Flügel halten Turbo-Elfer am Boden

Porsche liefert mit dem Comeback der Allradlenkung im 911 Turbo saftige Überraschung.
Porsche. Es erfolgt auf höchster Ebene und als Marken-Premiere. Erstmals setzen die Schwaben im brandneuen Top-911er eine Hinterachslenkung ein, die nicht nur das Parken spürbar erleichtert, sondern auch eine Kurvenakrobatik erlaubt, wie man sie bisher kaum erlebt hat. Nach etlichen Proberunden auf der ebenfalls brandneuen, privaten, nicht öffentlichen Rennstrecke des westfälischen Bilster Berg Drive Resort lautet das Urteil über die Allradlenkungs-Turborakete (vollalltagstauglich, wo gibt’s das sonst noch?): Selten so bewegt gewesen im Grenzbereich. Rallye-Legende Walter Röhrl, Doppelweltmeister, Designer des Feinspitz-Rennkurses, gab ein atemberaubendes Tempo vor.
Die aktive Hinterachslenkung wie erwähnt, neuer Allradantrieb, adaptive Aerodynamik, Voll-LED-Scheinwerfer und der bis zu 560 PS starke Sechszylinder-Boxer mit doppelter Turboaufladung: Die Rolle der neuen 911-Turbo-Generation als einzigartiger Technologieträger ist klar definiert.
Neues Outfit
Steht outfitmäßig berührend da der Turbo auf seinem nunmehr eigenen komplett neuen Leichtbau-Chassis mit verlängertem Radstand und vergrößerten Rädern, hat aber auch jede Menge neuer Technik im Gepäck. Alles First Class und ohne Kinkerlitzchen rasch einleuchtend, Funktion pur, highspeedtauglich, wie man es von Porsche eben erwartet.
Weniger einleuchtend wirken Buchstabenrätsel wie „PDCC“. Steht für den aktiven Wankausgleich. Das tolle neue System gehört beim 911 Turbo S zur Serienausstattung, ebenso das „Sport Chrono Paket Plus“ mit dynamischen Motorlagern – und die Keramikbremse, enorm anpackend und verpackt in eine weitere Rätselaufgabe namens „PCCB“.
Hat jetzt nicht nur die mitlenkende, mitdenkende Hinterachse (im Turbo S zumindest), sondern, beispielsweise, auch drei Stufen für die jeweils passende Haltung des Heckflügels. Zwecks effektiverer Zähmung der brachialen Gewalt des 3,8-Liter-Biturbo-Sechszylinders mit seinen 520 PS bzw. 560 PS im Turbo S. Das reicht für Endgeschwindigkeiten bis 318 km/h und Beschleunigungswerte von 3,4 bzw. 3,1 Sekunden auf Tempo 100. Ergebnis: Der neue 911 Turbo S verkürzt die Rundenzeit auf der Nürburgring-Nordschleife auf deutlich unter 7:30 Minuten (mit Serienbereifung). Für eine sinnliche Geräuschkulisse sorgt dabei der serienmäßige Sound-Symposer, der die Ansauggeräusche des Turbomotors per Membran in den Innenraum überträgt.
Aktives Aerodynamiksystem
Wo man die 318 km/h abseits von Rennstrecken auf öffentlichen Straßen auskosten kann, bleibe dahingestellt. Auf Flughafenpisten vielleicht, da ließe sich die Super-Aerodynamik fein erforschen. Porsche hat nämlich für den Turbo ein aktives Aerodynamiksystem entwickelt. Es besteht nebst dem Dreistufen-Heckflügel aus einem dreistufigen Frontspoiler, dessen Segmente pneumatisch ausgefahren werden. In der sogenannten Performance-Position sind alle Segmente des Frontspoilers voll ausgefahren und erzeugen Abtrieb an der Vorderachse. Hinten macht der Heckflügel mächtig Druck.
Im Alltag geht’s auch ohne Flügel. Aber auf der Rennstrecke macht dieses Beiwerk den 911 Turbo um vieles schneller . . .


Fakten
Porsche 911 Turbo und Turbo S
» Motor: 3,8-Sechszylinder mit Benzindirekteinspritzung und doppelter Turboaufladung, 520 bzw. 560 PS
» Preise: ab 190.990 bzw. 228.690 Euro
» Markteinführung: Anfang Oktober