In Floras Garten

Miete / 13.01.2024 • 06:30 Uhr

Auf den Freiflächen und in Gärten der Wohnanlage „Floras Garten“ gedeiht auf einem einstigen Werksareal nun eine gute Nachbarschaft.

Text: Isabell Marboe | Fotos: Cornelia Hefel

Hittisau Drei Wohnblöcke, Doppelhäuser und eine „Südtiroler Siedlung“ aus der Zwischenkriegszeit umgeben das einstige Werksareal der Firma Russ in Lochau. Heute wächst dort die Wohnanlage „Floras Garten“ in ihre Nachbarschaft ein. HK Architekten planten die acht Häuser mit den Fichtenschindelfassaden, die wechselweise um 90 Grad verdreht den Hauptweg flankieren. Der umgebende Freiraum ist mit viel Aufmerksamkeit gestaltet. Das schafft kleine Plätze, öffnet Durchblicke und ermöglicht Begegnung.

Gut gewürfelt: Die hohe Kunst bei der Planung war, die unterschiedlichen Baukörper so auf dem Grundstück zu ver-
teilen, dass sie sich gut in die kleinteilige Struktur ihrer Umgebung einfügen.

Der Name „Floras Garten“ ist ungewöhnlich für eine Wohnanlage. Jedes Haus heißt nach einer Blume, Pflanzen sprießen, alle grüßen. Es ist ein guter Ort. 2018 schrieb die L1 Immobiliengmbh auf dem früheren, 9900 m2großen Werksareal der Firma Russ in Lochau einen geladenen Wettbewerb aus, den HK Architekten gewann. „Die städtebauliche Körnung der Umgebung ist sehr kleinteilig“, sagt Projektleiter Andreas Ströhle. „Wir wollten keine Riesenmaschine hinstellen, sondern die Häuser mit ihrer Nachbarschaft verzahnen.“ Maßstab und Durchlässigkeit waren essenziell.

In Floras Garten
Reiche Ernte: Die Gemeinschaftsbeete von Floras Garten sitzen auf den Lüftungsschächten der Tiefgarage, die Salate, Toamaten, Kapuzinerkressen und sonstigen schönen Pflanzen, die hier wachsen, sind für alle da.

Im Süden bilden die dreistöckigen Häuserzeilen der „Südtirolersiedlung“ ihr Gegenüber, im Westen stehen drei neuere soziale Wohnblocks, von Süden nach Norden fällt das Grundstück um 2,5 Meter, die Doppelhäuser im Osten liegen sogar ein Geschoß höher: Hier durfte keine Kluft entstehen. „Es sollte einen fließenden Übergang zwischen den privaten, gemeinschaftlichen und allgemeinen Grünflächen geben, aber nicht künstlich wirken“, sagt Ströhle.

In Floras Garten
Auftakt: Die bestehenden Besucherparkplätze im Süden halten „Floras Garten“ autofrei, im massiven Betonsockel des linken Baukörpers wird „die Ölmühle“ mit Produktion und Verkauf einziehen.

„Das Gelände wurde mit einer mageren Blumenwiese, Streuobst und einer Brombeerhecke am Zaun stufenweise aufgeböscht.“ Die bestehenden Besucherparkplätze an der Toni-Russ-Straße im Süden bilden den Auftakt. Im ersten Baukörper mit dem massiven Betonsockel wird „die Ölmühle“ mit Produktion und Verkauf einziehen, hier ist auch die Einfahrt in die Tiefgarage, die im Untergrund alle Häuser verbindet. Ihre Lüftungsschächte dienen den Gemeinschaftsbeeten als Sockel. Sie sind mit Cortenstahl verkleidet, jeder darf hier Salate, Tomaten und Blumen pflücken.

In Floras Garten
Bei herabgezogenen Screens sieht man hinaus, aber nicht hinein. Dieser gut gelaunte, kommunikative Bewohner ist aber ohnehin lieber ganz nah am Geschehen.

Die acht drei- und viergeschossigen Häuser mit insgesamt 88 Wohnungen bilden um den Hauptweg zwei Reihen und sind jeweils um 90 Grad gegeneinander versetzt. Diese fast tänzerische Grundaufstellung lässt sie mit ihrem Umfeld in Beziehung treten, ermöglicht Querverbindungen, schafft Plätze und Zwischenräume.  Die Häuser sind als Vierspänner organisiert, ein Stiegenhaus erschließt vier Wohneinheiten. Meist liegen sie am Eck, damit sie von zwei Seiten Licht erhalten. Kleinere Wohnungen sind in der Mitte eingeschoben. Es gibt elf Starterwohnungen mit rund 30 m2, zwölf Vierzimmer-Typen mit über 90 m2, der Rest sind Zwei- und Drei-Zimmer-Einheiten zwischen 45-75 m2.

