Revolutionäre Altersvorsorge – Clara Breuss sichert sich mit „Zeitpolster“ ab

Menschen / 12.08.2025 • 07:30 Uhr
Revolutionäre Altersvorsorge – Clara Breuss sichert sich mit „Zeitpolster“ ab
Clara Breuss (l.) unterstützt Renate Loacker (r.) bei unterschiedlichen Alltagsaufgaben und erhält dafür eine Zeitgutschrift. VN/Paulitsch

Clara Breuss fährt andere zum Arzt, unterstützt beim Einkaufen, hilft im Garten und bekommt dafür: nichts – zumindest nicht sofort.

Darum geht’s:

  • Clara Breuss nutzt „Zeitpolster“ als Altersvorsorge.
  • Sie erhält Zeitgutschriften statt Geld für ihre Hilfe.
  • Das Angebot richtet sich an Familien mit Kindern, Personen mit Behinderung und ältere Menschen.

Von Katja Grundner

Zwischenwasser Die Versorgung im Alter ist ein Thema, das immer wieder für Verunsicherung sorgt – sei es wegen der Pension, des Pflegemangels, des demografischen Wandels oder sich verändernder familiärer Strukturen. Während es früher selbstverständlich war, dass sich die Jüngeren um die Älteren kümmern, ist es heutzutage oftmals schon allein aufgrund der geografischen Verortung nicht möglich. Wie bei Clara Breuss (79) aus Rankweil, deren Familie nicht in Vorarlberg lebt. Das war einer der Gründe, warum sie sich entschloss, beim Betreuungs- und Vorsorgemodell “Zeitpolster” als Helferin mitzumachen.

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Aktuell unterstützt sie Renate Loacker (64) aus Zwischenwasser, die aufgrund gesundheitlicher Probleme körperlich stark eingeschränkt ist. Dafür bekommt Breuss kein Geld, sondern eine Zeitgutschrift, die sie einlösen kann, sobald sie selbst Hilfe benötigt. Neben älteren Menschen richtet sich das Angebot auch an Familien mit Kindern und Personen mit Behinderung.

Gegründet wurde Zeitpolster vom Dornbirner Gernot Jochum-Müller. Sein Ziel ist eine Betreuung und Vorsorge für möglichst viele Menschen. Neben Vorarlberg hat das Projekt auch in Wien, Niederösterreich, Tirol und der Steiermark Fuß gefasst. In Liechtenstein ist Zeitpolster durch einen Franchise-Partner vertreten – und ab Herbst auch in Deutschland.

Spontan und flexibel

Renate Loacker wurde durch ein Prospekt im Rahmen einer ärztlichen Behandlung auf Zeitpolster aufmerksam. Nachdem sie Kontakt aufgenommen hatte, wurde ein Bedarfsprofil erstellt, um einen passenden Helfer zu finden. Die 64-Jährige hatte ein Problem mit einem kaputten Schrank und dem Drucker, wofür Zeitpolster einen Helfer schickte, der sich mit genau diesen Themen auskannte. “Manche sind handwerklich begabt oder technikaffin, andere sind geschickt beim Nähen, Kochen oder bei der Gartenarbeit – jeder Helfende bringt seine individuellen Fähigkeiten mit”, erklärt die ehemalige Lehrerin.

Revolutionäre Altersvorsorge – Clara Breuss sichert sich mit „Zeitpolster“ ab
Für Renate Loacker (l.) und Clara Breuss (r.) ist die gemeinsame Zeit ein großes Vergnügen.
VN/Paulitsch
Revolutionäre Altersvorsorge – Clara Breuss sichert sich mit „Zeitpolster“ ab
Clara Breuss (l.) unterstützt Renate Loacker (r.) unter anderem bei Besorgungen aller Art. VN/Paulitsch

Während die Unterstützung bei Schrank und Drucker nur punktuell erfolgte, unterstützt Clara Breuss sie nun regelmäßig – etwa bei Besorgungsfahrten, Arztbesuchen oder der Gartengestaltung. Da Loacker selbst keinen Zeitpolster angespart hat, bezahlt sie elf Euro pro Stunde. Im Vergleich zu anderen Angeboten wie dem Mobilen Hilfsdienst sieht sie bei Zeitpolster die Spontanität, Flexibilität und das breite Angebot als großen Vorteil.

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Absicherung für das Alter

Clara Breuss wurde über einen Zeitungsartikel auf Zeitpolster aufmerksam. Sie erklärt, dass Helfende keine pflegerischen Tätigkeiten übernehmen und auch keine reinen Reinigungsdienste leisten. Abgesehen davon können die Einsatzbereiche sehr vielfältig sein: Sie reichen von klassischer Alltagshilfe über Kinderbetreuung bis hin zur Entlastung pflegender Angehöriger. Manche Menschen wünschen sich auch einfach Gesellschaft – sei es durch Reden, Spazierengehen, Kartenspielen oder andere gemeinsame Aktivitäten.

Revolutionäre Altersvorsorge – Clara Breuss sichert sich mit „Zeitpolster“ ab
Für Begleitfahrten mit Loacker (l.) erhält Breuss (r.) Kilometergeld.
VN/Paulitsch

Grundsätzlich kann jede interessierte und motivierte Person Helfende werden. “Es gibt jetzt auch immer mehr junge Leute in den Dreißigern, die sich als Helfende melden”, erwähnt Breuss. “Für mich ist es eine Versicherung für das Alter.” Sie hat keinen Zweifel daran, dass sie die angesammelten Stunden in der Zukunft zurückerhalten wird: “Ich vertraue 100 Prozent auf das Modell.”

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(VN)