Dornbirnerin Kinda Alswedani: „Auch für 10.000 Euro würde ich nicht nach Syrien zurückkehren.“

Menschen / 23.06.2025 • 14:33 Uhr
Dornbirnerin Kinda Alswedani: „Auch für 10.000 Euro würde ich nicht nach Syrien zurückkehren.“
Kinda Alswedani vermisst ihre Familienmitglieder in Syrien, sieht ihre Zukunft jedoch in Vorarlberg, wo sie seit zehn Jahren lebt. VN/Grundner, AFP

Die Regierung hat eine Rückkehrhilfe für Syrer von bis zu 1000 Euro vorgesehen. Kinda Alswedani nennt Gründe, warum sie das nicht in Erwägung ziehen würde.

Von Katja Grundner

„Auch wenn mir die österreichische Regierung bei einer Rückkehr nach Syrien 10.000 Euro zahlen würde, käme das für mich nicht infrage“, sagt Kinda Alswedani, die das Restaurant Le Jasmin in Dornbirn führt und seit 2015 in Vorarlberg lebt. Nach dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember des vergangenen Jahres wurde den Menschen, die in ihr Ursprungsland zurückkehren, eine Rückkehrhilfe von bis zu 1000 Euro über die Bundesbetreuungsagentur (BBU) zugesichert. Seitdem gab es laut dem Bundesministerium für Inneres (BMI) über 350 freiwillige, unterstützte Ausreisen syrischer Staatsangehöriger. In den Jahren 2023 und 2024 belief sich die Zahl auf jeweils 100 Ausreisen.

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Für die dreifache Mutter Kinda Alswedani ist eine Ausreise jedoch kein Thema. „Es geht nicht um Geld. Es geht um Gewohnheit, Sicherheit, Arbeit, Schule, Freunde. Das Leben meiner Familie ist jetzt in Vorarlberg“, erklärt sie.

Dornbirnerin Kinda Alswedani: „Auch für 10.000 Euro würde ich nicht nach Syrien zurückkehren.“
Kinda Alswedani fühlt sich mit ihrem Restaurant Le Jasmin in Dornbirn zu Hause. VN/Grundner

Flucht vor dem Assad-Regime

„Das Assad-Regime war eine Katastrophe“, meint Alswedani. Aufgrund des Bürgerkriegs machte sich die heute 49-Jährige im Jahr 2015 auf die Flucht. Alleine, ohne ihre Familie. „Ich hätte nicht mit meinen drei Kindern allein in Syrien bleiben können, das wäre zu gefährlich gewesen. Also trat nicht mein Mann, sondern ich die Flucht an. Es gab gefährliche Leute und Situationen. Zum Beispiel nahm das Boot von der Türkei nach Griechenland Schaden“, erzählt Alswedani. Zwei Jahre nach ihrer Flucht konnten ihr Mann und ihre Kinder nach Vorarlberg nachkommen.  

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Die Angst bleibt

Alswedani beschäftigt eine syrische Mitarbeiterin, die noch um ihren Aufenthaltsstatus bangt. „Sie kommt aus der Stadt Madaya, die von Rebellen gehalten wurde. Das Assad-Regime hat die Leute dort abgeschirmt, aber sie bekamen kaum Nahrung oder Medikamente. Dort war es ganz schlimm“, erklärt Alswedani.

Die Dornbirnerin beschreibt, wie solche Erfahrungen tiefe Spuren hinterlassen: „Wenn ich ein lautes Geräusch höre, habe ich Angst. Zwar ist es mit der Assad-Regierung endlich vorbei, aber gewisse Gefühle, die Erinnerung, alles, was wir in Syrien erlebt haben, ist nicht einfach weg.“

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Neue Konflikte in Sicht

Der Vater und zwei Geschwister von Alswedani leben noch in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Momentan haben diese große Hoffnung auf Besserung im Land, doch die Angst bleibt präsent. „Auch in der Zeit nach dem Krieg ist noch immer Chaos. Meine Familie in Syrien wartet und schaut. Es ist noch offen, wie sich alles entwickeln wird“, beschreibt Alswedani die Lage.   

Vor einer Woche haben ihr Vater und ihre zwei Geschwister einen lauten Bombeneinschlag vernommen. Dabei handle es sich zwar um den externen Konflikt zwischen Israel und dem Iran, doch liegt Syrien zwischen den Fronten. „Die israelische Grenze ist in der Nähe von Damaskus“, sagt die Dornbirnerin. „Die Syrer haben so lange gelitten und jetzt das. Sie würden eine Pause vom Krieg brauchen.“

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Am Sonntag sind bei einem Selbstmordanschlag in einer christlichen Kirche in Damaskus mindestens 22 Gläubige ums Leben gekommen. Weitere 59 Menschen wurden durch die Explosion verletzt. Laut syrischem Innenministerium ist der Attentäter dem Islamischen Staat (IS) zuzuordnen.

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Nach dem syrischen Regimewechsel im Dezember hatte sich Alswedani gefreut, ihre Ursprungsfamilie zum ersten Mal nach zehn Jahren endlich wieder besuchen zu können. Sie hatte bereits alles für diesen Sommer geplant. Doch die anhaltenden Konflikte haben eine neue Angst in ihr geweckt, sodass sie die Reise nicht wagen wird.

Informationen zur Rückkehrhilfe vom BMI:

  • Österreich räumt der freiwilligen Rückkehr stets Vorrang ein. Diese wird seit Jahren sowohl organisatorisch als auch finanziell unterstützt.
  • Die bundesweite Rückkehrberatung der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) berät Rückkehrerinnen und Rückkehrer durch sprachkundige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter individuell, klärt Perspektiven ab und unterstützt beispielsweise bei der Organisation der Heimreise, Übernahme der Reisekosten, finanzieller Starthilfe oder einem möglichen Reintegrationsangebot vor Ort.  
  • Bei Erfüllung der Kriterien kann eine finanzielle Starthilfe gewährt werden, die als Startkapital für grundlegende Bedürfnisse dient (im Falle Syriens bis zu 1000 Euro).
  • Darüber hinaus besteht für rückkehrende syrische Staatsangehörige die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Reintegrationsprogramm, welches den Neustart vor Ort unterstützt.  

(VN)