Investment auch in Ladeinfrastruktur

Motor / 01.07.2016 • 13:55 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Audi-Chef Rupert Stadler macht sein Unternehmen zukunftsfit. 2018 bringt Audi das erste SUV als reines E-Fahrzeug mit Reichweiten von über 500 Kilometer. 2025 sollen 20 bis 30 Prozent der Fahrzeuge elektrisch fahren.
Audi-Chef Rupert Stadler macht sein Unternehmen zukunftsfit. 2018 bringt Audi das erste SUV als reines E-Fahrzeug mit Reichweiten von über 500 Kilometer. 2025 sollen 20 bis 30 Prozent der Fahrzeuge elektrisch fahren.

VN trafen in Zürich Audi-Vorstandschef Rupert Stadler zum exklusiven Round-Table-Gespräch.

Zürich. Audi hat die Weichen für die Zukunft gestellt. Der Premiumhersteller im VW-Konzern investiert heuer drei Milliarden Euro in eine Modelloffensive, neue Fertigungsstrukturen und Zukunftstechnologie. Alleine 2016 verstärkt der Automobilhersteller sein Team in Deutschland mit 1200 Experten in strategischen Zukunftsfeldern. „Elektrifizierung und Digitalisierung bedeuten einen historischen Umbruch“, sagt Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender der Audi AG, bei einem Round-Table-Gespräch in Zürich.

Modelloffensive

„In diesem Jahr werden wir 20 neue und überarbeitete Modelle auf den Markt bringen“, so Stadler. Der neue Audi Q2 sei ein wesentlicher Teil der Modelloffensive. „Er wird uns beim Erreichen der Wachstumsziele helfen.“ Das Audi-Management rechnet mit einer hohen Eroberungsrate des kleinsten SUV in der Q-Familie. Sie könne bei 50 bis 60 Prozent liegen. Ähnliches habe man einst mit der Einführung des Audi A1 geschafft. Dort lag die Eroberungsquote bei über 70 Prozent. Gleichzeitig kündigte der Audi-Chef an, bei der Modellpalette zu optimieren. „Aber so, dass es intelligent ist.“ Auf dem Prüfstand stehen einzelne Derivate und Motorisierungen. Die Komplexität, die man sich geleistet habe, sei nicht mehr en vogue. An den Plänen, die Modellanzahl von 30 auf 60 zu verdoppeln, habe sich aber nichts geändert.

Erwartungen an den Q2

Mit der Entscheidung, ein kleines SUV zu bringen, habe man lange gerungen. „Die Entscheidung wird aufgehen“, ist der Vorstandsvorsitzende überzeugt. Man wolle das Segment nicht anderen überlassen. „Es gibt in jedem Segment eine Art Sahneschicht. Und die suchen wir.“ Die Premium-Klientel gelte es an die Marke zu binden. „Es ist unsere Aufgabe, einen Neukunden, der jünger ist, über seinen Kundenlebenszyklus bei der Marke zu halten und zu betreuen.“ Und nach dem Q2 komme für einen Kunden ja vielleicht ein Q3 oder ein TT oder bei entsprechendem Platzbedarf für einen Kinderwagen ein A4 Avant in Frage. Mit einem Massenabsatz beim kleinen SUV rechnet Audi nicht. „Aber wir sind in unserem Werk in Ingolstadt sehr flexibel“, so Stadler. Der Q2 ist vor allem von strategischer Bedeutung. „Er wird unsere nächste Eroberungsmaschine in unserem Premium-Portfolio sein.“

SUV-Boom

„Wir bauen unser Q-Portfolio aus“, bekräftigt der Audi-Chef im Gespräch mit Journalisten. Die SUV-Familie aus Ingolstadt liege im Trend. Das betreffe praktisch alle Märkte. Premium-Kunden seien mittlerweile SUV-Fans. Die Kompakten würden sich bis 2025 noch verdoppeln, prognostiziert der 53-Jährige. „Wir sehen im SUV-Segment weiteres Wachstum. Deshalb wird unser erstes reines E-Auto auch als SUV kommen. Dort ist das Klientel der Zukunft.“

