“Das Tier zeigt, was der Mensch nicht sagen kann” – Cranio Sacral für Hunde

Menschen / 06.09.2025 • 13:00 Uhr
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Ruhige Atmosphäre während einer einstündigen Sitzung in Hittisau. Foto/Dür

Anna-Lena Dür heilt mit Kinesiologie und Cranio Sacral nicht nur Menschen, sondern auch Tiere.

Hittisau Schon während ihrer Massageausbildung hat sich gezeigt: Anna-Lena Dür (26) aus Hittisau verfügt über ein feines Gespür für die Beschwerden anderer. Dieses Talent hat sie schließlich dazu bewegt, eine einjährige Cranio-Sacral-Ausbildung am Wifi in Linz zu absolvieren – eine Behandlungsform, die sich aus der Osteopathie entwickelt hat. Heute biete sie neben Cranio Sacral für Hunde und andere Tiere auch Massagen und Fußreflexmassagen an.

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Die 26-Jährige hat sich in Hittisau ihren Traum vom eigenen Studio erfüllt. VN/Köchle

Behandlung über eine dritte Person

Schon während ihrer Ausbildung hat sie die sogenannte „Cranio Sacral Surrogat“-Methode kennengelernt – eine Technik, bei der die Behandlung über eine dritte Person erfolgt. „Das kann bei jedem Lebewesen angewendet werden – ob Hund, Katze, Schildkröte oder auch Baby“, sagt sie. In der Praxis liegt dabei nicht das Tier auf der Liege, sondern meist das Herrchen oder Frauchen. Die Kinesiologin führt einen einstündigen Muskeltest durch, der auf chinesischen Codes basiere und Hinweise darauf geben solle, auf welcher emotionalen oder körperlichen Ebene das Thema liege.

Ein “Cranio Sacral Surrogat” ist eine Person, die bei der Craniosacral-Therapie als Stellvertreter für die eigentliche, zu behandelnde Person agiert. Da eine direkte Behandlung in bestimmten Fällen schwierig ist, zum Beispiel bei Kleinkindern oder Menschen, die körperlich oder psychisch stark eingeschränkt sind, wird über die Surrogat-Person eine mentale Verbindung zur eigentlichen Person aufgebaut, um die therapeutischen Maßnahmen durchzuführen. 

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Das Tier selbst bleibe dabei völlig frei, dürfe sich im Raum bewegen, schnüffeln, beobachten – oder sich einfach hinlegen. „Oft würden die Tiere genau spüren, was passiert, und sich intuitiv ihren Teil der Sitzung abholen“, sagt sie. Bei ihrem eigenen Hund habe sich das anders gezeigt: „Er habe seinen Kopf während der Sitzung direkt auf meine Hand gelegt – und sei immer wieder zurückgekommen, um sich seinen Teil der Behandlung zu holen.“

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“Er legte seinen Kopf während der Sitzung direkt auf meine Hand”, erzählt sie. VN/Köchle

Auch Reptilien zeigen Schmerz

„Ich habe sogar einmal eine Sitzung mit meiner Schildkröte gemacht“, erzählt sie. Das Tier sei zuvor auffällig aggressiv gewesen und habe seine Artgenossen gebissen. Bei genauerem Hinsehen habe man bemerkt, dass ihr ein Teil des Schwanzes fehlte – möglicherweise der Auslöser für ihr Verhalten. „Ich dachte mir: Wenn ich anderen helfe, warum nicht auch ihr?“ Nach der ersten Sitzung sei die Schildkröte ruhiger gewesen, die Aggressionen hätten aufgehört. Die Wunde sei mit Pflegeprodukten versorgt worden und habe gut verheilt. Ob die Veränderung tatsächlich auf die Sitzung zurückzuführen sei, lasse sich nicht eindeutig sagen – doch die Beobachtung habe sie beeindruckt.

Heilung beginnt oft beim Menschen

Das Spektrum der Sitzungen reicht von Säuglingen – etwa bei Schreikindern – bis hin zu Menschen mit Burn-out oder Schmerzen. Entscheidend ist, dass die Sitzung immer “im höchsten Wohl” des jeweiligen Kunden erfolgt. Das bedeutet auch: Es geht nicht darum, einen Hund dazu zu bringen, in den Bodensee zu springen, wenn er Angst vor Wasser hat. “Das wäre nicht sein Wunsch, sondern der des Besitzers”, erklärt die Praktikerin. Bei echten Ängsten und Traumata hingegen könne man sehr wohl etwas verändern.

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“Manchmal braucht der Mensch die Veränderung genauso sehr”, erklärt die Praktikerin. Foto/Lenninger

Zwischen Skepsis und Vertrauen

Was Anna-Lena zu skeptischen Tierbesitzern sagt: “Hast du schon mal gemerkt, dass dein Hund unruhig ist, wenn du gestresst nach Hause kommst?” Die Reaktion: meist ein Nicken. “Wenn das im Negativen so gut funktioniert, warum nicht auch im Positiven?” Die Methode sei nicht dazu da, Tierärzte oder Trainer zu ersetzen – sondern um zusätzlich auf feinerer Ebene zu arbeiten.

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Anhand der Muskelreaktionen leitet sie die einstündige Sitzung. Foto/Lenninger

Mittlerweile kämen viele Klientinnen und Klienten regelmäßig – manche monatlich, andere nur in bestimmten Lebensphasen. Die Praxis wachse mit jeder Sitzung, sagt sie. Und die 26-Jährige könne sich vorstellen, langfristig ganz in diesem Beruf aufzugehen. „Es ist das erste Mal, dass ich mir denke: Das ist genau das, was ich machen möchte.“

Zur person

Anna-Lena Dür

Beruf Cranio-Sacral- und Kinesiologie-Praktikerin

Geboren 03. August 1999

Wohnort Hittisau

Familienstand Ledig

Hobbies Klettern und Wandern

Instagram cranio_sacral_duer