Trauer um den Abriss einer Hütte in der Schrebergartenanlage am Alten Rhein

Gerda Thelesklav hat eine starke emotionale Bindung zu ihrer Schrebergartenhütte. Doch nicht nur ihre Hütte, sondern auch alle anderen am Alten Rhein sollen laut Wiedl durch einheitliche Geräteschuppen ersetzt werden.
Von Katja Grundner
Die Schrebergartenhütte von Gerda Thelesklav in Lustenau am Alten Rhein soll abgerissen werden. „Mein Vater hat den Schrebergarten bereits bewirtschaftet. Vor über 50 Jahren haben mein Mann und ich die Parzelle übernommen”, sagt die 86-jährige Ehefrau des ehemaligen Pächters. Wegen dieser Verbundenheit setzt sich auch ihre Tochter Irene Burkhardt für den Erhalt der Hütte ein. Im gesamten Ried ist der Hüttenabriss seit Jahren ein Thema, doch laut Lustenauer Bürgermeister Patrick Wiedl gibt es im Fall von Thelesklav einen entscheidenden Unterschied: Während die Riedhütten unter gewissen Bedingungen stehen bleiben dürfen, sollen die Schrebergartenhütten am Alten Rhein früher oder später alle abgerissen werden.
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Kostspielige Veränderung
Der Vertrag aus dem Jahr 1986 lief auf den Namen von Thelesklavs Ehemann. Vor über 30 Jahren soll der Bau der elf Quadratmeter großen Hütte vom damaligen Lustenauer Gemeindesekretär Eduard Hämmerle per Handschlag bewilligt worden sein. „Früher wurde das so gemacht“, meint Burkhardt. Anfang 2025, rund zwei Jahre nach dem Ableben von Thelesklavs Mann, erhielt die Witwe ein Schreiben, in dem stand, dass sie den Pachtvertrag ihres Ehemannes übernehmen könne. Unter bestimmten Voraussetzungen: bestehende Bauwerke, die keine baurechtliche Bewilligung aufweisen, werden abgebrochen und auf Wunsch wird ein Geräteschuppen neu errichtet. „Dies wurde in der Gemeindevertretungssitzung Ende 2023 einstimmig entschieden“, erklärt der Bürgermeister auf VN-Anfrage.

Obwohl die Marktgemeinde Lustenau die Durchführung und Finanzierung übernehmen soll, würden die Ausgaben für Thelesklav deutlich steigen: „Vorher habe ich 25 Euro pro Jahr bezahlt. Mit dem Geräteschuppen der Gemeinde müsste ich für meine Parzelle fast 270 Euro Pacht im Jahr zahlen.“

Die neuen Geräteschuppen sehen alle gleich aus und sind acht Quadratmeter groß. Für Tochter Irene Burkhardt ist das viel zu klein: „Da passen ja nicht einmal alle Gartengeräte hinein.“ Außerdem lässt sie der Wunsch nach Einheitlichkeit an den Ostblock denken.
Öffentliche Stellungnahmen
Nach dem Erhalt des Schreibens von der Gemeinde rief Burkhardt bei der ORF-Sendung „Neues bei Neustädter“ an, in der sich Patrick Wiedl und Martin Fitz eine Woche vor der Bürgermeisterstichwahl den Fragen von Bürgerinnen und Bürgern stellten. Sie schilderte den Fall ihrer Mutter, und gewisse Aussagen – „Ich glaube nicht, dass es notwendig ist, eine bestehende Hütte abzureißen, da gibt es sicher eine Ausnahmegenehmigung“ – vermittelten ihr deutlich den Eindruck, dass die Hütte bestehen bleiben kann.

Eine Herzensangelegenheit
„Wenn mein Vater gehört hätte, dass man ihm die Hütte abreißen wird, hätte ihn das umgebracht. Er hat all sein Herzblut in sie gesteckt“, erzählt Burkhardt. Auch für Thelesklav ist die Hütte eine Herzensangelegenheit, mit der sie wichtige Erinnerungen verbindet. Ihrer Tochter geht es im Kern darum, dass die Hütte nur so lange bestehen bleibt, wie Thelesklav lebt. „Dass sie stark daran hängt, verstehe ich. Aber als oberste Baubehörde, habe ich mich an Beschlüsse zu halten“, erwidert Wiedl.

Aufgrund des Budgets werden pro Jahr nur drei bis fünf Hütten abgerissen. Aus Rücksicht auf Thelesklavs emotionale Bindung will Wiedl der Familie entgegenkommen, unter anderem dadurch, dass er den Abriss so spät wie möglich durchführen wird. „Bis nächstes Jahr haben sie die Hütte sicher noch. Und es kann auch sein, dass die Hütte erst in ein paar Jahren abgerissen werden muss“, meint er. Mutter und Tochter freuen sich zumindest über dieses Versprechen.
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(VN)