Macht, Gewalt und hohe Männerstimmen

Menschen / 18.07.2025 • 12:47 Uhr
Macht, Gewalt und hohe Männerstimmen
Philipp Hochmair gibt auch in diesem Jahr wieder den “Jedermann”. APA/Barbara Gindl

Die Salzburger Festspiele starten am Samstagabend mit der Premiere des “Jedermann”.


Salzburg Blutige Konflikte und Machtspiele prägen das aktuelle Weltgeschehen – auch die bevorstehenden Salzburger Festspiele. Das Festival spannt den Bogen von einer Barockoper über brutale Rivalitäten in der Antike bis zu einem Weltkriegsdrama. Zum Saisonbeginn steht am heutigen Samstag die Aufführung des “Jedermann” an. Die Inszenierung von Robert Carsen aus dem Vorjahr steht erneut auf dem Programm, bei der sich Philipp Hochmair als ideale Besetzung für die Hauptrolle im “Spiel vom Sterben des reichen Mannes” gezeigt hat. Karl Kraus verarbeitete den Ersten Weltkrieg in “Die Letzten Tage der Menschheit”. Das Drama mit etwa 220 Szenen und 1.100 Personen besteht teils aus realen Gesprächen und Zeitungstexten, die der Autor damals aufgeschnappt hatte. Für Salzburg wurde das Stück auf eine spielbare Länge gekürzt. Beim diesjährigen Eurovision Song Contest hat der Countertenor JJ mit seinem Sieg die Aufmerksamkeit auf dieses extrem hohe Stimm-Fach gelenkt. Solche Sänger sind dieses Jahr auch bei den Salzburger Festspielen stark vertreten, etwa in Händels Barockoper “Giulio Cesare in Egitto”. Die drei männlichen Hauptrollen in dem brutalen Macht-Drama um den römischen Feldherrn und Herrscher Caesar sind mit Countertenören besetzt. Dirigentin Emmanuelle Haïm sieht Verbindungen zwischen Barock- und Popmusik. Sie nannte etwa die direkte emotionale Wirkung der Musik und den Fokus auf Rhythmus.

Macht, Gewalt und hohe Männerstimmen
APA/Barbara Gindl

Zu den Highlights der Saison gehört auch die Opern-Version des Tschechow-Dramas “Drei Schwestern”. In dem zeitgenössischen Werk von Peter Eötvös werden die Protagonistinnen von drei Countertenören verkörpert. Mit Spannung wird auch Donizettis italienische Oper “Maria Stuarda” in der Inszenierung von Ulrich Rasche erwartet. Denn der deutsche Regisseur bleibt seiner mechanisch-industriellen Handschrift treu und spult das Königinnen-Drama mit einer genauen Bewegungschoreografie auf Drehbühnen ab. Zu den Künstlern gehören in dieser Saison zwei Schauspieler, die international durch den Tarantino-Film “Inglorious Basterds” bekannt sind: Christoph Waltz tritt als Sprecher in Strawinskys Opern-Oratorium “Oedipus Rex” auf, während August Diehl die Hauptrolle in dem Stück “Der Schneesturm” spielt. Auch die Konzerte bieten eine reiche Auswahl an berühmten Musikern: So treten etwa die Pianisten Lang Lang, Igor Levit und Daniil Trifonov in der Mozartstadt auf. Auf dem Podium dirigieren unter anderem Riccardo Muti, Kirill Petrenko und der Jungstar Klaus Mäkelä. Der Künstler Georg Baselitz gestaltet Marionetten für Strawinskys “Die Geschichte vom Soldaten”.