Die Hinterräder dürfen Pause machen

Motor / 26.02.2016 • 11:34 Uhr
„Quattro Ultra“: Noch ist Audis weiterentwickelter Allradantrieb in A4 und A4 Avant im Teststadium. Fotos: werk
„Quattro Ultra“: Noch ist Audis weiterentwickelter Allradantrieb in A4 und A4 Avant im Teststadium. Fotos: werk

Audis weiterentwickel-tes Allrad-System setzt nicht mehr auf Vollzeit-Permanenz.

audi. „Ultra“ ist bei den Ingolstädtern das Etikett für ausgeprägte Sparsamkeit. Bisher bezeichnete Audi damit Motor-/Getriebekombinationen. Jetzt wird das ausgedehnt auf das Allradantriebssystem. Die nächste Entwicklungsstufe des 4×4-Antriebs heißt „Quattro Ultra“.

Was 1980 im Rallye-Sport begonnen hat (siehe Ur-Quattro), hat sich zum Markenzeichen entwickelt und mittlerweile auf alle „zivilen“ Baureihen vom 1er bis zum 8er ausgedehnt. Die bisherigen Allradsysteme sind auf Permanenz ausgelegt. Je nach Motoreinbau-Art – längs oder quer – und Basis-Antriebsart – front oder heck – kommen selbstsperrende Mitteldifferenziale oder eine automatisch agierende Lamellenkupplung zum Einsatz. Damit kann Antriebskraft variabel zwischen beiden Achsen verteilt werden. Das System ist stets aktiv, auch wenn die jeweilige Fahrsituation Zweiradantrieb zuließe.

Die neue Entwicklungsstufe des „Quattro“-Antriebs arbeitet mit einer elektronisch gesteuerten Hinterachs-Entkoppelung, damit so oft wie möglich im Frontantrieb gefahren wird und so selten wie nötig auf Allradantrieb geschaltet wird. Das wird erzielt mit zwei Kupplungen: mit der bekannten Lamellen-Konstruktion am Getriebeausgang und einem Klauensystem (einer Trennkupplung) am Hinterachsgetriebe. Anhand dessen wird situations- und bedarfsgerecht Drehmoment an alle Räder geleitet. Oder es darf eine Achse, im aktuell konkreten Fall die hintere, (Antriebs-)Pause machen. Gesteuert wird das elektronisch, hundert Mal pro Sekunde, anhand von Sensor- und Steuergerätedaten des Stabilitätsprogramms, des Fahrmodus, des Lenkwinkels, der Längs- und Querbeschleunigung, der Außentemperatur, des Fahrercharakters etc.

Das System agiert vorausschauend: Bevor noch Schlupf auftreten könnte, steht das Kraftschluss-System bereits parat und hat blitzschnell die Traktionsverbindung zu allen Rädern hergestellt.

Auf diese Weise soll der Verbrauch minimiert und dennoch die gewohnte Allradantriebs-Fahrdynamik erhalten bleiben. Beidem entgegen kommt, dass – laut Audi – die Ultra-Konstruktion um vier Kilo leichter ist als das bisherige System.

Niedrigerer Spritverbrauch

Die derzeitige Entwicklungsstufe des neuen „Quattro Ultra“-Antriebs ist an die Frontantriebsbauarten und den Zweiliter-Turbobenziner gebunden. Sie ist gekoppelt entweder an ein Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe oder an ein manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe. Die Ingolstädter beziffern das Einsparungspotenzial mit 0,3 Litern auf hundert Kilometer, was von hauseigenen Testern auf normierten Strecken ermittelt wurde.

Eine erste Real-Ermittlung der Wirkungsweise ermöglichte Audi mit Vorserien-Exemplaren auf der Brenner Bundesstraße und einem Teilabschnitt der Brenner-Autobahn. Testprobanden waren jene A4 und A4 Avant, die nach dem Antritt der neuen Modellgeneration (im Vorjahr) auf den neuen Allradantrieb umgerüstet worden waren. Dass die Hinterräder zuweilen Pause machten war im Fahrbetrieb nicht spürbar, weder beim forcierten Kurven-Umrunden und schon gar nicht beim verkehrsbedingt erzwungenen Bummeln.

Zum Einsatz kommt der zur Genügsamkeit erzogene Allradantrieb demnächst. Erste Nutznießer werden der im Sommer startende A4 Allroad, die nächste Generation des Q5 und der A5 sein.

Das Zu- und Wegschalten der Hinterachse ist nicht spürbar.
Das Zu- und Wegschalten der Hinterachse ist nicht spürbar.
Neuer Allradantrieb von Audi.
Neuer Allradantrieb von Audi.