
Das bringt das royale Jahr 2026
Gerichtsprozesse, Dokumentationen und runde Geburtstage: Adelsexpertin Lisbeth Bischoff weiß, was den Adel im kommenden Jahr bewegt.
Lisbeth Bischoff
Schwarzach Sechs Monate nach dem Suizid von Virginia Giuffre, eines der angeblichen Opfer in der Epstein-Affäre, erscheint ihr Buch „Nobody’s Girl“. Der britische Prinz Andrew wird erneut des Missbrauchs beschuldigt und erklärt: „Ich verwende all‘ meine Titel und Ehrentitel nicht mehr.“ Ein zaghafter Versuch der Versöhnung zwischen König Charles III. und seinem abtrünnigen Sohn Harry scheint sich abzuzeichnen. Was allerdings beim Treffen der beiden besprochen wurde, ist nicht bekannt. Beim Juwelenraub im Louvre im Oktober ist auch das Diadem, das Fürstin Gloria von Thurn & Taxis 1980 bei ihrer Hochzeit getragen hat: ein Perlen-Diadem mit Diamanten, das 1853 für die Hochzeit von Kaiser Napoleon III. und Eugénie de Montijo angefertigt wurde. Um die Erbschaftssteuer nach dem Tod ihres Mannes, Fürst Johannes, bezahlen zu können, ließ sie 1992 das Diadem versteigern. Und wieder möchte ich es mit Albert Einstein sagen: „Wenn’s alte Jahr erfolgreich war, dann freue Dich aufs neue. Und war es schlecht, ja dann erst recht.

Das neue Jahr beginnt mit einer Dokumentation über König Charles III., dem der Schutz unseres Planeten und der Umwelt schon lange ein großes Anliegen ist. Unter dem voraussichtlichen Titel „Finding Harmony: A King’s Vision“ wird sein Engagement verfilmt und erscheint exklusiv beim Streaminganbieter „Prime Video“. „Was wir der Natur antun, das tun wir uns selbst an“, mahnt der Monarch. Man müsse das Gleichgewicht auf einem Planeten wieder herstellen, „der unter so großem Stress steht.“ Der 77-Jährige hofft, dass die Dokumentation das Publikum dazu anrege, über seine „Philosophie der Harmonie” nachzudenken und selbst aktiv zu werden.

Vom 3. Februar bis 13. März ist der Gerichtsprozess von Marius Borg Høiby, dem Sohn der norwegischen Kronprinzessin Mette Marit, anberaumt. Er ist in 32 Punkten angeklagt, unter anderem wegen Vergewaltigung, Misshandlung in engen Beziehungen und Körperverletzung.

Der 100. Geburtstag der verstorbenen Queen Elizabeth II. am April 2026 ist Anlass der Ausstellung „Queen Elizabeth: Her Life in Style“ ab 10. April im Buckingham Palast. Eine Modezeitreise durch Jahrzehnte: Unveröffentlichte Designskizzen, Stoffmuster und handschriftliche Briefe geben Einblick in die Entstehung ihrer Garderobe. Zu den Herzstücken der Ausstellung gehören neben den Couture-Kreationen wie das Hochzeits- und Krönungskleid, entworfen vom
britischen Modeschöpfer Norman Hartnell, das Brautjungfernkleid, das die 8-jährige Lilibet bei der Hochzeit ihres Onkels Prinz George, Duke of Kent, am 29. November 1934 in der Westminster Abbey getragen hat. Auch die diplomatische Bedeutung ihrer Outfits zeigt die Ausstellung. Meist erschien sie in Roben in den Nationalfarben zu Ehren des Gastgeberlandes.

König Carl XVI. Gustaf von Schweden wird am 30. April 80 Jahre alt. Bisher sträubt sich der Monarch, abzudanken. Ganz nach dem Vorbild von Queen Elizabeth II. wolle er seine Pflicht bis zum Ende erfüllen. „Rente? Nein, dieses Wort gibt es in unserer Familie nicht. Zumindest nicht historisch“, wird er zitiert.

Und dann steht noch die Feier zur Goldenen Hochzeit an. Nach vier Jahren Beziehung geben sich König Carl XVI. Gustaf und Silvia Sommerlath in der Storkyran-Kirche von Stockholm am 19. Juni 1976 das Ja-Wort. Im Thronfolgergesetz ist die Regelung zur Eheschließung der Mitglieder der schwedischen Monarchie verankert. Eine Eheschließung muss sowohl vom jeweils präsent regierenden Monarchen als auch von der schwedischen Regierung genehmigt werden. Der formelle Austritt aus dem schwedischen Königshaus wurde bis 1973 von thronfolgeberechtigten Prinzen verlangt, die nicht ebenbürtig geheiratet haben (Prinzessinnen waren bis 1979 nicht thronfolgeberechtigt.)

Carl Gustaf haben diese Regeln als regierender Monarch nicht betroffen. Silvia erobert die Herzen ihres angeheirateten Volkes im Sturm. Selbst ihre letzten Kritiker verstummen schnell. Konservative Schweden hatten zuvor Bedenken, ob eine Bürgerliche – und eine Deutsche – überhaupt die Richtige für ihren König sei „Es ist für mich und meine Frau ein wunderbarer Tag. Danke, dass Sie alle gekommen sind und ihn zu einem unvergesslichen und frohen Erlebnis gemacht haben. Wir sind sehr glücklich“, sagt der König in einer Ansprache an das schwedische Volk. Und kurz bevor Brautvater, Walther Sommerlath, ansetzt, die Brautrede zu halten, steckt ihm Tochter Silvia einen Zettel zu, auf dem geschrieben steht: „Ich liebe Dich, Papa, Dein Kätzchen.“

Im Dezember werden die Nobelpreise in Oslo und Stockholm verliehen. Und da heißt es auch im norwegischen und im schwedischen Königshaus zu überlegen, was ziehe ich an? Für die Herren ist es einfach: schwarzer Anzug oder Frack. Es gibt nur ein Platzproblem: Wohin mit all’ den Orden? Die adeligen Damen wählen die große Robe und kommen mit Geschmeide, meist ererbt von ihren Ahnen. Dem Nobelpreis wohnt ein Zauber inne, den Alfred Nobel 1895 beim Verfassen seines Testaments wohl kaum erahnen konnte.
Lisbeth Bischoff ist Adelsexpertin und lebt in Dornbirn