Kleiner Strom-Transporter mit Charme

Motor / 17.10.2014 • 14:46 Uhr
Schnappschuss am Supermarkt-Parkplatz: Der Twizy Cargo hat dort mit dem Einkaufswägelchen einen Artverwandten getroffen. Fotos: VN/Steurer
Schnappschuss am Supermarkt-Parkplatz: Der Twizy Cargo hat dort mit dem Einkaufswägelchen einen Artverwandten getroffen. Fotos: VN/Steurer

Charmanter kann man keine Pizza zustellen. Umweltfreundlicher auch nicht.

Renault. Beim Drive-In des amerikanischen Fastfood-Restaurants bildet sich eine Schlange. Weil der Mitarbeiter an der Kassa eine umfangreiche Bestellung aufnehmen muss und trotz großem Andrang ganz schön viele Fragen hat. Zum Beispiel: Wohin mit all den Tüten? Fährt der elektrisch? Wieso hat der keine Scheiben? Ist das schon ein Auto?

Da sich nicht jede der Fragen in wenigen Sekunden beantworten lässt, wird der Stau vor der Ausspeisung länger und länger. Wie das mit den vielen Tüten ist? Die finden im absperrbaren Ladeabteil des Twizy Platz. Weil Renault bietet seinen entzückenden Elektro-Zwerg jetzt auch in einer Cargo-Version an. Statt zweitem Sitzplatz gibt es ein Transportabteil mit 156 Liter Ladevolumen. Auf 55 mal 50 Zentimeter Grundfläche findet aber auch sonst so einiges Platz. Nicht nur die Tüten mit den Fastfood-Leckereien. So empfiehlt sich der Twizy auch zum Pizza-Zustellen. Aber das interessiert den Mitarbeiter der Imbiss-Kette weniger. Mehr schon die ökologischen Aspekte. Getankt wird Strom. Mit einer Ladung kommt der kleine Transporter 100 Kilometer weit. Theoretisch zumindest. Im Alltag – vor allem wenn es auch bergauf geht – sind es deutlich weniger. Nach gut 60 Kilometer war im VN-Test der Ladezustand der Batterie schon kritisch niedrig. Dafür geht das Laden für E-Autos zügig und auch einfach. Das Kabel ist fix befestigt, die Lithium-Ionen-Batterien in gut dreieinhalb Stunden wieder voll. Und wie sich der Twizy fährt? Erdig. Man sitzt praktisch auf dem Asphalt, spürt jede Rille. Der Spaßfaktor ist enorm, auch wenn die Perfektion fehlt. Geräuschlos ist nur der Antrieb. Der Plastikbomber zwitschert fröhlich vor sich hin. Macht nix: So viel gute Laune bietet kaum ein anderes Automobil. Mit bis zu 18 PS (als Spitzenleistung) sind auch ganz ordentliche Fahrleistungen möglich. Immerhin 80 km/h ist der Stromer schnell.

Und dann hört man den Wind ganz schön laut rauschen. Weil Fenster hat er keine. Womit auch das mit der Ganzjahrestauglichkeit geklärt wäre. Im Winter und bei Regen fährt nur, wer über gute Textilien verfügt.

Das etwas andere Auto

Bleibt noch eine Frage des Hamburger-Verkäufers. Die nach dem echten Auto. Gegenfrage: Ist das schon echte Nahrung?

Beide nicken. Lautlos surrt der Stromtransporter an der wartenden Menschenmenge vorbei. Warum der so lange gebraucht hat und wo er all die Tüten verstaut hat, werden sie sich wohl fragen.

Großzügiges Ladeabteil.
Großzügiges Ladeabteil.
Negativ: Der Plastikbomber zwitschert munter vor sich hin. Die Verarbeitung ist mau, dafür der Preis in Ordnung.
Negativ: Der Plastikbomber zwitschert munter vor sich hin. Die Verarbeitung ist mau, dafür der Preis in Ordnung.
Positiv: Ladevorgang dauert nur 3,5 Stunden. Kabel ist fix befestigt. Der Stromer bietet großen Spaßfaktor.
Positiv: Ladevorgang dauert nur 3,5 Stunden. Kabel ist fix befestigt. Der Stromer bietet großen Spaßfaktor.

Fakten

Motor/Antrieb: E-Motor mit 8 kW (11 PS), Kurzfristige Spitzenleistung: 18 PS; 57 Nm Drehmoment, Heckantrieb; Dauer Batterieladen: 3,5 Stunden

Fahrleistung/Verbrauch: 0 bis 45 km/h in 6,1 Sek.; Spitze 80 km/h; Reichweite 100 Kilometer

Preis: ab 8860 Euro; Testwagen: 9700 Euro.