Vom Bodensee zur Waterkant

Kultur / HEUTE • 11:05 Uhr
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Dietmar Mathis

Der traditionsreiche Gesangsverein Bregenzer Männerchor begeisterte im Festspielhaus.

Bregenz Es war ein ambitioniertes Projekt („Unter fernen Sternen – vom Bodensee zur Waterkant“), das sich der Bregenzer Männerchor für dieses Jahr für ihre Darbietung im Festspielhaus zum Ziel gesetzt hat. Einmal von den vielen Proben abgesehen, die dieses Unterfangen benötigte, wurden auch viele „special guests“ mit ins Boot geholt, unter anderem Maria Jäger alias „Fräulein Jäger“, „Blues-Man“ Markus Linder, Musiker und Komponist Thomas Ruez mit seiner Band, der Landeskinderchor Vorarlberg sowie Schauspieler Markus Vögel, seine Mitspielerin, die kongeniale junge Dame Eva Nagel, und kein Geringerer als Hubert Dragaschnig, der sich für die Gesamtinszenierung verantwortlich zeichnete. Großes Kompliment an Kuno Wohlgenannt, der die Idee, die Texte und das ansprechende Storyboard dazu beisteuerte.

Markus Linder in seinem Element.JPG
Dietmar Mathis

Geboten wurden Seemannslieder (Shantys), sowohl traditionelle Lieder als auch moderne Interpretationen (arrangiert von Herwig Hammerl), die auf älteren Liedern basieren: von der „Fischerin vom Bodensee“ über „Yellow Submarine“ (Beatles), „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ (berühmt geworden durch Hans Albers, 1944), das bekannteste und älteste Seemannslied „Drunken Sailor“, bis hin zu Harry Belafontes „Angelina“ (1953). Last but not least Vorarlbergs „Landeshymne“ „s’Hoamatle“, geschrieben vom Mundartdichter Kaspar Hagen. Damit das Ganze einen erzählerischen Charakter erhielt, wurde der Schauspieler Markus Vögel engagiert, der einer jungen Dame (Eva Nagel) seine wundersame Geschichte erzählt, denn aus Liebeskummer verlässt Johannes (später der Seebär Johnny) seine geliebte Heimat am Ufer des Bodensees, schippert durch die Rheinfälle (das muss man ihm einmal nachmachen), rheinabwärts bis nach Rotterdam, heuert dort auf einem Schiff an, das nach Honkong über Hawaii, dem Kap der Guten Hoffnung bis nach Piräus („Ein Schiff wird kommen“) und schließlich zurück nach Hause segelt. Eine Geschichte über große Meere, fremde Häfen und zahllose Abenteuer, die Johnny zu bestehen hat, natürlich garniert mit viel Seemannsgarn und Klabautermannsanekdoten.

Geschichtenerzähler und Zuhörerin Markus Vögel und Eva Nagel.JPG
Dietmar Mathis

Chorleiter Michael Schwärzler hat „seinen“ Chor bestens auf diese große Herausforderung ein- und abgestimmt. Feine musikalische Kleinode steuerten vor allem Maria Jäger mit „Ein Schiff wird kommen“, „Seemann, deine Heimat ist das Meer“ und „Junge, komm bald wieder“ sowie Markus Linder mit „Yellow Submarine“ und seiner ausgezeichneten Interpretation von Belafontes „Angelina“ bei. Der Landeskinderchor unter der Leitung von Victoria Türtscher gab „He, Ho, wir sind Piraten“ zum besten und „Gitarrero“ Thomas Ruez begeisterte mit u. a. mit „Die Gitarre und das Meer“, „Soon may the Wellerman come“, aber auch mit dem unverwüstlichen Klassiker „La Paloma“. Deutlich spürte man die Handschrift des Theatermachers Hubert Dragaschnig, der die Gesamtleitung innehatte, und aus einem Potpourri ein stimmiges, einheitliches Bild zauberte. Das nach all den „See- und Wellenliedern“ das Publikum wieder festen Boden unter die Füße bekam, dafür sorgte schließlich „s’Hoamatle“, das zum Schluss von allen Protagonisten auf der Bühne angestimmt wurde. Das Publikum sang selbstverständlich mit und quittierte mit lang anhaltendem Applaus.
THS