Edel sei das Auto und reich an Weite

Motor / 16.05.2014 • 11:30 Uhr
Macht mit einer Höhe von 1,57 m einen durchaus stattlichen Eindruck: der BMW i3. Fotos: VN/Steurer
Macht mit einer Höhe von 1,57 m einen durchaus stattlichen Eindruck: der BMW i3. Fotos: VN/Steurer

Die letzte Schwäche des Elektroautos beseitigt auf Wunsch ein kleiner Benzinmotor.

BMW. Ganz aufgeregt trippelt der Kollege von einem Bein aufs andere. Das ist sonst gar nicht seine Art. Hat er doch Luxuskarossenerfahrung. Aber der i3 dort draußen am Hof bringt ihn doch ein wenig aus der Fassung.

Die Bayern haben also das Auto neu erfunden. Bringen „das Elektroauto schlechthin“ auf den Markt. Verheißungsvoll klingt das, ach was, wie eine Erlösung von all den Plastikschüsseln und Akku-Akrobaten. Und tatsächlich: Schon das Öffnen der Portaltüren (die Fondtüren sind hinten angeschlagen), das futuristische Cockpit, die edlen Materialien inmitten der Kohlefaserkarosserie – all das erzeugt atemloses Staunen. Und wer dann noch Bekanntschaft mit den 125 kW bzw. 170 PS macht, ist hin und weg. Nun gut, dass ausgerechnet einem Elektroauto eine auf Erdöl basierende Karosserie angezogen wurde, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Aber das Lächeln erstirbt uns schon wieder auf den Lippen, weil die Blicke wohlgefällig auf beiden Displays ruhen, die den Fahrer leiten. Geschwindigkeit, Ladestand und Reichweite stehen hinter dem Lenkrad abzulesen. Der mittig platzierte Bildschirm ist für das iDrive-System zuständig. Die verwendeten Materialien reihum sind mit Bedacht gewählt, die Türfüllungen allerfeinste Recyclingware. Da wurde nichts „einfach so“ verbaut. Das zweigeteilte Glas-Schiebedach nicht und der 260 Liter große Kofferraum auch nicht. Wer die Rücksitze umkippt, hat 1100 Liter verfügbar. Also, ab auf große Tour? Mal sehen.

Was für ein Kraftlackel

Beim Wegfahren erzählt der i3 in knappen, aber überzeugenden Worten von 250 Nm Drehmoment, die in ihm schlummern. Er geht ab wie Nachbars Lumpi. Die eingebauten und tunlichst nicht abschaltbaren Stabilitätssysteme bewahren den Fahrer vor unliebsamen Überraschungen. Nimmt er den Fuß vom Gaspedal, entwickelt der Elektromotor Bremswirkung, und zwar ziemlich zackig. Der Akku dankt‘s, weil er wieder ein wenig geladen wird. Gewöhnungsbedürftig ist die starke Verzögerung allemal.

Bleibt wie bei allen Elektro-autos die Gretchenfrage: Wie, i3, hältst du‘s mit der Reichweite? Und da wird er rot, knickt mit dem Vorderrad ein und flüstert: 160 km. 130, wenn‘s draußen kalt ist. Deshalb bietet BMW einen kleinen Benzinmotor mit 9- Liter-Tank an, das ergibt 340 Kilometer Reichweite. Und schon ist alles wieder gut.

Ein wenig Science-Fiction fährt immer mit.
Ein wenig Science-Fiction fährt immer mit.
Der i3 wiegt 1270 Kilo, der Akku allein 280.
Der i3 wiegt 1270 Kilo, der Akku allein 280.
Negativ: Die Reichweite beträgt maximal 160 km, die Ladezeiten dauern sechs bis acht Stunden.
Negativ: Die Reichweite beträgt maximal 160 km, die Ladezeiten dauern sechs bis acht Stunden.
Positiv: Der durchzugsstarke Motor lässt keine Wünsche offen, die Materialien sind ausnahmslos etwas Besonderes.
Positiv: Der durchzugsstarke Motor lässt keine Wünsche offen, die Materialien sind ausnahmslos etwas Besonderes.

Fakten

» Motor/Antrieb: 360-VE-Motor, 125 kW (170 PS), Rekuperationsleitung: bis zu 50 kW

» Fahrleistung/Verbrauch: Normverbrauch 12,9 kWh/100 km, Ladezeit ca. 8 Stunden, Reichweite 160 km, 0-100 km/h in 7,2 sec, Spitze 150 km/h

» Preis: 35.700 Euro, mit Range Extender 40.400 Euro