1111-Kilometer-Challenge: Im 950-PS-Porsche von Ladestation zu Ladestation

Schnell fahren und mindestens so schnell laden: Porsche rollt eine exklusive Ladeinfrastruktur aus.
Koblach Es ist noch dunkel an diesem Donnerstagmorgen. An der Porsche Charging Lounge in Koblach herrscht für diese Zeit ungewöhnliche Betriebsamkeit. Der Kaffeeautomat im edlen Aufenthaltsraum läuft bereits auf Hochtouren, an den Ladesäulen wird die Taycan-Flotte mit Strom versorgt. Ein Wettbewerb, kein Rennen und trotzdem geht es um Zeit und Geschwindigkeit: Porsche will mit der „Taycan 1111 Kilometer Challenge“ zeigen, dass die Elektro-Fahrzeuge aus Stuttgart nicht nur schnell fahren, sondern mindestens so schnell laden können.

Vier mondäne Schnellladestationen hat Porsche für seine Kunden bereits gebaut, eine davon in Koblach. Die anderen sind in Bingen, Würzburg und Ingolstadt. Wird eine nach der anderen angefahren, summieren sich 1111 Kilometer Fahrstrecke, womit auch schon die wesentlichen Eckdaten des Wettbewerbs beschrieben wären. 18 Teams aus halb Europa haben sich von Koblach aus auf den Weg gemacht und Ladesäule um Ladesäule angesteuert. Keine elf Stunden später waren die ersten bereits wieder zurück im Land.

Porsche hat sein erstes rein elektrisches Modell, den Taycan, unlängst umfangreich erneuert und kräftig an der Leistungsschraube gedreht. Beim Turbo S, den wir als Wettbewerbsfahrzeug ausgefasst haben, stehen jetzt mit über 950 PS fast 200 PS mehr zur Verfügung. Schnell war schon der Vorgänger, das aktuelle Modell pulverisiert alle bisherigen Leistungsdaten. 2,4 Sekunden auf Tempo 100 und eine theoretische Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h sind selbst in der Sportwagen-Liga eine Ansage.

Auf dem Weg von Koblach nach Bingen am Rhein braucht es aber auch die Fortschritte bei der Reichweite. Die neue Generation kommt um fast ein Drittel weiter. 678 Kilometer sind es im Bestfall und bei entsprechender Fahrweise. Zügig und ohne Rücksicht auf Verbrauchswerte schafft der Taycan auch die längste Etappe von 442 Kilometern problemlos. Bei den errechneten Ziel-Ladestandsangaben arbeitet die Anzeige äußerst verlässlich. Angst, dass der Saft frühzeitig ausgehen könnte, kommt so erst gar nicht auf.

Porsche baut seit dem Start seiner Elektrobaureihen eine exklusive Ladeinfrastruktur ausschließlich für die eigene Kundschaft auf. Die erste Charging Lounge wurde in Bingen eröffnet, es folgten Würzburg und im März dieses Jahres mit Koblach der erste Standort in Österreich. Drei Monate später wurde mit Ingolstadt eine weitere Lücke geschlossen. Erst der Anfang: Porsche verspricht weitere eigene Ladestationen in mehreren Ländern, für Österreich sind zumindest zwei zusätzliche Lounges geplant.

Mit Architektur und Ausstattung will der Hersteller ein markentypisches Gesamterlebnis bieten und seinen Kunden den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen. Allzu lange verweilt hier aber dennoch kaum einer, weil der Begriff Schnellladen wörtlich genommen wird. Die Ladestationen sind auf 400 kW ausgelegt. Tatsächlich gehen zeitweise bis zu 320 kW in einen Taycan hinein, was für recht kurze Tankstopps sorgt. Die gepflegten Toiletten aufsuchen, sich am Snack-Automaten stärken und schon kann es weitergehen.

Porsche hat die Ladezeit seiner Taycan-Modelle je nach individuellem Fahrprofil von 10 auf 80 Prozent halbiert. Dazu wurde das Schnellladefenster der neuen Performance-Batterie deutlich erweitert. Ab einem Ladestand von 80 Prozent nimmt die Geschwindigkeit aber merklich ab.

Zurück auf der Autobahn geht es auf der letzten Etappe zügig zur Sache. Wir haben es bei der Taycan 1111 Kilometer Challenge am Ende aufs Podest geschafft und gelernt, dass schnelles Laden mindestens so wichtig ist, wie schnelles Fahren.