrt.”

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Wetterlage bedroht Funkenwochenende

Warme Temperaturen und aufziehender Föhn bringen für die Funkenzünfte Herausforderungen mit sich. Die Wälder und Grünflächen im Land sind relativ trocken, durch den Föhn kann der Funkenflug von den Funkenfeuern damit zu Flur- und Waldbränden führen. Geosphere Austria, die frühere Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, erwartet für Samstag leicht föhnige Verhältnisse, am Sonntag lege der Föhn an Stärke zu. Erst auf den Wochenbeginn werde es wieder feuchter.

Frastanz Amerlügen hat als eine der ersten Zünfte aufgrund der Bedingungen ihren Funken Freitagmorgen abgesagt.