Leere Busse in Lochau: Warum die Linie 128 trotzdem sinnvoll ist

Leerfahrten von Linienbussen sorgen immer wieder für Kritik – so auch in Lochau. Das steckt hinter der Linie 128.
Dornbirn, Lochau Gefühlt kennt jeder eine Strecke, an der der Bus meist nur leer für sich selbst verkehrt. Etwa die Lochauerin Renate Moser in den VN-Leserbriefen: Gefühlt achtmal die Stunde fahre der Bus zu 90 Prozent leer durch das Seedomizil und gefährde damit vor allem Kinder und Anrainer, aber helfe niemandem.
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„Wenn von der Bushaltestelle Seedomizil fünf Leute pro Tag mitfahren, ist es viel“, sagt Busfahrer Andreas Leuchtenmüller. Doch an sich werde die Linie 128 gut genutzt – 200 bis 300 Fahrgäste pro Tag würde der 35-jährige Lochauer schätzen. Vor allem am Wochenende, wenn viele Wanderer unterwegs sind, sei die Strecke sehr sinnvoll und wichtig.

Auch die Anrainerin Juliane Rockstroh spricht sich für die Linie aus. „Ich nutze den Bus nicht, aber falls mein Auto kaputtgehen sollte, weiß ich, dass ich auf den Bus zurückgreifen kann“, äußert sie.

Faktisch fährt nur die Linie 128 pro Fahrtrichtung einmal die Stunde durch die Siedlung, also zwei statt achtmal. Beim Verkehrsverbund Vorarlberg sieht man die Vorteile: Da beim Langen Stein das Rechtsabbiegen verboten ist, musste die Linie bislang stündlich vor der Volksschule Lochau wenden. Mit dem Seedomizil und der Durchführung der Buslinie wurde nicht nur das neue Wohnareal mit dem Bahnhof verbunden, sondern auch das Gemeindeamt und der Pfänderhang inklusive Pfänder. Daran wird sich auch nichts ändern: Der Bauträger vereinbarte vor über zehn Jahren die Busführung durch das Areal vertraglich mit der Gemeinde und warb damit beim Verkauf der Wohnungen.
Doch warum gibt es leere Busse? “Natürlich gibt es die Wahrnehmung, dass der Bus bei einem immer nur leer vorbeifährt”, weiß auch Michael Stabodin vom Landbus Unterland. Dies sei aber nie das Gesamtbild: Es sei etwa nicht unüblich, dass sich ein Bus im Ortskern leert und dann oft leer den Ortskern verlässt. “Wir haben automatische Zähler in den Fahrzeugen, kennen die Auslastung daher recht gut”, versichert Stabodin. So habe ein Bus der Hauptlinien, die viertelstündlich verkehren, meist pro Fahrt an die 1300 Fahrgäste über die gesamte Strecke verteilt. Hier sind entsprechend die Gelenkbusse mit 180 Fahrgastplätzen im Einsatz. In den Bussen der Grundversorgung, wie es die Linie 128 ist, seien es 120 bis 200 pro Fahrt im Schnitt.

Natürlich gebe es da auch Zeiten, an denen der Bus kaum Fahrgäste anzieht. Es sei eine Frage der Mobilitätsgarantie, dass der Fahrplan aber dennoch untertags unverändert bleibt. “Unsere Erfahrung der vergangenen 35 Jahre ist: Je einfacher und klarer ein Fahrplan ist, umso eher wird er angenommen”, fasst Stabodin zusammen. Nur wenn man sich darauf verlassen kann, dass ein Bus kommt, kann man auf das Auto verzichten. Und es ist betriebswirtschaftlich effizienter, auch einmal eine Fahrt für einen einzelnen Fahrgast zu fahren, als nicht notwendige Pausen zu machen.
Bestellt und bezahlt wird die Grundversorgung durch den VVV von den Gemeinden selbst, die dafür in Zweckverbände – wie etwa Landbus Unterland – organisiert sind. In den vergangenen Jahren bauten diese ein Netz auf, das sich in Österreich nur Wien geschlagen geben muss.