Ausgelassene Sportlichkeit mit hohem Erlebniswert

Motor / 23.08.2013 • 12:55 Uhr
Bei der Ästhetik des neuen Cayman dürften Bechtolds Beton-Porsches vor Neid erblassen. Fotos: vn/steurer
Bei der Ästhetik des neuen Cayman dürften Bechtolds Beton-Porsches vor Neid erblassen. Fotos: vn/steurer

Rassige Form-Sache in Verkehr gebracht. Der Porsche Cayman dreht mächtig auf.

porsche. So klein und schon ein Porsche? Na ja ich weiß nicht? Es soll tatsächlich immer noch viele hartgesottene Sportwagenfans geben, die den Boxster-Bruder weiter als kleines motorisiertes Spielzeug sehen. Die Geringschätzung gipfelt dann im Fall des Cayman nicht selten in der Bezeichnung Baby-Porsche.

Der beste Weg, Vorurteile abzubauen, ist bekanntlich: kennenlernen. Genau das haben wir getan. Im VN-Test haben wir mit dem zweisitzigen Mittelmotor-Coupé die Straßen zwischen Bodensee und Arlberg unter die Räder genommen. Um das wahre Tempo zu erfahren, das der Cayman gehen kann, mischten sich indes auch Ausfahrten auf der bayerischen Autobahn darunter. Pardon: Ein bisschen Spaß – frei weg zugegeben – muss schließlich sein.

Kräftiger Antrieb

In mittlerweile zweiter Generation am Start leistet der Einsteiger-Porsche mit dem 2,7-Liter-Boxermotor jetzt 275 PS. Das Sechszylinder-Kraftwerk des Basis-Cayman, dessen Volldampf-Qualitäten wir gleichsam spürbar erfahren durften, macht das kleine Coupé schon zum vergleichsweise großen Sportler. Weshalb wir an der Stelle auch gar keinen Gedanken ans noch potentere Top-Modell „S“ verschwenden wollen, in das die Zuffenhausener Sportwagenschmiede einen auf 325 PS gedrosselten 3,4-l-Sechszylinder aus dem 911 Carrera hinter den Sitzen verbaut hat.

Als Leichtgewicht mit nur knapp 1300 Kilo, knackigem Fahrwerk und natürlich Heckantrieb lässt der Cayman in jeder Situation unserer Ausfahrten keinen Zweifel aufkommen, dass er eine echte Sportskanone ist. Dazu beherrscht der ebenso muskulöse wie geschmeidige Leichtathlet auch den Spagat zwischen Agilität und Komfort. Die Federelemente gleichen Unebenheiten ordentlich aus und sorgen für beste Bodenhaftung.

So wieselt der Cayman frech und forsch auch durch enge Kurven und lässt beim Zwischenspurt leicht das Heck kommen, bevor ihn das Stabilitätsprogramm einfängt. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe PDK schaltet im Zeitraffer und ob man die „Sport“-Taste an- oder ausschaltet, spielt beim Vorpreschen kaum eine Rolle, rassig-sportlich geht es so oder so zur Sache.

Lässt man dem Boxermotor bei Überlandfahrten mit flinkem Gasfußspiel freien Lauf, dreht er ganz locker mehr als 6500 Touren und untermalt diese Solo-Partien mit herzergreifendem Sound. Nicht weiter verwunderlich, dass der Cayman-Pilot der Verlockung des geöffneten Seitenfensters nachgibt. Einziger Wermutstropfen bei allem Fahrspaß: Knapp zehn Liter SuperPlus auf die 100-Kilometer-Distanz sind wahrlich kein sparsamer Umgang mit dem Treibstoff.

Positiv: überzeugend sportliche Gangart, ausgezeichnete Straßenlage, standfest-sensible Bremsanlage
Positiv: überzeugend sportliche Gangart, ausgezeichnete Straßenlage, standfest-sensible Bremsanlage
Perfekte Ergonomie im stilsicher sportiven Cockpit.
Perfekte Ergonomie im stilsicher sportiven Cockpit.
Aus der Alu-Heckklappe kann ein Spoiler ausfahren.
Aus der Alu-Heckklappe kann ein Spoiler ausfahren.
Negativ: mit allerlei Extras ausgerüstet hoher Anschaffungspreis, durstiges Temperament, fummelige Bedienknöpfe.
Negativ: mit allerlei Extras ausgerüstet hoher Anschaffungspreis, durstiges Temperament, fummelige Bedienknöpfe.

Fakten

Motor/Antrieb: 6-Zylinder-Boxermotor, 275 PS, 290 Nm/4500 bis 6500 U/min, Hinterradantrieb, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe

Fahrleistung/Verbrauch: 0 auf 100 km/h in 5,4 Sek., Spitze: 264 km/h, Verbrauch: 7,7 l (180 CO2/km), Testverbrauch: 9,8 l

Preis: Basispreis: 62.060 Euro, Testwagen: 82.035 Euro.