Freude am Fahrgefühl und eine stattliche Erkältung

Auto des Jahres 2011 gleitet elektrisch mit bestem Komfort. Aber nur auf Kurzstrecken.
Schwarzach. Stolz blicken die Damen und Herren des drittgrößten Autokonzerns der Erde auf ihr Elektrobaby. Weltweit wurde der Nissan Leaf 2011 zum Auto des Jahres gekürt. So was zeigt man vornehmlich in schmuckem Ambiente her. Nissan präsentierte den Leaf im Sommer auf der Insel Islay.
Das britische Eiland der inneren Hebriden ist bekannt für rauchigen Whisky, ein paar Keltenkreuze und 30.000 Schafen. Vor allem ist die Insel 40 Kilometer lang und 32 Kilometer breit, was der Reichweite des Elektroautos sehr entgegenkommt. Zu sehr, fanden wir, und wählten stattdessen eine ungleich größere Herausforderung: Statt Islay im Juni Vorarlberg im Dezember. Die Strecke: Von Schwarzach nach Feldkirch und über Batschuns wieder retour. Ohne Stromzufuhr. Rein aus dem Akku. Ob sich das ausgehen würde?
Erster Eindruck: Staunen
Die 4,45 Meter lange Steilhecklimousine erstrahlte in reinstem Himmelblau und ließ schon beim Öffnen der Fahrertür smarten Komfort erahnen. Von der Stereoanlage bis zum Tempomat, vom Navigationsgerät bis zur elektronischen Energieverbrauchsanzeige fehlt aber schon gar nix. Regelrecht futuristisch mutet der Innenraum an, während der Leaf außen mit zwei großen Glubschaugen neugierig in die Landschaft schaut. Per Knopfdruck fährt er hoch. Mit sanftem Pedaldruck rauscht er davon und braucht gleich auf der ersten Eisplatte alles, was Nissan an stabilisierender Elektronik so beigepackt hat. Die 130 km/h auf der Autobahn schafft er locker, auch mehr. Im Sprint bleibt er dank Elektro-Drehmoment fast immer Sieger.
Mit Platz für fünf Personen und 330 Liter Gepäck stünde einer entspannten Fahrt gen Süden nichts im Wege. Wäre da nicht die Energieanzeige. Laut Prospekt sollen die Lithium-Ionen-Batterien eine Reichweite von 175 Kilometern erlauben. Nun ist es aber Winter und draußen empfindlich kalt. Also zeigt der Leaf bei Fahrtbeginn 121 Kilometer Reichweite an. Macht nix, Schwarzach-Feldkirch-Batschuns-Schwarzach, das muss drin sein. Aber das täuscht. Schon die ersten zehn Kilometer lehren den Fahrer, dass man den Nissan Leaf wundervoll zart pilotieren kann und auch soll. Alles andere geht auf Kosten der Batterie. Deren Ladestand ist in Batschuns dann soweit reduziert, dass eine Rückkehr nach Schwarzach nur mehr ohne Radio und ohne Heizung möglich ist. Was bleibt? Eine Erinnerung an durchaus feine Fahreindrücke. Die Erkältung gab‘s gratis dazu. ##Thomas Matt##




Fakten
» Motor/Antrieb: Elektromotor, Leistung 80 kW (109 PS) bei 6150 Umdrehungen, max. Drehmomt 280 Nm bei 2730 Umdrehungen, Laminierte Lithium-Ionen Batterie, Frontantrieb
» Fahrleistung: Beschleunigung von 0-100 km /h in 11,6 Sek., Topspeed 145 km/h
» Preis: Auf dem Leasingweg, 49 Monate, Gesamtbetrag 42.292 Euro