“Ich bin untrennbar mit der Kunst verbunden” – Vom Kuheuter zur Astrophysik

Menschen / 04.06.2025 • 13:40 Uhr
Eutererhebung im Reichenfeld
Für Barbara Husar war seit ihrer Kindheit klar, wohin sie ihr Weg führen wird. Bernhard Rogen

Barbara Husar verbindet Kunst, Natur und Kosmos – und kehrt nach 30 Jahren in der Ferne mit zwei außergewöhnlichen Projekten nach Feldkirch zurück.

Feldkirch Wenn ein pinkes Kuheuter am Himmel zu sehen ist oder Astrophysik auf Kunst trifft, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die Präsenz von Barbara Husar damit verbunden.

Die in Feldkirch geborene Künstlerin ist bekannt für ihre symbolkräftigen, oft überraschenden Projekte. Zwei davon hat sie nun in ihrer Geburtsstadt realisiert – als Teil des Jubiläumsprogramms “Feldkirch 100”. Für Husar schließt sich damit ein Kreis: “Nachdem ich vor 30 Jahren aufgebrochen bin, freue ich mich sehr, meine Kunst hier teilen zu dürfen.”

Making of Studio Aquamarin Bludenz
Eines ihrer Projekte im Ländle ist die Zusammenarbeit mit Astrophysiker Michel Breitfellner. Mit ihm wird die Künstlerin auch in Zukunft zusammenarbeiten. Günter Richard Wett

Früh gefördert, früh entschieden

Aufgewachsen in einer kunstsinnigen Familie – die Großeltern filmten, malten, musizierten und philosophierten, die Eltern schärften ihre Wahrnehmung – war früh klar, wohin die Reise geht. “Ich habe schon als Kind in unbremsbarer Intensität gezeichnet und gemalt”, erinnert sich die Künstlerin. Nach der Kindergärtnerschule ging sie direkt nach Wien an die Universität für angewandte Kunst. “Nach meinem Diplom vor 25 Jahren machte ich mich sogleich selbstständig und das bin ich bis heute”, erzählt die 49-Jährige freudig.

Portrait Barbara Husar aus dem Jahr 2009
Die Feldkircherin wagte direkt nach ihrem Abschluss den Schritt in die Selbstständigkeit. Elena Shirin

Barbara Husars Werke sind vielschichtig, stark symbolisch und geprägt von internationalen Erfahrungen – ob in Ägypten, China, Spanien oder Dänemark. Besonders prägend: ihre sieben Jahre als Ziegenhirtin in der Wüste Sinai. “Die Stille der Wüste hat mir gezeigt, wie wesentlich es ist, nach innen zu hören. Dort entsteht die Kraft, aus der meine Kunst entspringt”, ist sich die Künstlerin sicher.

Ausstellung Palais Liechtenstein, „Wo wir uns begegnen“, Feldkirch 100
Die Ausstellung von Barbara Husar und Michel Breitfellner kann noch bis zum 28. Juni im Palais Liechtenstein bestaunt werden.VN/Linher

Kunst trifft auf Wissenschaft

In der Ausstellung “Bewusstsein im Universum”, die derzeit im Palais Liechtenstein zu sehen ist, arbeitete Husar mit dem Astrophysiker Michel G. Breitfellner zusammen. Vermittelt vom Kulturamt, entstand ein spannender Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst – mit Objekten, “die auf fernen Planeten von bewussten Lebewesen geschaffen worden sein könnten”. Für Husar ein konsequenter Schritt: “Interdisziplinäre Co-Kreation ist das Gebot der Stunde und wesentlich für Lösungsfindungen zu den globalen Herausforderungen.”

Alpenüberquerung mit Kuheuter
Mit dem Heißluftballon in Form eines Kuheuters überquerte Husar 2020 sogar die Alpen. Sie startete in Hittisau und landete nach viereinhalb Stunden in der Provinz Pavia in Italien.Eugen Nussbaumer

Ein Euter erhebt sich

Nicht weniger eindrucksvoll war ihre Aktion im Feldkircher Reichenfeld: Bei der “EUTER-Erhebung” stiegen 100 Kinder in einem riesigen Heißluftballon in Form eines pinken Kuheuters in die Höhe. Ein poetisches Zeichen zum 100-jährigen Jubiläum der Vereinigung Feldkirchs – und ein Symbol für Fürsorge, Verbindung und einen neuen Blick auf die Natur und das Miteinander.

Eutererhebung im Reichenfeld
Bei der “EUTER-Erhebung” im Reichenfeld bekamen insgesamt 100 Kinder die Möglichkeit, mit dem Heißluftballon in die Höhe zu steigen. Privat

“Der Heißluftballon in Form eines Kuheuters ist eine Reflexion über das Verhältnis des Menschen zur Natur. Das Euter steht für die Urquelle des Nährenden. Die Kinder hielten sich am höchsten Punkt der Erhebung an den Händen, das war richtig stark”, erinnert sich Barbara.

Barbara Husar, Studio in Wien, 2020
Zwischen ihren Reisen arbeitete die Künstlerin in ihrem Atelier in Wien.Lilian Peschek

Ein unbeirrter Weg

Ihre Projekte entstehen oft im Zusammenspiel aus langen inneren Prozessen, gesammelter Erfahrung und spontanen Impulsen. “Manche Ideen reifen über Jahre, andere kommen ganz plötzlich. Aber alle sind durchdrungen von einer inneren Logik und der Kraft der Verbindung.” Zweifel an ihrem Weg hat Husar nie gehabt – wohl aber an der Machbarkeit, davon leben zu können. “Nie habe ich am Weg gezweifelt, nur an meiner Fähigkeit, meine Kunst auch als Existenzgrundlage zu nutzen.”

Husar und pudongosaurus, 2010
Husar mit ihrem Werk “Pudongosaurus” im Jahr 2010 während der Expo in Shanghai. Susanne Junker

Und dennoch geht sie ihn unbeirrt weiter – mit neuen Projekten wie einer weiteren Ausstellung zusammen mit dem Astrophysiker Michel Breitfellner im Juli in Deutschland oder einem Film über ihre Zeit in der Wüste, der Anfang nächsten Jahres erscheinen soll. Denn eines ist für Barbara Husar klar: “Die Kunst ist für mich elementare Wahrnehmung sowie elementarer Ausdruck. Ich bin untrennbar mit ihr verbunden.”

Barbara Anna Husar

Geboren am 30. September 1975 in Feldkirch
Familienstand ledig 
Beruf bildende Künstlerin
Hobbys Kunst und Natur

Website www.husar.solar

Husar und Dromea Bilbao, 2009
Husar im Jahr 2009 mit ihrem Werk DROMEA in ihrem Studio in Bilbao, Spanien. Teresa Robles