Herrlich rotzig, dabei alles andere als trotzig

McLaren legt mit dem
neuen 650S noch ein
Schäuferl an Leistung nach.
McLaren. Es gibt Automarken, auffallend viele englische, deren bloße Nennung einem ein Grinsen ins Gesicht und Erinnerungen aus dem Gedächtnis zaubert. Die britische Exklusiv-Schmiede McLaren zum Beispiel. Manch einer hat dabei noch Heinz Prüllers atemloses, Formel 1-Kommentar-Stakkato im Ohr, dazu Namen wie Fittipaldi, Hunt, Senna, selbstverständlich auch Lauda. 50 Jahre Renn-Engagement, unzählige Siege in Grand Prix- und Langstrecken-Races (wie Le Mans) und etlichen weiteren Rennserien haben der britischen Supersportwagenschmiede ein Flair beschert, das lebendiger ist denn je: anhand von Modellen wie dem 2011 eingeführten 12C mit 625 PS (Spider & Coupé), wie dem auf 375 Exemplare limitierten (und längst ausverkauften) P1 mit 916 PS, wie dem neuen 650S. Der basiert auf dem 12C, ist – wie dieser – geschlossen und mit automatischem Aufmach-Dach zu haben, ist aber um 25 PS stärker und um rund sechs Kilo leichter. Daraus resultiert sein Name: 650 steht beim heckgetriebenen Mittelmotor-Supersportler für die Leistung, S steht für Sport. Gleich geblieben ist der Kern, das Carbon-Chassis.
Optimierung in allen Details
Darum herum gruppiert sind Optimierungen in allen Details, unter anderem am 3,8-Liter-V8-TwinTurbo mit neuen Kolben und Zylinderköpfen, am 7-Stufen-DSG mit schnelleren Schaltzeiten, am Fahrwerk (Modi „Normal“, „Sport“, „Track“) mit gestraffter Federung. Nachgeschärft wurde nicht nur im Kapitel Leistung sowie Performance, ebenso an der Optik. Das Design weist den 650S anhand der LED-Scheinwerfer und des neuen Logos auf der Fronthaube sowie weiterer Details – geglättete Konturen, verbreiterte Lufteinlässe, neu konfigurierter Heck-Spoiler (Air Brake) – als direkten Verwandten des P1 aus. Dazu addiert haben die McLaren-Weiterentwickler – auf Kundenwunsch – etwas mehr akustische Rotzigkeit: Mittels Cylinder-Cut-Technologie wird beim Hinaufschalten (im Sportmodus) eine Verpuffung im Auspuff provoziert. Dennoch: Bei aller Rundum-Schärfung benimmt sich der Engländer alles andere als trotzig, gemäß McLarens erklärter Absicht, einen Supersportler für alle Tage zu kreieren. Zum Beweis durfte der Flügeltürer im Osten Österreichs durchs heimische Kurvengeläuf rund um den Neusiedler See galoppieren. Und zeigen, dass er die Spielarten von gelassenem Bummeln durch idyllische Dörfer übers forcierte Swingen über Landstraßen bis zum hoch engagierten Blitzstart auf Autobahn-Beschleunigungsstreifen gleichermaßen souverän mit durchaus komfortablen Manieren beherrscht. Beherrschung seitens von 650S-Piloten allerdings auch – stark – gefordert: Subjektiv macht es an Fahrwerk, Lenkung, Bremsen etc. keinen wirklich fühlbaren Unterschied, ob auf dem Tacho (vorsichtig geschätzte) 100 oder 200 km/h stehen. Objektiv gemessen gegebenenfalls schon. Weshalb wir der Werksangabe von 229 beziehungsweise 333 km/h Top-Speed glauben (müssen).
Fakten
» Motor/Antrieb: 3,8 l, V8 Twin Turbo, 650 PS, 678 Nm, Heckantrieb, 7-Gang-DSG
» Fahrleistung/Verbrauch: 0 auf 100 in 3,0, 333 (Coupé)/329 (Spider) km/h Top-Speed, 11,7 l pro 100 km, 275 g CO2/km.
» Preis: Coupé ab 296.921 Euro, Spider ab 328.041 Euro.