Porsche Taycan Turbo S: Vorsicht Hochspannung!

Porsche elektrisiert mit schubkräftigem Super-Strom-Sportler den Fahrspaß.
Porsche In einem gewissen Alter wollen es so manch erfolgreiche Männer noch einmal wissen. Vom aktuellen Zeitgeist elektrisiert, entdecken sie gleichsam ihre Sportlernatur neu. Nicht selten äußerst sich das im Kauf eines neuen Autos. Und wenn die Imagepflege mit dem Öko-Gewissen einhergeht, darf es durchaus exklusiv und progressiv sein.
Bei entsprechend freiem Budget rückt dann der neue Porsche Taycan als echter Schaustehler schnell auch in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Der erste echte Stromstar aus der Sportwagenschmiede erzeugt Hochspannung und lässt ambitionierte Elektroautofans schnell einmal die 200.000-Euro-Schallmauer durchbrechen.
Straßenfeger

Der erste vollelektrische Porsche ist mindestens so viel Sein wie Schein. Das durften wir im VN-Test mit dem Turbo-S-Stromer in jeder Hinsicht erfahren. Der mit rund 2,3 Tonnen ziemlich gewichtige Elektrorenner fährt im wahrsten Sinne des Wortes allen davon. Trotz seiner Masse lässt sich mit ihm spürbar leichtfüßig der forcierte Straßenritt auf kurvenreichen Landstraßen vollführen. Das hat was. Jedenfalls für echte Porsche-Piloten, die gerne auch einmal mit beschleunigter Pulsfrequenz am Lenkrad drehen.
Im freien Spiel der Bordtechnik streckt der knapp fünf Meter lange Taycan schon mal keck das Heck in Richtung Straßenrand heraus. Das steigert den Fahrspaß noch, erfordert aber volle Konzentration. Durch den tiefen Schwerpunkt infolge des rund 700 Kilo schweren Akku-Pakets im Unterboden ergibt sich im Zusammenwirken mit Allradantrieb und Hinterachslenkung eine dermaßen souveräne Straßenlage, die den Elektrorenner zum Pattex-Porsche macht. Er klebt förmlich auf dem Asphalt.

„Hey Porsche“, echt cool!
Weil die Zuffenhausener wollen, dass der Funke in jedem Fall überspringt und über den einfachen Besitzerstolz hinausgeht, haben sie dem Taycan alles mitgegeben, was voll vernetzte Businesstypen zu schätzen wissen. Das Interieur jedenfalls schmeichelt durch sportive Noblesse und exquisite Geschmeidigkeit allen Sinnen. Dazu kommt die volldigitale, perfekt aufbereitete Show. Es gibt nicht nur insgesamt drei Displays und Touchscreens für den Fahrer, über die sich alles, was die modernen Techniksysteme hergeben, regeln lässt. Unterstützung erfolgt auch durch die Gesten- und Sprachsteuerung. „Hey Porsche“, echt cool! Auch der Beifahrer hat einen Bildschirm für Navi-, Entertainment- und Fahrinfos. Indes ist es schon fast abgehoben, wenn etwa die Einstellung der Lüftungsdüsen nur noch via Touchscreen funktioniert.
Eine irre Beschleunigung und hohe Laufruhe, der Taycan bietet Sportlichkeit im elektrischen Überfluss.
Fahreindruck
Sei´s drum: Wenn der Turbo-S-Stromer (460 kW/625 PS) wie von der Tarantel gestochen losstürmt, herrscht High Voltage in bester AC/DC-Manier. Die irre Beschleunigung auf Tempo 100 in knapp drei Sekunden fühlt sich an, als fahre einem gleichsam ein ICE direkt ins Hirn. Angst vor Kopfweh muss man allerdings nicht haben, denn das porschetypische ohrenbetäubende Boxermotorengekreische gibt´s nicht. Der Taycan pflegt vielmehr das feinnervige Säuseln. Dass der Elektrorenner unter Volllast nicht zum Heißläufer wird, dafür sorgt das spezielle 800-Volt-Bordnetz.
Stromzapfen im Eiltempo

Der E-Porsche kommt mit einem enormen 93,4-kWh-Stromspeicher daher. Mit vollem Akku soll das für rund 420 Öko-Kilometer (WLTP-Norm) reichen. Wer mit dem Taycan allerdings öfters auch mal kräftig Gummi gibt, erfährt alsbald, dass auch der Zuffenhausener kein Zauberer ist und die angegebene Reichweite einen akademischen Wert darstellt. Wir sind bei voller Batterieladung und munterem Spiel mit dem Fahrpedal 280 Kilometer weit gekommen, ehe die Aufforderung der Bordinfo zum Einstöpseln erging. Infolge der 800-Volt-Technik und einer aktuellen 270-kW-Ladeleistung heißt es dann: Strom zapfen im Eiltempo. Um die Batteriekapazität wieder zu 80 Prozent im Saft zu wissen, dauert es am Schnelllader nur knapp über 20 Minuten. Das macht den Elektroporsche denn auch zum unumstrittenen Chef der Steckdose.
Fakten und Daten
Motor/Antrieb 2 Elektro-Synchronmotoren, 625 PS/850 Nm, Overboost: 761 PS/1050 Nm, Zweiganggetriebe, Allradantrieb
Fahrleistung/Verbrauch 0-100 km/h: 3,2 Sek. (Overboost: 2,8 Sek.), Spitze: 260 km/h, WLTP: 26,9 kWh
Preis Grundpreis: 189.702 Euro, Testwagen: 214.468 Euro.