Christopher Street Day: Demo, Dialog und ein klares Signal gegen Hass

Am Samstag wird in Bregenz der Christopher Street Day gefeiert. Obmann Emanuel Wiehl spricht über die Situation der queeren Community – und warum Sichtbarkeit wichtiger ist denn je.
Bregenz Der Juni steht ganz im Zeichen der Vielfalt: Wie jedes Jahr wird der Monat als Pride-Month gefeiert – ein Zeitraum, der dazu dient, die LGBTQIA+-Community sichtbar zu machen, ihre Anliegen zu betonen und ihre Rechte einzufordern. Auch in Vorarlberg macht der bunte Monat nicht halt: Am Samstag, dem 7. Juni, findet in Bregenz der Christopher Street Day (CSD) statt – ein Gedenk- und Demonstrationstag für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgeschlechtlichen und queeren Menschen.
Der CSD erinnert an den Stonewall-Aufstand von 1969 in New York, der als Wendepunkt der internationalen LGBTQIA+-Bewegung gilt. Heute steht der Tag für ein deutliches Zeichen gegen Diskriminierung und für Gleichstellung und Vielfalt. Trotz der gesellschaftlichen Fortschritte sieht sich die queere Community weiterhin mit Anfeindungen konfrontiert. Die VN haben mit Emanuel Wiehl, dem Obmann des CSD Vorarlberg, über die aktuelle Situation gesprochen.

Am Samstag findet der CSD in Bregenz statt. Was erwartet die Besucherinnen konkret?
Also, es wird – wie jedes Jahr – eine friedliche Demonstration geben. Man trifft sich um 13 Uhr auf dem Kornmarktplatz vor der Pride-Bühne. Dort wird auch bereits das Village aufgebaut sein: eine Zeltstadt verschiedener NGOs und politischer Akteur:innen in Vorarlberg, wo man sich informieren und austauschen kann. Es ist ein Angebot sowohl für die Community, also acuh für queere Menschen, die sich zu verschiedenen Themen informieren wollen.
Welche Botschaft sollte an diesem Tag vermittelt werden?
Dieses Jahr haben wir das Motto „Wir alle sind Vorarlberg“ gewählt, weil es die inklusive Botschaft, für die der CSD steht, sehr gut trifft. Queere Menschen sind Teil der Gesellschaft. Sie gehen arbeiten, sie haben Hobbys, sie engagieren sich in Vereinen – sie sind ein fester Bestandteil der Gemeinschaft. Wir möchten sagen: Es gibt keine echten Unterschiede. Wir fühlen uns dieser Gesellschaft zugehörig, wir tragen zu ihr bei und möchten auch so gesehen werden. Und wir laden alle Menschen ein, den CSD mitzufeiern.

Warum ist der CSD auch heute noch so wichtig?
Wir haben den Hate-Crime-Bericht der Landespolizeidirektion, der jeweils mit einem Jahr Verzögerung veröffentlicht wird. Demnach gab es einen Anstieg von 20 Prozent bei Gewalt gegen queere Personen und Institutionen. Es ist also nach wie vor sehr wichtig, dass diese Menschen geschützt werden und dass mehr informiert wird – denn viel Angst und Gewalt entsteht aus Unwissenheit und Vorurteilen.
Was sind die größten Anliegen oder Sorgen der queeren Community in Vorarlberg?
Ganz klar: die Gefahr für Leib und Leben im öffentlichen Raum. Darf ich mit meinem Partner oder meiner Partnerin Hand in Hand durch die Fußgängerzone gehen? Das sind Gedanken, die sich heterosexuelle Paare nicht machen müssen – dass sie deswegen angefeindet werden. Wenn man von einem Bevölkerungsanteil von zehn Prozent ausgeht, reden wir von rund 40.000 Personen in Vorarlberg, die tatsächlich Angst haben, in der Öffentlichkeit sie selbst zu sein.
Wie hat sich die gesellschaftliche Wahrnehmung der queeren Community in Vorarlberg in den letzten Jahren verändert?
Es hat sich durchaus etwas getan, gerade durch viele Solidaritätsbekundungen. Ich möchte auch nicht nur das Negative betonen – unsere Aufgabe ist es aber, Fortschritte weiter voranzutreiben. Wenn ich allerdings sehe, dass Hakenkreuze auf Regenbogen-Zebrastreifen gesprüht werden, dann fühlt sich das an wie ein Rückschritt in die Vergangenheit. Und das sorgt mich – für alle Menschen in der Bevölkerung, aber natürlich besonders für queere Menschen.
Was motiviert Sie persönlich, sich so stark für die queere Community einzusetzen?
Als weißer, cis Mann bin ich selbst sehr privilegiert. Ich würde nicht behaupten, dass ich mich engagiere, weil es mich persönlich so stark betrifft. Ich mache es, weil es in meinen Augen das Richtige ist. Ich glaube an eine demokratische, humanistische und offene Gesellschaft, in der – unabhängig von Sexualität, Geschlecht oder Identität – alle Menschen in ihren Bedürfnissen gesehen und wertgeschätzt werden.
