Ein Mensch mit Herz und Haltung

Feldkirch Wolfgang Gruber ist ein Erzähler, ein Zuhörer, ein Macher. Ein Mensch, der die Menschen und deren Gefühle in den Mittelpunkt stellt. Wer ihn zu Hause besucht, wird gebeten, ihn bei der Ankunft anzurufen. Wegen Lilly. Denn klingelt es an der Haustür, schlägt die Chihuahua-Dame mit hochfrequentem Gebell Alarm. Jetzt liegt Lilly unterm Tisch. Auf den Tisch hat Wolfgang Getränke und Naschzeug gestellt. Und erzählt nun aus seinem Leben, das am 27. Dezember 1949 in Bonn begonnen hat. In Bonn deshalb, weil es die Heimat seiner Mutter war. Der Vater, ein Feldkircher, lebte damals dort. Im Sommer 1950 kehrte er mit Frau und Kind in die Montfortstadt zurück, wo Wolfgang mit einem älteren Bruder aufwuchs.

Scheitern gehört dazu

Die erste Arbeitsstelle nach dem Magister-Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften fand Wolfgang 1976 in der Arbeiterkammer Vorarlberg. 14 Jahre war er im Bereich Wirtschaftspolitik und Verbraucherschutz tätig, kümmerte sich mit viel Herzblut um die Anliegen der Klienten. Dann wurde er PR-Manager in zwei Industrieunternehmen. Todunglücklich war er in den Jobs: „Bei mir hat nun mal soziales Engagement Priorität.“ Vier Jahre hielt er durch. Dann machte sich als Kommunikationsberater, Mediator, Coach, Trainer, PR-Berater selbstständig. Zudem wurde er Lehrbeauftragter an der Montanuniversität Leoben, gründete die Onlineseniorenbörse vitalesleben.at und entwickelte das Online-Umfrage-Tool grd.at. Damit führt er Persönlichkeitsanalysen mit der GRD Methode durch. (GRD steht für Gefühl, Ratio und Dynamik.) Dieser Geschäftsbereich ging ihm 2012 beinahe verloren, nachdem er auf einen betrügerischen Geschäftspartner hereingefallen war und viel Geld dabei verloren hatte. „Angezeigt habe ich den Mann nicht. Er tat mir leid. Er war psychisch krank“, erklärt Wolfgang und resümiert: „Scheitern gehört zum Leben dazu.“

“Ich war todunglücklich in den Jobs, denn bei mir hat nun mal soziales Engagement Priorität.”

Wolfgang Gruber, Sozialwissenschafter

Dennoch machte er eine schwere Zeit durch, die er mit Unterstützung seiner Frau Ulrike, Uki genannt, überstanden hat. Wolfgang und die Pathologin aus Oberösterreich begegneten sich an einem Abend im Jänner 1975 in Innsbruck. „Ich war zur Promotionsfeier eines Freundes eingeladen. Am Tisch saß mir Uki gegenüber. Ich wusste, diese Frau will ich.“ Uki habe ganz schön mit ihm geflirtet. Aber halt nicht nur mit ihm, sondern gleichzeitig mit einem Liechtensteiner Juristen. „Als Uki einmal kurz den Raum verließ, folgte ich ihr, umarmte und küsste sie. Seitdem sind wir zusammen.“ Geheiratet wurde 1980. In ihr Haus in Feldkirch zog das Ehepaar 1989 ein. Zur Familie gehören neben Chihuahua Lilly die Katzen Leo und Philipp.

Ein neues Buch entsteht

Seit 2013 ist Wolfgang Gruber Pensionist. Auch wenn er von seinen vielen Tätigkeiten einige aufgegeben hat – darunter seine politischen Funktionen ÖVP-Stadtvertreter und ÖAAB-Obmann Feldkirch – bleibt er weiterhin aktiv. Vor allem als Autor. Im vergangenen Jahr erschien sein jüngstes Werk, das CD-Buch-Projekt „A guat’s Joar – Mundarttexte und Gedichte von Walter Weinzierl. „Menschen im Wandel – Erkenntnisse aus Begegnungen“ lautet der Titel des Buches, das 2021 veröffentlicht wurde, und in dem er Alltags- und Ausnahmesituationen beschreibt. Sein erstes Werk, der Kommunikationsratgeber „Ich bestimme, wer mich beleidigt“, kam 2003 heraus. „Ein neues Buch ist im Entstehen“, verrät er. Mehr noch nicht.

„Fad wird mir nie in der Pension“, stellt der 75-Jährige klar. „Aber ich nehme das Leben gemütlich.“ Wünsche? Ja, hat er: „Dass Uki und ich noch lange beieinander sind. Dass die Wertschätzung anderen Menschen gegenüber in den Vordergrund rückt. Dass alle Kriege aufhören. Jetzt.“ HRJ