Ein junger Schwede mit traditionellem Charakter

Motor / 23.01.2015 • 14:46 Uhr
Maximilian Missoni stellt im neuen Volvo XC90 historische Design-Signaturen – siehe Logo und Kühlergrill – auf eine moderne Basis. Foto: Volvo
Maximilian Missoni stellt im neuen Volvo XC90 historische Design-Signaturen – siehe Logo und Kühlergrill – auf eine moderne Basis. Foto: Volvo

Der neue Volvo XC90 feierte letzte Woche in Wien seine Publikumspremiere.

Volvo. Einen langen Modellzyklus durchlaufen hat das nordische SUV-Flaggschiff XC90. Debütiert hat er 2002. 2006 erfolgte eine Überarbeitung. 2010 wurde Volvo vom chinesischen Fahrzeughersteller Geely übernommen. Seither läuft die Entwicklung des neuen XC90. Die Markteinführung des Neuen steht bevor (Mai 2015). Im Vorfeld stellte sich der junge Schwede als serienfertige Studie in Wien dem Publikum. Der Verantwortliche fürs Außen-Design, der Österreicher Maximilian Missoni, stellte sich den Fragen der VN.

Der XC90 soll auf allen Kontinenten gefallen. Besteht dadurch die Gefahr, an Charakter zu verlieren?

missoni: Volvo ist eine kleine Marke. Daher müssen wir für einen starken Charakter sorgen, um wahrgenommen zu werden, nicht nur in den USA und China. Wir können nicht, wie große Hersteller, sagen: Das ist jetzt ein Weltauto, und das muss überall funktionieren. Wir wollten aber auch ein schwedisches Produkt herstellen, wir haben bewusst darauf geschaut, dass die wesentlichen Designmerkmale der Kultur und Mentalität der Schweden entsprechen.

Das neue Volvo-Design soll Geschichte und Tradition der Marke in die Zukunft führen, ohne auf die Retro-Schiene zu geraten. Wie ist das realisierbar?

Missoni: Wir haben einerseits die Proportionen und die Formensprache, andererseits die Signaturen und die Alleinstellungsmerkmale – siehe LED-Lichtsignatur, siehe Kühlergrill, Logo. Wenn man an den Proportionen und der Formensprache ansetzt, sprich wenn ich diese Dinge so mache wie bei den Vorgängern, dann kommt Retro heraus. Wenn ich an den Signaturen und an den Alleinstellungsmerkmalen ansetze bin ich modern – mit originärem Touch. Wir haben historische Anleihen genommen, doch Proportionen und Formensprache sind modern.

Welche Design-Details haben die aktuellen Konzeptfahrzeuge Estate und Coupé mit dem XC90 gemeinsam?

Missoni: Kühlergrill und LED-Signaturen. Als wir die Konzeptfahrzeuge entwickelten, standen die Eckdaten des XC90 bereits fest. Mit ihm wurde ja bereits 2010 begonnen.

Wie fordernd ist es beim XC90, optische Dynamik und Leichtigkeit zu erzielen?

Missoni: Aerodynamik ist leider oft gegenläufig zum Eindruck von Leichtigkeit. Je glatter und abgeschlossener Volumina sind, desto höher ist die Windschlüpfrigkeit. Diese wird durch alles, was das Auto optisch leichter und muskulöser gestaltet – Sicken und Kanten – beeinträchtigt. Man kann das kompensieren mit Spoilern und Diffusoren, aber es ist immer eine Herausforderung, Leichtigkeit und Dynamik optisch zu vermitteln, dabei souverän, potent und kraftvoll zu wirken, ohne den Eindruck von Arroganz zu vermitteln.

Der Gesetzgeber fordert eine Vielzahl an Sicherheitssystemen. Wie stark beeinflusst davon ist das Design?

Missoni: Sicherheitssysteme bestimmen das Außendesign sehr stark. Wir sind teils mit extremen Vorgaben konfrontiert. Es ist ein Großteil meines Jobs, in Meetings zu sitzen und zu schauen, wo wir etwa im Hinblick auf Fußgängerschutz noch nachjustieren müssen. Das wirkt sich in den seltensten Fällen positiv aus, man muss Strategien entwickeln, um trotzdem elegant zu bleiben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Wir müssen als kleine Marke einen sehr starken Charakter anbieten, um wahrgenommen zu werden.

Maximilian Missoni

Zur Person

Maximilian Missoni

Der junge Steirer startete seine Karriere im Volkswagen-Konzern, anfangs in Wolfsburg, danach in Potsdam, als Senior Exterior Designer. Das zweisitzige Einliter-Auto VW XL1 basiert auf seinem Konzept. Im Herbst 2012 folgte Missoni seinem Chef, Thomas Ingenlath (bis 2012 Leiter des Volkswagen Design Studios Potsdam), zu Volvo nach Göteborg.

Geboren: 18. Juni 1978 in Leoben

Ausbildung: BG & BRG Seebacher, Graz (Matura 1996), Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung, Linz, Royal College of Art, London.

Laufbahn: Volkswagen Group 2002 bis 2012, seit November 2012 Vice President Exterior Design bei Volvo