„Hätte nie gedacht, dass wir ganz oben stehen“ – Nina und Ero holen Gold für Österreich

Ein treuer Blick, eine geklaute Wasserflasche im Gepäck und ein Ticket zur Weltmeisterschaft.
Satteins Wenn Nina Winkler mit ihrem Deutschen Schäferhund Ero über den Hundeplatz geht, spürt man sofort ihre tiefe Verbundenheit. Das eingespielte Duo hat kürzlich den renommierten 7-Länder-Wettkampf gewonnen – und sich damit für die Weltmeisterschaft qualifiziert.

Ein Traum wird wahr
„Ich dachte nur ‘Das glaub’ ich jetzt nicht’“, erinnert sich die Satteinserin an den Moment, in dem feststand, dass sie die Goldmedaille nach Vorarlberg holt. „Schon die Teilnahme war für mich ein riesiger Traum. Dass wir am Ende ganz oben stehen, hätte ich nie gedacht.“

Der 7-Länder-Wettkampf bringt jedes Jahr die besten IGP-Hundesportler aus mehreren Nationen zusammen. Wer hier startet, gehört zur nationalen Elite – bereits die Nominierung gilt als Auszeichnung.

Kleinschrittig zum Erfolg
„Ich bin ein naturliebender, ruhiger und eher introvertierter Mensch“, beschreibt sich Nina Winkler selbst. „Wenn ich mich jedoch einer Sache verschreibe, dann zu 110 Prozent.“ Seit Eros Einzug im Jahr 2020 trainieren die beiden bis zu zweimal täglich. „Ich arbeite gezielt in kleinen Schritten“, sagt sie. Über 1500 Trainingseinheiten haben sie in den vergangenen fünf Jahren absolviert. Die Übungen sind kurz und konzentriert – mit Fokus auf Präzision, Spielmotivation und Abwechslung. „Wir machen kaum komplette Prüfungsdurchläufe, sondern arbeiten an Details.“
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.
Wichtig ist der 30-Jährigen auch das Gleichgewicht. „Natürlich darf auch das einfache Spazierengehen, oder wie ich es nenne ‚die Seele baumeln lassen‘, nicht zu kurz kommen.“ Dinge wie Spielen, Schwimmen oder einfach Faulenzen seien essenziell für die Gesundheit der Hunde.

Charmeur auf vier Pfoten
Neben seinem sportlichen Können überzeugt Ero auch mit seinem Charakter. „Er ist ein echter Witzbold“, erzählt Nina schmunzelnd. Seine Lieblingsbeschäftigung: Dinge stibitzen und gegen Leckerlis wieder eintauschen. Damit nichts Wichtiges verschwindet, stellt ihm Nina auf dem Hundeplatz eine Wasserflasche bereit. „Damit er was zum Klauen hat“, lacht sie. Besonders charmant: Ero bringt seine Spielsachen eigenständig zum Auto und räumt sie daheim selbst weg.

Zwei Hunde, zwei Aufgaben
Auch beruflich ist die Satteinserin mit Hund unterwegs: Als Diensthundeführerin wird sie von A.J. begleitet – ebenfalls ein Deutscher Schäferhund, aber mit völlig anderer Aufgabe. „A.J. ist mein Wach- und Meldehund. Er wurde speziell dafür ausgebildet, auf dem Werksgelände Streifgänge zu begleiten, auf Auffälligkeiten zu reagieren und im Notfall zu helfen. Das war zum Glück bisher nie nötig.“


Ein Sport mit Anspruch
IGP – die Internationale Gebrauchshundeprüfung – zählt zu den anspruchsvollsten Hundesportarten. Sie vereint Fährtenarbeit, Unterordnung und Schutzdienst. „Es ist der vielseitigste Hundesport, den es gibt“, erklärt Nina. Ero ist speziell auf diese Disziplin ausgebildet – ebenso wie seine Halterin. Mit dem Sieg beim 7-Länder-Wettkampf hat sich das Duo für die Weltmeisterschaft in Slowenien qualifiziert. „Nun liegt unser Fokus ganz auf der Vorbereitung für dieses Großevent“, so Nina. Doch genau das wird derzeit durch neue gesetzliche Einschränkungen erschwert.

Gesetzliche Hürden
Seit April ist in Österreich, als einziges Land weltweit, die Schutzarbeit – ein zentrales Element des IGP-Sports – verboten. Eine neue Verordnung untersagt das Beißen in von Menschen am Körper getragenen Gegenständen, wie etwa Schutzärmel. „Das trifft uns hart“, sagt Nina. Ohne Schutzdienst ist die IGP-Prüfung nicht vollständig – und damit auch eine gezielte Vorbereitung auf Wettkämpfe kaum möglich.

„Ich möchte mich natürlich an die geltenden Gesetze halten. Schlimmstenfalls müssen wir Österreich in der Schutzarbeit völlig unvorbereitet bei der Weltmeisterschaft vertreten“, erzählt sie. Besonders kritisiert wird, dass die Verordnung ohne Einbindung von Fachleuten wie dem Österreichischen Kynologenverband (ÖKV) beschlossen wurde. Ziel sei es, Beißvorfälle zu verhindern. Doch laut Experten trifft das Verbot gerade jene, die verantwortungsvoll mit ihren Hunden arbeiten.

Zur Person
Name Nina Winkler
Geboren am 21. März 1995 in Feldkirch
Wohnort Satteins
Beruf Diensthundeführerin
Hobbys Hundesport, Fotografie, Häkeln
Ero vom niederbühler tor
Rufname Ero
Rasse Deutscher Schäferhund
Varietät Stockhaar
Wurftag 4. Mai 2020
Größe 66 Zentimeter
Gewicht 40,5 Kilogramm