Pläne bei E-Mobilität

Audi bringt 2018 sein erstes Großserienfahrzeug (SUV im C-Segment) mit reinem Batterieantrieb und einer Reichweite von über 500 Kilometer. „Wir diskutieren in der Strategie 2025 ein rein elektrisches Portfolio“, so der Audi-Chef. Gleichzeitig werde auch bei der Brennstoffzellen-Technologie weiterentwickelt. Relevante Absatzzahlen von batterieelektrischen Fahrzeugen beziffert Stadler für 2025 bei Audi mit 20 bis 30 Prozent am Verkauf. Um die CO2-Vorgaben zu erfüllen, habe man zuletzt die Verbrennungstechnologie zukunftsfähig gemacht. „Wir investieren in eine Hybridisierung. Wir haben für diverse Segmente Plug-in-Hybride gesetzt. Das rollt in den nächsten zwei, drei Jahren raus, um die CO2-Vorgaben für 2020 zu packen“, so Stadler, der bei Plug-in-Hybriden von einer reinen Brückentechnologie spricht.

Ladeinfrastruktur

Audi kann sich vorstellen, selbst Geld in die Hand zu nehmen, um Ladeinfrastruktur für E-Mobilität zu schaffen. „Wir sprechen mit Kooperationspartnern. Wir sind bereit, hier zu investieren“, so Stadler.

Absatzentwicklung

Audi hat im Vorjahr 1,8 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert. Im aktuellen Jahr läuft es noch besser. Stadler spricht von Zuwächsen in allen Kernregionen. „Bis Ende Mai haben wir mit 784.000 Einheiten um knapp fünf Prozent zugelegt.“ Zufrieden ist der Audi-Chef auch mit der Vertriebsleistung in Österreich. Man wachse mit 8400 Neuzulassungen stärker als der Markt und sei die beliebteste Premiummarke. Allerdings seien auch die Angreifer gewappnet.

Auswirkungen Brexit

„Die langfristigen Auswirkungen sind nicht abschätzbar“, analysiert der Top-Manager. Es brauche jetzt eine umsichtige Politik. Der Brexit dürfe jedenfalls nicht der Anfang vom Ende der EU sein. „Das wäre fatal. Es muss jetzt der Anfang eines Neubeginns erfolgen.“ Für Audi ist Großbritannien einer der wichtigsten europäischen Märkte. Die Frage sei, ob das Land aus eigener Substanz genügend Wachstumsindikatoren erbringen könne. Großbritannien lebe stark vom Finanzmarkt. „Wenn da was passiert, dann geht Kaufkraft verloren.“

Herausforderungen

„Die Stadt der Zukunft sucht nach neuen Formen der Mobilität. Mobilitätsangebote mit Digitalisierung werden dafür sorgen, dass man attraktiv und nachhaltig wirtschaften kann. Wir wollen diese Transformation aktiv gestalten. Wir bauen unser Unternehmen zu einer Digital-Companie um“, so Stadler, der von einer immensen Zunahme des digitalen Anteils an der Wertschöpfung spricht.

Sportengagement

Der Stachel des enttäuschenden Abschneidens bei den 24 Stunden von LeMans sitzt tief. „Lieber hätte ich natürlich gewonnen“, räumt der Audi-Chef ein. Der Motorsport sei Teil der Genetik der Marke. Im Nahbereich – die nächsten drei Jahre – stehe man zu den derzeitigen Aktivitäten. „Was in zehn Jahren sein wird, kann ich heute nicht sagen. Das ist aber auch ganz normal in diesem Geschäft.“

Audi-Chef Rupert Stadler macht sein Unternehmen zukunftsfit. 2018 bringt Audi das erste SUV als reines E-Fahrzeug mit Reichweiten von über 500 Kilometer. 2025 sollen 20 bis 30 Prozent der Fahrzeuge elektrisch fahren.
Audi-Chef Rupert Stadler macht sein Unternehmen zukunftsfit. 2018 bringt Audi das erste SUV als reines E-Fahrzeug mit Reichweiten von über 500 Kilometer. 2025 sollen 20 bis 30 Prozent der Fahrzeuge elektrisch fahren.

Zur Person

Rupert Stadler

Vorstandsvorsitzender der Audi AG

Geboren: 17. März 1963

Laufbahn bei Audi: Eintritt ins Unternehmen 1990 (Controlling), 1994 GF VW-Audi Spanien, 2007 Vorstandschef

Familie: verheiratet, zwei Töchter

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