Wie Porsche den 911 elektrifiziert und dabei eigene Wege

Elektrischer Elfer sorgt für Aufruhr in der Porsche-Szene. Was der Hybrid-Antrieb kann und warum selbst Puristen Freude am neuen GTS haben dürften, beantwortet ein erster Fahrbericht.
Schwarzach Die Porsche-Gemeinde ist längst in Aufruhr. Selbst kleinste Veränderungen am 911 lassen regelmäßig die Wogen hochgehen. Und jetzt das. Der Hersteller macht bei der Elektrifizierung seiner Baureihen noch nicht einmal vor der Sportwagen-Ikone Halt. Nach 60 Jahren und acht Generationen gibt es erstmals einen Hybridantrieb.

Und der unterscheidet sich deutlich von allem, was es sonst am Markt gibt. Beim Elektro-Elfer schwimmt Porsche gegen den Strom, weil der Verbrenner nie Pause macht. E-Motoren und Leichtgewicht-Batterie haben im Wesentlichen die Performance im Auge und sorgen gleichzeitig dafür, dass die Verbräuche nicht in die Höhe gehen. Puristen dürfte zudem milde stimmen, dass die Ikone auch weiterhin ohne die aufwendige Elektrifizierung zu haben ist.

In der Halbzeit von Modellzyklen stehen Auffrischungen an. Meist ändert sich bei einem Facelift nicht allzu viel. Porsche geht beim 911 andere Wege und schickt den GTS als Performance-Hybrid ins Rennen. Die traditionell sportliche Variante dient beim 992.2, wie die Neuauflage intern genannt wird, als Technologieträger.

Das Konzept des Hybridsystems ist vom Motorsport inspiriert, wo Porsche im Kampf um Millisekunden auf den Rennstrecken längst die Vorzüge der Technik erkannt hat. Im Serien-Elfer ist das nicht anders. Der Hybrid-GTS umrundet den Nürburgring um 8,7 Sekunden schneller als das bisherige Modell und zeigt dem Vorgänger auch bei der Beschleunigung den Auspuff. 0 auf 100 in 3 Sekunden, Spitze bei 312 km/h: Bei der Performance setzt die Hybridvariante neue Maßstäbe. Das konnten die VN jetzt bei ersten Testfahrten auf der Rennstrecke erfahren.

Die Ingenieure haben für den Elfer einen völlig neuen Antrieb entwickelt. Ein elektrischer Turbolader stellt unmittelbar Drehzahl zur Verfügung, macht beim Anfahren sofort Druck und funktioniert unter Last auch als Generator, um den Akku möglichst schnell wieder zu füllen. Komplettiert wird das T-Hybridsystem durch eine 41 kW starke E-Maschine (55 PS, 150 Nm), die platzsparend im achtstufigen Doppelkupplungsgetriebe verbaut ist und von einer 1,9 kWh großen Batterie versorgt wird. Mehrgewicht: 50 Kilogramm. Externen Stromanschluss gibt es keinen, und auch rein elektrisches Fahren sieht das Konzept nicht vor. Womit auch klar ist: Herzstück des T-Hybrid-Antriebs bleibt der Boxermotor, den Porsche in zahlreichen Details verändert und von 3 auf 3,6 Liter Hubraum vergrößert hat.

Mit dem Betätigen des Startknopfs steht fest, dass sich am Grundcharakter des 911 nichts geändert hat. Die Performance ist dramatisch besser, weil auch das Fahrwerkssystem umfangreich aufgewertet wurde. Von Leisetreter also keine Spur. Bereits als Solist leistet der Boxermotor jetzt 485 PS, die mit Unterstützung der E-Aggregate auf 541 PS Systemleistung hinaufgeschraubt werden. Mehr Leistung (plus 61 PS) bei gleichem Verbrauch reicht wohl eher nicht für ein Öko-Mascherl, macht den 911 aber fit für die zukünftige Euro-7-Abgasnorm.

Allzu radikal fällt die Elektrifizierung der Sportwagen-Ikone also nicht aus. Zudem behält Porsche mit dem 911 Carrera Varianten mit konventionellem Antrieb und dezenter Leistungssteigerung im Programm. Gemeinsam sind allen ein gestrafftes Exterieur mit innovativer Lichttechnik sowie ein volldigitales Cockpit und eine erweiterte Konnektivität. Marktstart ist in Österreich im Spätsommer.
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Porsche 911
911 GTS 3,6 l 6-Zylinder-Boxermotor, E-Turbolader, E-Maschine im 8-Gang-PDK-Getriebe, 541 PS Systemleistung
911 Carrera 3-l-Boxermotor, 394 PS
Modelle jeweils Coupé und Cabrio, Heck- und Allradantrieb, GTS Targa
Preise Carrera ab 165.815 Euro; GTS ab 220.868 Euro