Zwischen Bayern und der großen Welt

Maxjoseph begeisterte am Donnerstagabend mit “Neuer Volksmusik” im Hagenhaus.
Nendeln Es war ein Abend, an dem sich musikalische Grenzen leise, klug, mit Esprit und Anspruch auflösten. Im atmosphärischen Ambiente des Hagenhauses entfaltete das Ensemble Maxjoseph am Donnerstag ein Konzert, das weit mehr war als eine Begegnung mit „Neuer Volksmusik“. Es war eine kunstvolle Erkundung von Klanglandschaften, die Tradition und Moderne, Heimat und Welt sowie Nachdenklichkeit und überschäumende Spielfreude miteinander verbanden. Seit rund acht Jahren musizieren Andreas Winkler (Steirische Harmonika), Georg Unterholzner (Gitarre), Nathanael Turban (Violine) und Florian Mayrhofer (Tuba) gemeinsam. In dieser Zeit hat sich ein Ensembleklang von großer Ausdruckskraft und Vertrautheit entwickelt. Jeder Ton wirkt bedacht, jedes Stück ist sorgfältig aufgebaut und doch offen für spontane Momente. Die vier Musiker verstehen es, ihre unterschiedlichen musikalischen Wurzeln in Klassik, Volksmusik und Jazz so zu verweben, dass daraus etwas gänzlich Eigenes entsteht: ein Sound, der vertraut und neu zugleich klingt, der erdet und erhebt.

Ihre Kompositionen sind kleine Erzählungen ohne Worte, Miniaturen mit innerem Leben. Da ist etwa „La Fleur“, jene unscheinbare Blume, der sie ein feines, fast schwebendes musikalisches Porträt widmen, ein Stück, das die stille Schönheit des Übersehenen feiert. Auch der Allgäuer Fund des „Danuvius fossilis“, des ältesten aufrecht gehenden Menschenaffen der Welt, fand in ihrer Musik einen Platz. „Ein Allgäuer als erster Mensch auf zwei Beinen, das war natürlich ein guter Anlass, ein Stück über die Freude darüber zu schreiben, der Erste zu sein“, erzählte der gebürtige Allgäuer Florian Mayrhofer schmunzelnd. Und dann war da noch die Geschichte einer alten Spieldose, die beim Aufräumen entdeckt wurde und sich als Sinnbild des Lebens selbst entpuppte: Eine kleine Dame auf einem Schaukelstuhl, die unermüdlich strickt und lächelt, bis sie schließlich innehält. Ihr widmeten sie ein Stück von schlichter Schönheit, das in seiner Mechanik und Melancholie den stillen Kreislauf des Daseins einfängt.
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Dass die Musiker ihre Werke selbst komponieren, „selbst anschreiben“, wie sie mit einem Augenzwinkern sagen, verleiht dem Abend eine besondere Authentizität. Hier wird nicht interpretiert, hier wird erschaffen. Maxjoseph suchen nicht das Spektakel, sondern den Dialog miteinander, mit ihrem Publikum und mit den Traditionen, aus denen sie schöpfen. Die Steirische Harmonika von Winkler erdet, die Tuba von Mayrhofer verleiht Tiefe und Wärme, Turbans Violine bringt kammermusikalischen Glanz und Unterholzners Gitarre hält mit feiner Rhythmik und klarem Ton das Ganze zusammen. Was in Nendeln zu hören war, war Musik, die Brücken baut: zwischen Tanzboden und Konzertsaal, zwischen Alpenklang und Jazzclub, zwischen Volksmusik und Avantgarde. Maxjoseph beweisen, dass Volksmusik kein museales Erbe sein muss, sondern eine lebendige Quelle für Neues ist. Ihre Arrangements sind ausgeklügelt, aber nie verkopft. Sie atmen Leichtigkeit, Humor und Liebe zum Detail. Mit feinsinniger Dramaturgie wechselten sich melancholische Momente und rhythmische Ausgelassenheit ab. Improvisationen ließen die Spielfreude aufblitzen, ohne die geschlossene Form zu stören. Immer wieder schwang eine zarte Ironie mit, eine elegante Distanz zu folkloristischen Klischees.