Amarok im Test: Arbeitstier mit feinen Manieren

Neuauflage des VW Amarok: In der Top-Version bietet der Pick-up Komfort auf SUV-Niveau.
Schwarzach VW hatte am Produktionsband in Hannover für den Amarok den Stecker gezogen, um zwei Jahre später mit Kooperationspartner Ford die Neuauflage zu lancieren. Der Pick-up läuft jetzt in Südafrika als Technik-Klon des Ford Ranger vom Band. Optisch beweist der VW-Ableger Eigenständigkeit. Es wurden jedenfalls große Anstrengungen unternommen, dem Amarok ein unverwechselbares Gesicht zu verpassen.

So ist es auch die Front, die keine Zweifel an der Familienzugehörigkeit aufkommen lässt und die VW-Designsprache gekonnt auf das Arbeitstier ummünzt. Im Vergleich zum Vorgänger gewachsen, erstreckt sich der Pick-up jetzt über mit verlängertem Radstand auf 5,4 Meter. Die imposanten Abmessungen teilt er sich mit dem US-Zwillingsbruder. Das trifft auch auf die Technik zu. Wo VW draufsteht, ist in diesem Fall Ford drin. Bleibt die schicke Verpackung, die im Innenraum ihre Fortsetzung findet. Die Wolfsburger haben den robusten Pritschenwagen auf SUV-Niveau veredelt.

Wir haben zum Test das Topmodell mit kräftigem 3-Liter-Diesel und sechs Zylindern in einer der höchsten Ausstattungsversionen (PanAmericana) ausgefasst. Da gehört das feine Leder zur Serie. Überhaupt hat sich VW bemüht, dort, wo es drauf ankommt, prima Materialien einzusetzen, um sich deutlich von der Nutzfahrzeugkategorie abzuheben. Das ist auch gut gelungen. Der Innenraum des Amarok wirkt nicht nur auf den ersten Blick sehr wertig, sondern überzeugt auch in der Haptik. Mit Doppelkabine und fünf Sitzplätzen ist der Pick-up zudem sehr geräumig.

Viel Platz gibt es auch auf der Ladefläche, wo zumindest eine Euro-Palette transportiert werden kann. Zudem macht der Amarok mit 3,5 Tonnen Anhängelast auch als Zugfahrzeug eine gute Figur und ist mit seiner hohen Alltagstauglichkeit überhaupt ein Multitalent. Freilich gibt es Einschränkungen, die sich vor allem im städtischen Bereich bemerkbar machen. Mit 2,2 Metern Breite (inkl. Rückspiegel) werden Parkplätze schnell mal zu schmal und der Wendekreis von 13,5 Meter hilft beim Rangieren auch nicht sonderlich.

Den Amarok artgerecht zu bewegen, bedeutet erst einmal die Stadt zu verlassen und ihn gerne auch abseits von befestigten Straßen zu bewegen. Als geeignete Mitgift steht in diesen Situationen permanenter Allradantrieb, Geländeuntersetzung und ein Sperrdifferenzial bereit. In Kombination mit dem 240 PS starken Selbstzünder, der an eine 10-Gang-Automatik gekoppelt ist, macht der Amarok auf jedem Untergrund eine gute Figur. Das starke Aggregat hat leichtes Spiel mit dem Pickup-Koloss und selbst der Verbrauch ist im Test mit 10,3 Litern für diese Fahrzeuggattung ganz ordentlich.

Überhaupt ist mit der Neuauflage ein spürbarer Schritt nach vorne geglückt. Wenn man etwas bekritteln möchte, dann ist es vielleicht die Bedienbarkeit der Touchscreens. VW setzt auf einen hochkant stehenden Infotainment-Monitor. Eine Vielzahl an Funktionen lassen sich über den Touchscreen steuern, wobei das im Fahrbetrieb nicht immer ganz so leicht geht. Bisweilen sind die kleinen Felder vor allem dann, wenn der Untergrund holprig ist, nur schwer zu treffen. Die Logik hinter der Bedienung ist hingegen gut nachvollziehbar. Man findet sich im Amarok schnell zurecht.
Aufgerüstet hat VW auch bei den Fahrerassistenzsystemen, die haufenweise zur Verfügung stehen. Die meisten machen Sinn, nur wenige nerven akustisch gelegentlich. Daran werden sich Autokäufer neuer Modelle aber ohnedies gewöhnen müssen.
VW Amarok V6 TDI 4motion
Motor/Antrieb 3-Liter V6-Diesel, 240 PS, 600 Nm Drehmoment, Allradantrieb, 10-Gang-Automatikgetriebe
Fahrleistung/Verbrauch 0 auf 100 in 8,8 Sek.; 190 km/h Spitze; 10,2 l; Test 10,3 l
Preis 83.125 Euro; Testwagen 94.180 Euro