Aufgebrezelter Kleinwagen als veritabler Kraftprotz
Eindruck: Mit OPC-Performance-Paket wird der kleine Sportler zu einem radikalen Vertreter im Segment. Fahrleistungen und Fahrperformance erreichen Rennstrecken-Niveau – allerdings geht so viel Sportlichkeit ein wenig auf Kosten des Komforts.
Der Corsa OPC zeigt Muckis. Mit 207 PS setzt der kleine Opel Maßstäbe.
Opel. Die Sitze schmiegen sich eng an den Körper. Das Lenkrad liegt gut in der Hand. Der Schaltknüppel mit den kurzen Schaltwegen erlaubt präzise Gangwechsel. Der Corsa hängt exzellent am Gas und folgt jedem Befehl willig. Seine Muckis zeigt der neue Primus unter den Non-Premium-Kraftzwergen vom Stand weg. Mit 207 PS Leistung bei 280 Nm Drehmoment (kurzfristiger Overboost) schafft der Sportler für überschaubares Geld in nur 6,8 Sekunden den Sprint auf Tempo 100. Der Fronttriebler bleibt dabei brav in der Spur – ein übertriebenes Scharren und Zerren am Lenkrad bleibt aus.
In der Standardversion soll der Corsa OPC zudem ein ordentliches Maß an Komfort bieten. Das ändert sich mit einem Performance-Paket für 2400 Euro, das den Testwagen bereichert hatte. Diese Mitgift ist nur zu empfehlen, wenn man es wirklich ernst meint mit den sportlichen Ambitionen. Brembo-Bremsen für radikale Verzögerung, die 18-Zöller krallen sich ambitioniert in den Asphalt und eine mechanische Lamellen-Differenzialsperre hilft in den Kurven. Diese Extras, zu denen auch noch eine sportoptimierte Fahrwerksabstimmung zählt, machen den Corsa rennstreckentauglich – aber eben nicht alltagstauglicher. Ein bisschen Leiden auf holprigem Untergrund gehört dann schon dazu.
Kein Krawallbruder
Der optische Auftritt des Kleinen mit den großen Muskeln fällt – betrachtet man die extrem sportlichen Fahreigenschaften – noch nicht einmal sonderlich übertrieben aus. Ein aufgebrezelter Kleinwagen mit verschiedenen sportlichen Designelementen. Weil die Ingenieure dem 1,6-Liter Triebwerk ordentlich Luft zuführen mussten, haben sie ihm dafür markante Einlässe unter der Motorhaube verpasst. Hinten sorgt ein Spoiler für Abtrieb und eine Sportauspuffanlage mit ordentlichen Endrohren deutet die Ambitionen an. Wer auf einen übertrieben röhrenden Sound wartet, wird enttäuscht. Der Corsa OPC zeigt bei der Lärmentwicklung Manieren.
Die guten Manieren haben auch ihre Schattenseite: Man muss schon sehr regelmäßig auf den Tacho schauen, um nicht zu schnell unterwegs zu sein. Oder ab ins benachbarte Ausland: Auf deutschen Autobahnen dürfte der kleine Rüsselsheimer so manchen größeren Verkehrsteilnehmer in Bedrängnis bringen. Mit einer Spitze von 230 km/h ist die Überholspur praktisch fix reserviert.
7,5 Liter Sprit auf 100 Kilometer in der Norm gibt Opel an. Aber was ist schon Norm bei einem Auto wie dem Corsa OPC. Werden die Talente ein wenig ausgekostet, steigt der Verbrauch gut und gerne in Richtung zehn Liter.
Fazit: Weil der Corsa OPC ein paar PS mehr hat als die Wettbewerber und in Sachen Performance ein richtig Großer ist, wird man ihm die wenigen Schwächen gerne verzeihen.
Fakten
Motor/Antrieb: 1,6-Liter-Benziner mit 207 PS, 280 Nm Drehmoment (Overboost), 6-Gang-Schaltgetriebe, Frontantrieb
Fahrleistung/Verbrauch: 0 auf 100 in 6,8 Sekunden, Spitze bei 230 km/h, Verbrauch 7,5 Liter (174 g CO2/km); Testverbrauch: 8,7 Liter
Preis: ab 23.030 Euro; Testwagen: 29.760 Euro