In Floras Garten
Die Fassade aus Fichtenschindeln trägt drei Farbtöne und zeichnet von Deckenkante zu Deckenkante einen leichten, konkaven Bogen nach.

„Durch die Loggia hat man immer einen Blick in den Himmel. Es ist sehr hell“, sagt Frau N., die im Juni eingezogen ist. Besonders schätzt sie auch die hochwertige Ausstattung, den Eschenholzboden, die Schindeln aus dem Bregenzerwald und dass viele heimische Firmen hier mitbauten. Der Enkel ist gern da. „Oma, deine Wohnung ist klein, aber total fein.“ Durch beige, anthrazitgraue und zinnoberrote Screens sieht man von innen hinaus, von außen aber nicht hinein. 

In Floras Garten
Fast jede Wohnung in „Floras Garten“ hat eine Loggia, durch die man ins Freie und in den Himmel blicken kann, wenn man sich ein wenig vorbeugt. Oder man bleibt lieber geschützt.

Die Fassade aus Fichtenschindeln trägt drei Farbtöne und zeichnet von Deckenkante zu Deckenkante einen leichten, konkaven Bogen nach. Das schafft eine grazile Silhouette, lässt Wasser gut abtropfen und die Fensterrahmen feingliedrig aus der Wand hervortreten. „Es braucht nicht viel mehr Holz, wirkt aber wesentlich weicher und organischer“, sagt Ströhle. „Die Unterkonstruktion der Fassade wurde als Bogen mit einem Stichmaß von 12 Zentimetern CNC-gefräst.“

In Floras Garten
Das Urteil des Enkels bringt es auf den Punkt: „Oma, deine Wohnung ist klein, aber total fein!“

Zwischen den Baukörpern breiten sich Hochbeete, Spielplätze für unterschiedliche Alter aus, Brunnen, Plätze, Bänke, Beete. „Wir haben keine Autos in der Mitte. Es ist gut, hier ein Kind aufzuziehen“, sagt die junge Frau mit ihrem kleinen Pius Corbinius im Arm. Sie wohnt auf knapp 60 m2 im Erdgeschoß mit Mietergarten. „Wir haben viele Fenster, von zwei Seiten Licht und sind südseitig offen.

In Floras Garten
Diese Wohnung im Erdgeschoß wird von einer jungen Familie bewohnt. Sie hat einen direkten Zugang in den kleinen Garten, auf zwei Seiten große Fenster, viel Licht und ist trotzdem nicht zu einsichtig, weil es rundherum kaum Fenster gibt.

Doch vis à vis gibt es keine Fenster, man sieht nicht aus anderen Wohnungen rein.“ Auch sie schätzt die eingebaute Küche, die tollen Böden und Fenster. Von den Schmetterlingen, Vögeln, Paprika, Salat, Paradeisern und Kapuzinerkresse im Hochbeet ganz zu schweigen. „Morgen!“ tönt es fröhlich aus dem Mietergarten nebenan. Er ist Single, seine Loggia ist mit Perserteppich und Couch ein echtes, gastfreundliches Freiluftwohnzimmer, sein Screen so gut wie nie geschlossen. Seine Mutter wohnt im sozialen Wohnbau gegenüber. „Ich kann ihr winken“, lacht er. „Es ist schön, hier zu wohnen. Jeder grüßt jeden. Wir sind eine sehr gute Gemeinschaft.“

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daten und fakten

Objekt: Floras Garten, Lochau

Bauherr: L1 Immobilien, Schwarzach

Architektur: HK Architekten ZT, Schwarzach, www.hkarchitekten.at

Statik: Mader Flatz Schett ZT, Bregenz, mfs-zt.at

Fachplanung: Heizung, Lüftung: Koller & Partner, Bregenz; Elektro: Elplan Lingg, Schoppernau; Brandschutz: K&M, Lochau; Bauphysik: WSS Schwarz, Frastanz

Planung: 06/2019–07/2020

Ausführung: 07/2020–06/2023

Grundstück: 9921 m²

Nutzfläche: 5936 m² (zzgl. Keller 567 m²)

Bauweise: Untergeschoß massiv; Erdgeschoße und Obergeschoße: Decken, Treppenhaus und Wohnungstrennwände: Beton; tragende Stahlstützen; Außenwände aus Holzrahmenelementen; Fassade aus Schindeln, in Bogenform angeordnet; Fußbodenheizung mit Erdwärmepumpe/Photovoltaik

Ausführung: Baumeister: Nägele, Röthis; Zimmerer: Stephan Muxel, Au; Kaspar Greber, Bezau; Gerhard Berchtold, Schwarzenberg

Energiekennwert: 23–32 kWh/m² im Jahr (HWB)

Eine Baukulturgeschichte von vai Vorarlberger Architektur Institut.

Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at. Mit freundlicher Unterstützung von der Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen

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