Hände weg vom Lenkrad: Bereit für die nächste Stufe

Motor / 22.04.2016 • 14:38 Uhr
Level-3-Fahrzeuge sind die Autos, bei denen der Fahrer weder die Hände am Lenkrad, noch die Aufmerksamkeit auf den Verkehr gerichtet haben muss.
Level-3-Fahrzeuge sind die Autos, bei denen der Fahrer weder die Hände am Lenkrad, noch die Aufmerksamkeit auf den Verkehr gerichtet haben muss.

Prototypen des PSA-Konzerns demonstrieren autonome Talente.

Peugeot/CitroËn. Jetzt also auch PSA. Nachdem der französische Autobauer im Herbst auf der IAA seine Pläne bereits angekündigt hatte, präsentierte der Peugeot-Citroën-Konzern nun anlässlich eines EU-Verkehrsministertreffens, wie weit er schon in Sachen autonomes Fahren ist. Was die Serienreife anbelangt, hinken die Franzosen den Mitbewerbern allerdings hinterher, dafür konnten sie bereits mit einem Level-3-Protoypen Regierungsvertreter begeistern.

Level-3-Fahrzeuge sind die Autos, bei denen der Fahrer weder die Hände am Lenkrad, noch die Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr gerichtet haben muss. Er kann also lesen, mit dem Handy spielen oder sich seinen Mitfahrern widmen, während das Auto alleine vor sich hinrollt. Allerdings muss der Fahrer auf Kommando innerhalb weniger Sekunden wieder das Steuer übernehmen können, falls die Technik an ihre Grenzen stößt. Eine Stufe darunter, also Level 2, steht für teilautomatisierte Autos, bei denen der Fahrer manche Aufgaben an die Technik delegieren kann, sei es das Lenken, Einparken oder auch der Spurwechsel. Letzteres beherrschen schon einige Serienmodelle – unter anderem von Mercedes und Tesla – und auch einer der beiden Citroën C4 Picasso, die die Ingenieure mit nach Amsterdam gebracht haben.

Wie von Geisterhand geführt

Einmal auf der Autobahn angekommen, kann das System aktiviert werden und der Van gleitet wie von Geisterhand geführt auf seiner Spur dahin. Die Technik lenkt, bremst und gibt Gas – und überwacht den Fahrer. Wendet der den Blick von der Straße, wird er ermahnt. Die Hände muss er allerdings nicht am Volant haben. Entdeckt die Technik ein neues Tempolimit, fragt sie beim Fahrer an, ob sie das übernehmen soll – so vermeiden die Ingenieure derzeit noch letzte Ungenauigkeiten bei der Erkennung.

Die Technik, die PSA für das Level-2-Auto nutzt, ist kein Hexenwerk. Ein paar Radarsensoren und Kameras ergänzen die bestehende Bordsensorik, der Rest ist Rechenleistung, die von großen Computern im Kofferraum des Vans übernommen wird. Bis die Franzosen die demonstrierten Funktionen allerdings in Serie bringen, wird es noch etwas dauern; 2020 ist angepeilt.

Der zweite C4 Picasso, der den Verkehrsministern vorgestellt wurde, ist bereits auf Level-3-Niveau, und noch weiter weg von der Serie. Ihm helfen zusätzliche Lasersensoren und ein sogenanntes differenziertes GPS, das zusammen mit hochauflösenden Kartendaten die Position des Autos auf fünf Zentimeter genau bestimmen kann; ist der Satelliten-Empfang schlecht, liefern zusätzlich die Kameras exakte Daten. Um sich von dem Citroën kutschieren zu lassen, muss man ihm zunächst das Reiseziel mitteilen. Sobald man auf die Autobahn aufgefahren ist, meldet sich der Autopilot. Jetzt kann sich der Fahrer gemütlich zurücklehnen. Mit bis zu 130 km/h spult das Auto die Kilometer ab, hält sich an Tempolimits, entscheidet selbst, wann ein Überholmanöver nötig ist. Erst kurz vor der Zielausfahrt holt die Technik den Fahrer wieder ins Boot und übergibt ihm das Steuer. Mal schauen, wann das alles Realität wird.