Tuner und Poser: Darauf achtet die Polizei bei aufgemotzten Autos

Die Kontrollgruppe Posing und Tuning der bayerischen Polizei zeigt, worauf es bei einem getunten Auto ankommt.
Memmingen Wer sein Auto liebt, schaut nicht nur wegen der jährlichen Tuningmesse in den deutschen Bodenseeraum vorbei. Die Szene ist gut vernetzt und besucht einander, um die Boliden zu präsentieren. Seit vier Jahren gibt es bei dem Polizeipräsidium Schwaben Süd/West, zu dem auch der Grenzraum zu Vorarlberg gehört, die Kontrollgruppe Posing und Tuning. Zum Auftakt der Kontrollsaison – diese beginnt eigentlich mit dem zum Carfreitag erklärten Karfreitag – klären sie auf, worauf die Beamten achten.
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Denn an sich ist das Tunen von Fahrzeugen ganz legal möglich. “Es geht uns nicht darum, ein Hobby in den Verruf zu bringen”, betont Vizepräsident Dominikus Stadler. Aber das Hobby ende, wenn es um riskante Fahrmanöver und die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer gehe. Ein Beispiel aus dem vergangenen Jahr war ein Opel Astra, der seine PS-Leistung mehr als verdoppelte. Da aber weder Fahrgestell noch Bremsen dieser Leistung gewachsen waren und das Fahrzeug somit zur Gefahr für andere wurde, muss die Polizei solche Fahrzeuge nachstellen.

In der Szene müsse man grundsätzlich zwischen Tunern und Posern unterscheiden. Die Tuner gelten als technikaffiner, ihnen geht es vor allem um die Individualisierung und Verbesserung ihres Fahrzeuges. Das Fahrzeug wird hier also eher als Schmuckstück gesehen, das man auch herzeigen will. Somit gehören optische Veränderungen innen wie außen am Fahrzeug zu den Standards, seien es neue Felgen, Fahrwerkanpassungen wie eine Tieferlegung oder Anbausets von Spoilern bis Schürzen und auffällige Lackierungen für die Karosserie. Parallel oder ergänzend kann auch die Leistungsverbesserung zum Schwerpunkt werden.
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Der Poser ist jener, der durch sein Verhalten im Verkehr auffällt: Sie wollen ihr Fahrzeug und sich mit Fahrmanövern und Geräuschkulisse profilieren. Ihnen geht es mehr um Leistung und Lautstärke als um optische Gefälligkeit. Reifen quietschen lassen, laute Motoren, illegale Straßenrennen und Driften durch Kreisverkehre sind typische Poser-Aktivitäten. Für sie ist im Zweifel der Motor, Abgasanlage und Reifen wichtiger als hübsche Anbauteile ohne Leistungsverbesserung.
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Die Grenzen sind jedoch fließend. So verhält sich ein Tuner, der seinen Motor aufheulen lässt oder sein Können bei riskanten Fahrmanövern demonstriert wie ein Poser. Und ein Poser kann ein Interesse daran haben, sein Fahrzeug zu tunen, um mehr Potenzial auszuschöpfen. Hinzu komme die wachsende Vernetzung, zu spontanen Treffen kommen inzwischen an die einhundert Fahrzeuge zusammen.

Kevin Ritter und seine Kollegen sind selbst technikaffin, haben ein Interesse und entsprechende Kenntnisse der Materie. Sind die Anbauteile für dieses Fahrzeug eintragungspflichtig, ist alles ordnungsgemäß zugelassen? So müssen etwa Fahrwerkveränderungen, Distanzscheiben und andere Veränderungen an den Rädern gemeinsam in Kombination vom TÜV abgenommen sein, nicht einzeln. Und bei einer Fahrzeugverschränkung – hier wird durch das Anheben der diagonal zueinander stehenden Räder eine Extremsituation im Verkehr dargestellt – darf kein Rad an anderen Bauteilen streifen.

Die Kontrollgruppe genieße in der Szene aufgrund ihrer Sachkenntnisse einen gewissen Respekt, ist Stadler überzeugt. Für sie spreche auch die Statistik der vergangenen Saison 2023: 180 Anzeigen zu so nicht genehmigten Umbauten mussten erstattet werden, für andere Vergehen wie Fahren unter Alkoholeinfluss gab es knapp doppelt so viele Anzeigen. 29 Fahrzeuge mussten sichergestellt werden, insgesamt wurden Strafen von 29.000 Euro verhängt.
