Ritt auf der Kanonenkugel: M-Attacke mitten ins Herz

Mobilität / 11.10.2025 • 06:54 Uhr
Ritt auf der Kanonenkugel: M-Attacke mitten ins Herz
Extraordinär, exaltiert, extrascharf: Das angriffslustige M 2 Coupé macht schon optisch kein Geheimnis aus seiner Leistungskraft. VN/Serra

Das kompromisslose BMW M2 Coupé ist Provokation und Passion in einem.

BMW Allein die spezielle Ausgestaltung sichert die blendende Auffälligkeit. So wie er sich zur Schau stellt, hat das jüngst noch einmal aufgefrischte M 2 am hauseigenen „M“-Menü der BMW-Sportwagenschmiede kräftig nachnaschen dürfen und zelebriert nun als Performance-Coupé ein vielleicht letztes Aufbäumen gegen die allgemein verordnete Vernunft im Straßenverkehr mit der Maxime zur sanften Mobilität.

Dazu passt, dass der kraftstrotzende Kompakt-M-Kracher im VN-Test auch noch in einem gallig-giftigen Gelb vorfährt. Zum ultimativen Aufmerksamkeitssieger an Tankstellen oder vor Autowaschanlagen gerät der aufgemotzte Provokateur schließlich durch das spannende Blechkleid mit Schürzen, Schwellern und Spoilern ringsum. Als wolle das M 2 Coupé seinen herausfordernden Auftritt noch extra unterstreichen, ist da auch noch die vielleicht doch etwas zu prollig geratene großkalibrige Vierrohr-Abgasanlage.

Ritt auf der Kanonenkugel: M-Attacke mitten ins Herz
Der Performance-Typ signalisiert bis ins wuchtige Heck, dass er ein Quertreiber ist.

Aggressive Attacke, die wehtut? Oder suchtfördernde Sportlichkeit, die anmacht? Der BMW-Bolide, der sich auf einer überschaubaren Außenlänge von 4,58 Meter hinstreckt, fährt in der Tat mitten hinein ins Spannungsfeld aus Leiden und Leidenschaft. Impulsiven Automobilisten zaubert so ein Schaustehler sicher ein Grinsen ins Gesicht. Dagegen werden solide Vernunfttypen, die der Halbstarken-Manier im Straßenverkehr nichts abgewinnen können, einfach nur ein Kopfschütteln übrighaben.

Sei´s drum: der Heißsport der Münchner Muskel-Marke ist es in jedem Fall wert, auf die Probe gestellt zu werden. Einmal im Temperamentsbolzen Platz genommen, kann man erst einmal aufatmen. Die M-Performance-Schalensitze geben ein Gefühl von Sicherheit. Das sportlich unten abgeflachte Alcantara-Lenkrad samt toter Mittelmarkierung in 12-Uhr-Position und der Schaltknüppel der 6-Gang-Handschaltung signalisieren einem: Alles im Griff!

Beim Fingerdruck auf den roten Startknopf bollert der satte und unverwechselbare Motorsound des 3,0-l-Sechszylinders munter drauf los und sorgt schon einmal für den nötigen Adrenalinschub. Das nachgeschärfte Bi-Turbo-Triebwerk lässt jetzt 480 PS freien Lauf, das lässt erahnen, dass da ein richtiges Feuer in den sechs Brennkammern lodert. Schon beim leichten Tritt aufs Gaspedal faucht der Asphalttiger auf, sprintet los und presst einen heftig in die Sitze. Tatsächlich geht das Stufenheck prima vom Fleck. In simplen Worten: Mit seinem Motor-Mumm haut das M2 Coupé kräftig auf die Sahne.

Ritt auf der Kanonenkugel: M-Attacke mitten ins Herz
Sportives „M“-Volldigital-Cockpit mit Top-Konnektivität und perfekter Ergonomie.

Der herzhafte Kompaktsportler ist im Straßenritt in jeder Sekunde darauf aus, loslegen zu dürfen. Das fulminante Drehmoment von maximal 550 Newtonmeter wirkt dabei wie ein vorgespanntes Katapult. Was ambitionierte Sportlernaturen mit am besten gefallen dürfte, ist, dass sich der Straßenfeger kompromisslos der Fahrdynamik verschreibt. Die einzelnen Gänge lassen sich druckvoll hochziehen. Die kurzen Schaltwege machen im Hecktriebler forsche Sprünge nach vorne zum puren Vergnügen. Wer will, kann mit feinem Gasfußspiel auch schon mal das Hinterteil munter in Bewegung bringen. Wenn der ungestüme Quertreiber bisweilen ins leichte Übersteuern gerät, kann er seine immerhin 1,7 Tonnen Eigengewicht allerdings nicht ganz kaschieren. Das Beherrschen des Raubeins fällt – volle Konzentration am Steuer vorausgesetzt – indes leichter als erwartet.

Im Zusammenspiel mit dem überlegenen Adaptiv-Sportfahrwerk, das die Dämpferwirkung situativ regelt, und dem M-Differenzial legt das M 2 Coupé einen Straßengalopp in bestem Sinne hin, infolge der exakt-direkten Lenkung lassen sich so auch herausfordernde Wechselkurven messerscharf durcheilen. So gesehen, wird jeder Tempovorstoß zum Genuss. Wissen muss man dabei allerdings auch, dass beim Ritt auf der Kanonenkugel immer auch viel Sprit mitläuft.

Motor/Antrieb: 6-Zylinder-Biturbo, 480 PS, 550 Nm/2650-6130 U/min, Hinterradantrieb, 6-G-Handschalter.

Fahrleistung/Verbrauch: 0 – 100 km/h: 4,2 Sek., Spitze: 250/282 km/h, EU: 10,1 l (230 g CO2/km) Test: 11,8 l

Preis Grundpreis: 93.083 Euro, Testwagen: 118.998 Euro.