Mit „Murmeltiere“ zum Preisträger mutiert

Kultur / HEUTE • 13:46 Uhr
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Der Gewinner-Text des Emil Breisach-Literaturwettbewerbs heißt „Murmeltiere“ von Daniel Nachbaur. Marion Hofer

Autor Daniel Nachbaur (47) aus Rankweil erhält Emil Breisach-Literaturpreis.

RANKWEIL „Murmeltiere“ heißt der Gewinner-Text des Emil Breisach-Literaturwettbewerbes 2025. Eingereicht wurde die Kurzprosa vom Voralberger Autor Daniel Nachbaur. „Ich bin gerade noch rechtzeitig fertig geworden“, erzählt der Rankweiler, der den literarischen Erzähltext eigens für die Ausschreibung verfasst hatte. Zehn Manuskriptseiten. Eine E-Mail und ein Klick auf den Senden-Button kurz vor Einsendeschluss. Das war‘s. „Man tut das wie Lotto spielen“, vergleicht Nachbaur die Teilnahme an Wettbewerben mit der wöchentliche Routine-Abgabe des Lottoscheins. Nach einem kurzen Moment fügt er hinzu: „Gewonnen habe ich noch nie.“ Gleiches gelte auch für Literaturpreise. Kein Wunder also, dass Nachbaur „überwältigt war“, als das Telefon klingelte und am anderen Ende der Leitung die Akademie Graz, die den Wettbewerb für österreichische Autorinnen und Autoren ausgeschrieben hatte, seinen Sieg mitteilte. „Es war ein wunderbarer Urlaubsanfang“, berichtet der Autor, der gerade mit seinem Vater ein paar Tage nach Bad Waldsee gefahren war. „Nach vielen Auf und Abs beim Schreiben war da dieses Gefühl, dass alles doch einen Sinn hat“, beschreibt er sein Empfinden.

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Der Gewinner-Text des Emil Breisach-Literaturwettbewerbs heißt „Murmeltiere“ von Daniel Nachbaur. Marion Hofer

Inzwischen sind drei Wochen vergangen und die Vorfreude wächst stündlich. Am Donnerstag, 18. Dezember, wird sich Daniel Nachbaur auf den Weg nach Graz machen. Denn abends findet im Literaturhaus in Graz die Preisverleihung des Emil Breisach-Literaturwettbewerbs 2025 statt. Mit anschließender Lesung. „Darauf freue ich mich schon“, sagt das Mitglied von Literatur Vorarlberg. „Ich lese nämlich sehr gerne.“ „Murmeltiere“ handelt von Kollegen, die gemeinsam eine Bergwanderung unternehmen. Mit dabei ist auch eine Person, die nicht redet. Das ärgert den Ich-Erzählenden, was dann zum Konflikt führt. Darauf verlässt der Sprachlose die Gruppe und taucht nicht mehr auf ….

Zu dieser Kurzgeschichte inspiriert hat ihn ein zweitägiger Ausflug mit Freunden zum Nenzinger Himmel. „Auf einen Tapetenwechsel folgt oft ein Gedankenblitz“, verrät Nachbaur, „Vage Vorbilder verknüpfen sich mit Beobachtungen und plötzlich ist sie da, die Geschichte.“ Ob Nachbaur deshalb immer einen Notizblock bei sich trägt? Er lacht: „Ich bin ein Muffel beim Aufschreiben“, gibt er zu und setzt schelmisch fort: „Bestimmt habe ich schon ganze Bestseller vergessen.“
Wie gut, dass er „Murmeltiere“ im Kopf behalten hat. Der mit 4000 Euro dotierte wäre ihm sonst durch die Lappen gegangen. In diesem Bewusstsein und auch weil er sich immer wieder darüber ärgert, will er zukünftig ein Notizbuch dabeihaben. „Bei der Weihnachtsfeier von Literatur Vorarlberg vergangene Woche gab es eines geschenkt“, sagt er. Klein, fein passe es in die Jackentasche. Nachbaur ist viel in der Natur unterwegs. Das Gehen dient zum Nachdenken und Konzepte entwickeln. Zwei Stunden täglich unternimmt er Spaziergänge in den Wald, an die Frutz oder rund um Rankweil. Auch jetzt wolle er sich auf den Weg machen. Allerdings ins Dorf, um noch ein neues Hemd zu kaufen. Für den besonderen Abend, versteht sich. CRO