Großer Göteborger gibt sich mit Elektro-Schub souverän

Neuer XC90 hat in Hybrid-Version T8 hohes Leistungs- und Sparpotenzial.
Volvo. Die Schweden jubeln: Zum gelungenen Start der Modellpaletten-Erneuerung und dem erfolgreichen Abschluss des Jahres 2015, in dem erstmals die Halbmillionen-Grenze an verkauften Fahrzeugen überschritten worden ist, kommt ein Jubiläum: zwanzig Jahre Allradantrieb. 1996 hatte mit dem 850 AWD der erste Volvo mit vier angetriebenen Rädern debütiert. Kern des 4×4-Systems war eine Visco-Kupplung, die im Fronttriebler für variable Antriebskraftverteilung an beiden Achsen sorgte, ergänzt durch ein Sperrdifferenzial (hinten) plus einer elektronisch geregelten Antriebsschlupfregelung. Diese technische Lösung wurde in den nachfolgenden Modellen – vom V70R AWD über den V70 Country und XC bis zum ersten XC90 (ab 2002) und zum XC60 – weiterentwickelt. Aktuell stehen in sieben Volvo-Baureihen Allradantriebs-Varianten zur Auswahl.
Referenz für die neuen Volvo-Zeiten nach der Ablösung von Ford und dem Einstieg des chinesischen Konzerns Geely ist der XC90, der im Vorjahr seine Premiere absolviert hat. Seine Antriebs-Palette wurde ergänzt. Mit Beginn 2016 stehen zusätzlich zum T6 AWD (320 PS), zum D5 AWD (225 PS) und zum T8 Twin Engine der – frontgetriebene – D4 (190 PS) und der T5 AWD (254 PS) am Start. Damit offeriert Volvo fünf Motorisierungen für den bis zu siebensitzigen 4,950-Meter-SUV.
407 PS Systemleistung
Leistungs- und Ökonomie-Flaggschiff der XC90-Baureihe ist der T8 Twin Engine. Folgend den Erfahrungen, die Volvo ab 2012 mit alternativer Antriebstechnologie im V60 Plug-in-Hybrid (Diesel) gesammelt hat, wird in dieser Variante die Kombination aus Verbrennungs- und E-Motor – wofür „Twin Engine“ steht – mit Allrad-Technik zusammengeführt. Konventionelle Antriebsquelle an der Vorderachse ist ein Zweiliter-Benziner, mit Turbo sowie Kompressor doppelt aufgeladen, mit 320 PS. Strom-generierten Vortrieb liefert ein Elektromotor mit 87 PS. Er ist auch verantwortlich für den Antrieb der Hinterachse (Verbrauchswerte siehe im Fakten-Kasten).
Die 407 PS Systemleistung werden anhand von sieben Fahr-Modi umgesetzt. In der Grundstellung „Hybrid“ arbeiten beide Aggregate zusammen. In „Pure“ wird per Strom angetrieben (bis zu 43 km weit). In „Power“ geben beide Motoren maximale Leistung ab. In „Save“ wird E-Energie erhalten und gespeichert. In „AWD“ werden im Prinzip die Vorderräder, doch bei Traktionsverlust – auch die Hinterräder angetrieben. Bei niedrigem Tempo steht dazu „Off Road“ zur Verfügung (40 mm mehr, aktivierte Bergabfahrhilfe). In „Individual“ kann man die fix programmierten Modi individuell kombinieren.
Wie das der Plug-in-Hybrid im Ernstfall umsetzt, dem konnte bei überraschend tatsächlich winterlichen Bedingungen auf dem Gelände des Fahrtechnik-Zentrums Hintersee in Salzburg auf die Traktion gefühlt werden. Zwar war das Eis schon etwas weich und der frisch gefallene Schnee alles andere als g’führig – doch offeriert gerade das eine Kombination idealer Testbedingungen: glitschig, schmierig und rutschig. Das meistert der mächtige Plug-in-Hybride souverän. Fazit: Ob im AWD- oder im aktivierten Off-Road-Modus: Die Fahrdynamik-Systeme des T8 regeln geradezu streng und schieben Ausbrech-Provokationen jeden möglichen Riegel vor. Unverrückbar sind jedoch die von der Physik gesetzten Grenzen. Auf diese hat das Gewicht des großen Göteborgers gewichtigen Einfluss. Der T8 Twin Engine wiegt ab 2343 Kilo.


Fakten
Motor/Getriebe/Antrieb: 2,0-l-Benziner (Turbo/Kompressor) mit 320 PS (400 Nm), E-Motor mit 87 PS (240 Nm), Systemleistung 407 PS (640 Nm), 8-Gang-Automatik, Front-/Allradantrieb
Fahrleistung/Verbrauch: 0 auf 100 in 5,6 sec., 230 km/h Top-Speed, 2,1 l/100 km/18,2 kWh (Normmix)
Preis: ab 76.160 Euro