“Bei allem, was ich gemacht habe – die Menschen waren immer meine Motivation”

Vom Lehrer zum Varieté-Gründer war Heinz Wendel stets angetrieben von seiner Liebe zu den Menschen.
Von Silja Dietrich
Dornbirn, Gaißau Vom Klassenzimmer über die Bühne bis ins Varieté: Heinz Wendel hat in den vergangenen Jahrzehnten unterschiedliche Rollen übernommen. Seine Arbeit reichte von der Schule über die Musik und Moderation bis hin zur Organisation internationaler Künstlerabende. Mit dem Ende des Varietés nach 20 Jahren beginnt nun auch Heinz Wendels zweite Pensionierung.

Lehrer mit Herz und Humor
“Bei allem, was ich gemacht habe – mein ganzes Leben – die Menschen waren immer meine Motivation”, sagt Heinz Wendel. 38 Jahre lang unterrichtete Heinz Wendel als Hauptschullehrer in Lingenau und Haselstauden. Er wollte eine “Schule fürs Leben” schaffen und setzte sich besonders für Kinder ein, die wenig hatten. Er berichtet von seinen Schulerlebnissen: wie er im Handstand ins Klassenzimmer kam, Kindern ohne finanzielle Mittel die Teilnahme an der Skiwoche ermöglichte und dafür sogar privat die notwendige Ausrüstung organisierte.
“Es tut mir wahnsinnig weh, dass man heute so grob zueinander ist. Früher war mehr Liebe im Umgang.” Diese Veränderungen haben ihn tief berührt und zugleich bestärkt, seine Arbeit immer auf die Menschen auszurichten.

Ein Leben mit vielen Stationen
Heinz Wendel war vieles zugleich: Neben dem Lehrer-Dasein war er Schlagzeugausbilder, Musiker bei den Trocaderos, Moderator für große Veranstaltungen von Wien bis Bern, Atlas-Gestalter, Lehrerausbilder und Motivator für Kollegen in ganz Österreich. Er spielte Fußball und Eishockey, gründete eine Künstleragentur, organisierte Benefizkonzerte für Kinder und brachte schlussendlich internationale Künstler nach Vorarlberg.

Gründer des Varietés am Bodensee
Denn 2006 erfüllte er sich seinen Herzenswunsch – nach seiner Pensionierung: das Varieté am Bodensee. Zunächst im Hofsteigsaal Lauterach, später dann im Dornbirner Messequartier. Anfangs war es ein Wagnis. “Kein Mensch wusste in Vorarlberg, was ein Varieté ist. Viele dachten an Paris.” Doch Wendel brachte die Mischung aus Theater, Zirkus, Musik und Kulinarik nach Vorarlberg. Heute ist die Veranstaltung längst Kult: Bis zu 450 Gäste pro Abend, über 50 Prozent Stammgäste. Internationale Künstler aus aller Welt – von Südamerika bis Aserbaidschan – treten hier auf.
“Ich will Menschen zum Lachen bringen. Das ist mir schon in der Schule gelungen – und heute noch im Varieté”, sagt er. Dafür geht Wendel bei jeder Vorstellung persönlich durch den Saal: “Ich bin zweimal an jedem Tisch” – um Nähe zu schaffen und den Menschen zu zeigen: Der Gastgeber ist wirklich da.

Abschied nach 20 Jahren
Nach zwei Jahrzehnten voller Einsatz, Herzblut und unzähligen Abenden voller Staunen und Lachen verabschiedet sich Heinz Wendel nun von der Bühne. Für ihn war das Varieté nicht nur eine Veranstaltung, sondern ein Lebensprojekt – zugleich nur ein Teil eines langen Berufslebens. “Ich habe viel gearbeitet, ich habe lange gearbeitet. Ich habe sehr viel Freude bereitet und viel Gutes getan. Jetzt ist es einfach genug.”
Sein Rückzug ist kein Zeichen von fehlender Leidenschaft, sondern eine bewusste, altersbedingte Entscheidung. Die vielen Jahre intensiver Arbeit – oft 14 Stunden am Tag – haben Spuren hinterlassen. Gleichzeitig blickt er mit Dankbarkeit zurück: auf die unzähligen Abende, an denen Menschen gelacht, gestaunt und den Alltag vergessen haben. “Das war für mich der größte Erfolg: Wenn die Leute nach Hause gingen und sagten, Mensch, habe ich heute gelacht.”

Zur Person
Heinz Wendel beginnt nach Jahrzehnten voller Rollen nun seine zweite Pensionierung.
Geboren 21.07.1948
Wohnort Gaißau
Beruf Eventmanager Wendelevents
Familie verheiratet mit Catrin, zwei Kinder
Hobbys “Alles, was Freude macht”: schwimmen, Rad fahren, auf den Pfänder laufen, reisen, essen gehen, mit seiner Frau Zeit verbringen
Lebensmotto Lebe, Liebe, Lache