“Diese eine Tasse war mein Ziel. Alles danach war ein Bonus” – Vom Aeropress-Neuling zur WM

Menschen / HEUTE • 06:00 Uhr
"Diese eine Tasse war mein Ziel. Alles danach war ein Bonus" - Vom Aeropress-Neuling zur WM
Spaß an der Sache zu haben ist für Álvaro Jacobs Fernández das Wichtigste.VN

Álvaro qualifizierte sich für die Aeropress-WM dank Leidenschaft und Neugier auf fruchtige Kaffeevarianten.

Von Silja Dietrich

Hard Was für viele nach bitterer Brühe schmeckt oder vor allem zum Wachmachen dient, wurde für Álvaro zur Entdeckung: Kaffee muss nicht dunkel und herb sein. In Frankfurt stieß er auf die Welt des Specialty Coffee – fruchtige, leichte Aromen, die ihn neugierig machten. „Ich hab mich gefragt: Warum schmeckt dieser Kaffee fruchtig? Ist der jetzt schlecht?“ Diese Frage war der Anfang einer Leidenschaft.

"Diese eine Tasse war mein Ziel. Alles danach war ein Bonus" - Vom Aeropress-Neuling zur WM
In der Freizeit lebt Álvaro seine Leidenschaft als Kaffeeröster aus.VN

Im September 2025 gewann er die österreichische Aeropress-Meisterschaft in Wien – bei seiner allerersten Teilnahme. Anfang Dezember vertritt er Österreich bei der Weltmeisterschaft in Seoul.

Die Aeropress – ein Werkzeug für alle

Die Aeropress ist ein simples Gerät, erfunden von einem amerikanischen Frisbee-Hersteller. Sie steht für unkomplizierten Zugang zur Kaffeezubereitung – kein teures Equipment, keine Barista-Ausbildung nötig. „Du brauchst eigentlich nur Kaffeemehl, heißes Wasser und diese Aeropress“, sagt Álvaro, der sich erst seit einem Jahr damit auseinandersetzt. Damit kann man sogar espressoartige Getränke zaubern oder sie einfach mit zum Wandern nehmen.

"Diese eine Tasse war mein Ziel. Alles danach war ein Bonus" - Vom Aeropress-Neuling zur WM
Álvaro mit seiner größten Leidenschaft – der Aeropress.VN

Was ihn an der Methode fasziniert, ist die Kombination aus Einfachheit und Vielfalt: „Du kannst aus derselben Bohne fünf verschiedene Kaffees brühen, nur durch andere Variablen.“ Die Kaffees, mit denen er experimentiert, stammen oft direkt aus dem Sortiment von der Tinto Kaffeerösterei in Hard, wo er neben seinem Hauptjob in der IT-Abteilung eines Vorarlberger Industriebetriebs arbeitet.

Die sensorische Vielfalt entsteht nicht nur durch die Bohne, sondern auch durch die Röstung. „Wir überlegen uns bei jedem Kaffee: Was kann er sein? Wie wollen wir ihn rösten?“ Nachhaltigkeit spielt dabei eine zentrale Rolle. „Kaffee ist Handarbeit. Wir gehen regelmäßig nach Kolumbien – mindestens einmal im Jahr und besuchen die Farmen, sprechen mit den Leuten vor Ort und schauen uns alles genau an. Uns ist wichtig, dass alle, die beteiligt sind, fair davon profitieren.“

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Das Thema “Aeropress” nimmt seit dem letzten Jahr viel Platz in Álvaros Leben ein.VN

Konzentration, Können und ein bisschen Glück

Die österreichische Meisterschaft in Wien folgt einem K.O.-System. 35 Teilnehmer traten an, Runde für Runde wurde ausgesiebt. Jeder hat fünf Minuten Zeit, um eine Tasse Kaffee mit maximal 18 Gramm Kaffeemehl zu brühen. „Du trittst immer gegen zwei andere an, einer kommt weiter“, erklärt er. Am Ende stand er im Finale – und gewann.

Die Bewertung basiert auf Sensorik. „Ich mache einfach, was ich trainiert habe“, sagt der Kaffeeröster über seine Technik. „Natürlich musst du wissen, was du tust. Aber am Ende ist es auch Glück.“ Entscheidend ist die Tagesverfassung, die Fähigkeit, sich spontan auf den Kaffee einzustellen. Und vor allem: Spaß. „Das steht sogar im Regelwerk ganz vorne.“ Außerdem meinte er: „Diese eine Tasse war mein Ziel. Alles danach war ein Bonus.“

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Das Siegerfoto bei der österreichischen Aeropress Meisterschaft Ende September in Wien.Privat

Seoul als nächster Schritt

Am 5. und 6. Dezember geht es zur Weltmeisterschaft nach Südkorea. Dort wird er Österreich vertreten – mit seiner Aeropress, seinem Rezept und dem Wissen, dass guter Kaffee etwas ist, das verbindet und überrascht. „Ich bereite mich sensorisch vor – verschiedene Kaffees, verschiedene Aufbereitungen. Ich will verstehen, was ich schmecke, und wie ich mein Rezept anpassen kann.“ Unterstützt wird Álvaro von Thorsten und Bojan – zwei erfahrenen Baristi, die ihr Aeropress-Wissen eingebracht haben.

Mehr als 65 Nationen werden in Seoul vertreten sein. „Wenn ich zwei Tassen brühen darf, wäre das schon cool. Aber allein dabei zu sein – als Vertreter von Österreich – ist einfach großartig.“

"Diese eine Tasse war mein Ziel. Alles danach war ein Bonus" - Vom Aeropress-Neuling zur WM
Álvaro ist fasziniert davon, wie viele verschiedene Geschmäcker Kaffee haben kann.VN

Ein Rat für Einsteiger

„Probiert euch aus. Bleibt bei einer Sache und schaut, was euch Spaß macht. Es ist egal, wie viel Equipment ihr habt. Wenn ihr gute Bohnen, gutes Wasser und eine gute Mühle habt, ist das schon cool.“ Und wer neugierig ist, findet viele dieser Bohnen direkt bei Tinto – samt Beratung und Begeisterung.

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zur person

Álvaro Jacobs Fernández vertritt Österreich bei den Aeropress Weltmeisterschaften in Seoul

Geboren August 1991

Wohnort Hard

Beruf ITler, Kaffeeröster

Familie ledig

Hobbys Kaffee, Fahrrad fahren