Mini ist nur noch der Name

Testbericht Mini John Cooper Works Countryman: Der neue Countryman ist kräftig gewachsen, bleibt aber cool wie seine Vorgänger und als JCW ein Kraftprotz.
Schwarzach Mini hat sich gerade erneuert. So wurde in den letzten Monaten Modell für Modell neu aufgelegt. Den Anfang machte der Countryman, bei dem kein Stein auf dem anderen blieb. Auf einer neuen technischen Plattform ist das SUV seinem Markennamen entwachsen. Mini ist da gar nichts mehr. Als Technik-Bruder des BMW X1 hat der Countryman auch dessen üppige Abmessungen übernommen. So sind alleine in der Länge 13 Zentimeter dazu gekommen. Mehr Mini gab es noch nie. Mehr Platz auch nicht. Geblieben ist die coole Optik, obgleich er auch beim Design nur mehr wenig mit dem Vorgänger gemeinsam hat.

4,43 Meter misst die dritte Generation. Zum Vergleich: Der erste Countryman war gerade mal 4,1 Meter lang. Die Gardemaße sorgen für ungewohnte Platzverhältnisse im Innenraum, wo jetzt auch Zwei-Meter-Hünen luftig Platz nehmen können. Besonders praktisch ist die um 13 Zentimeter verschiebbare Rückbank. Auch das eine Mitgift aus dem Technikbaukasten des BMW X1. Dennoch unterscheiden sich die beiden im Grundcharakter deutlich. Der Countryman ist weniger SUV, jedenfalls mehr Allrounder mit der Lizenz zum Spaß-Haben.

Für Fahrfreude steht vor allem das Topmodell John Cooper Works. Ein Zwei-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 300 PS Leistung, Allradantrieb und einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe schiebt das 1,7 Tonnen schwere XXL-Gokart kraftvoll an. Besonders eindrucksvoll geschieht das, wenn der Gokart-Modus gewählt ist. Ein künstlicher Motorsound imitiert dann sogar Zündaussetzer, wie man sie aus dem Motorsport kennt. Ganz schön verspielt das alles. Spielerisch nimmt der Countryman trotz des ordentliches Gewichts Kurven, die direkte Lenkung unterstützt das agile Handling.

Der Fahreindruck jedenfalls ist prima. Knackig abgestimmt und trotzdem komfortabel ist jeder Fahrkilometer ein Genuss. Von 0 auf 100 in 5,4 Sekunden, die Spitze bei 250 km/h elektronisch abgeregelt: Mehr braucht es nun wirklich nicht. Der Normverbrauch ist mit 7,8 Litern angegeben, rund neun Liter sind es in der Praxis. Auch hier gilt: Mehr braucht es nicht.

Cooles, wenn auch polarisierendes Äußeres und ein sehr reduzierter Innenraum mit einem runden Hingucker. Mini verbaut in den neuen Modellen kreisrunde Touchscreens, die intuitiv zu bedienen sind. Ein Kombiinstrument gibt es allerdings nicht mehr, dafür eine eher billige Plexiglaslösung für das Head-up-Display. Freuen darf man sich indes über ein paar Kippschalter für Grundfunktionen, wie man sie von früheren Minis kennt.
Bei den Materialien setzt der Hersteller dem Zeitgeist entsprechend auf recyceltes Polyester. Das fühlt sich gar nicht so schlecht an. Besser jedenfalls als das noch immer reichlich verarbeitete Hartplastik an anderer Stelle. Insgesamt ist der Qualitätseindruck allerdings ein anderer, ein viel besserer. Freilich hat das auch seinen Preis. Im Falle des Topmodells liegt dieser bei 64.405 Euro.
Mini John Cooper Works Countryman
Motor/Antrieb 2-Liter-Benziner, 4 Zylinder, 300 PS, 400 Nm; Allrad, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Fahrleistung/Verbrauch 0 auf 100 in 5,4 Sek.; 250 km/h Spitze; 7,8 l Verbrauch, 8,9 l im Test
Preis ab 64.405 Euro; Testwagen: 75.491 Euro