Ein Ort, wo selbst der Kaiser zu Fuß hingeht

Menschen / 18.11.2025 • 08:00 Uhr
Ein Ort, wo selbst der Kaiser zu Fuß hingeht
Jeder muss die Toilette benutzen – auch Kaiser, Königinnen und Prinzen. schossmann

Am Hof in Versailles: 2000 Zimmer, aber nur ein eingebautes Klo.

Schwarzach Der “Welttoilettentag” am 19. November macht darauf aufmerksam, dass fast die Hälfte der Weltbevölkerung in ihrem Zuhause über keine sicher verwalteten Sanitäranlagen verfügt. Kaum ein Lebensbereich betrifft alle Menschen gleichermaßen – unabhängig von Stand oder Geschlecht. Jeder muss die Toilette benutzen – auch Kaiser, Königinnen und Prinzen.

Das berühmte stille Örtchen als intimer Zeuge der Weltgeschichte. König Georg II. bricht am 25. Oktober 1760 auf einer der vielen Toiletten des Kensington-Palastes zusammen und stirbt dem Vernehmen nach an einem Aortenaneurysma. Ein ähnliches Schicksal erleidet Katharina II. in St. Petersburg. Sie stirbt am 17. November 1796 infolge eines Schlaganfalles während sie auf der Toilette ist.

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Die Verrichtung der Notdurft war nicht immer intim. Der Sonnenkönig Ludwig XIV. benutzt das Klo im Beisein seiner Minister. Die Franzosen nannten den Vorgang des Ankleidens, Schminkens und Frisierens “Toilette”. Weil die Damen am Hofe für ihre Toilette Ankleidezimmer besaßen und dort auf Leibstühlen auch ihre Notdurft verrichteten, hat sich dieser Begriff durchgesetzt. Ob als “Heimliches Gemach”, “Abtritt” oder “Privet”, als “Abort”, “Retirade” oder “Kommoditee” – die Toilette hat eine Geschichte zu erzählen. Ihren Spitznamen “Thron” erhält sie im Mittelalter. Auf Burgen hatten nur Herrscher Zugang zum Plumpsklo. Sie saßen auf der Toilette eben wie auf ihrem Thron.

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Auf Burgen hatten nur Herrscher Zugang zum Plumpsklo. Sie saßen auf der Toilette eben wie auf ihrem Thron. apa

Erstmals verpflichtet der französische König Franz I. im November 1539 jeden Hauseigentümer, einen privaten Abort zu bauen. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert beschäftigt das englische Königshaus einen “Groom of the Stool”. Die Kleidung der männlichen Royals wurde von Dutzenden Bändern gehalten, die geöffnet werden mussten, bevor man sich auf den “Close Stool” (eine samtbezogene Holzkiste über einem Nachttopf) setzte.

Eine hochrangige Position für (und als) das große Geschäft. Und was Sie sicherlich schon immer wissen wollten: Ein Mensch liefert im Jahr durchschnittlich 48,5 Kilogramm feste Exkremente und 422 Kilogramm Harn, stellte 1881 ein gewisser Herr Heiden in seinem Buch über “Die menschlichen Exkremente” fest. Das Recherchieren dieser Fakten war sicherlich eine “Heidenarbeit”.

Lisbeth Bischoff ist Adelsexpertin und lebt in Dornbirn