„Wir müssen uns noch stärker hin zum Dienstleister wandeln“

Motor / 03.11.2017 • 12:49 Uhr
„Wir müssen uns noch stärker hin zum Dienstleister wandeln“

Fahrzeughandel steht vor Herausforderungen, aber auch Chancen.

Schwarzach Der Gegenwind ist beträchtlich. Mit dem Dieselskandal ist eine ganze Branche in Verruf geraten. Aus dem Skandal um einen Autokonzern sei eine regelrechte Hetze gegen Dieselfahrzeuge entstanden, sagt Klaus Edelsbrunner, seit Jahresbeginn Bundesgremialobmann des österreichischen Fahrzeughandels. Und es sei vieles vermischt worden. Die Anti-Dieselkampagne habe zu einer erheblichen Verunsicherung bei denKonsumenten geführt.

Unverändert ist indes das große Interesse an Neufahrzeugen. Das zeigen die jüngsten Zulassungszahlen, die österreichweit um rund sieben Prozent höher sind als im Vergleichszeitraum des Jahrjahres. In Vorarlberg steuert der Autohandel gar auf ein Rekordergebnis zu. „Ausschlaggebend sind die vielen neuen Modelle, die auf den Markt kommen. Was die Technologien betrifft, ist in den letzten fünf Jahren ein großer Sprung erfolgt“, erklärt Edelsbrunner im Gespräch mit den VN. Auch Dieselfahrzeuge stehen bei den Österreichern unverändert hoch im Kurs. Man verkaufe verstärkt größere Autos wie SUV und dort habe der Dieselantrieb durchaus seine Berechtigung.

Im Wahlkampf stand der Individualverkehr stark im Fokus. Von der Politik erwarte er sich, dass es keine Einmischung in die Entscheidung um zukünftige Technologien gibt. Es solle Grenzwerte geben, die von der Industrie zu erfüllen seien. Mit welchen Technologien dies erreicht werden könne, sei allerdings nicht Sache der Politik, so der oberste Interessenvertreter des Fahrzeughandels im Rahmen seines Vorarlberg-Besuchs. Als wirkungsvolle Maßnahme nannte Edelsbrunner die Wiedereinführung der Ökoprämie. „Je schneller ältere Fahrzeuge von der Straße verschwinden, desto schneller geht auch der CO2-Ausstoß zurück.“

Wandel bietet Chancen

Die Zukunft des Autohandels bezeichnet Edelsbrunner als herausfordernd, aber auch als chancenreich. So würden neue Hersteller mit neuen Verkaufsstrategien auf den Markt drängen. „Autos werden wie Smartphones in Shops verkauft. Die Probefahrten erfolgen virtuell“, beschreibt der Bundesgremialobmann Zukunftsszenarien. Er glaube aber, dass die Kunden bei einer so großen Investition auch in Zukunft einen persönlichen Ansprechpartner haben und ihre Probefahrt noch immer in einem realen Fahrzeug machen wollen. „Und da sind wir Händler die einzigen, die das bieten können.“ Auch was die Gebrauchtfahrzeuge betreffe, die eingetauscht werden müssten, sei man auch in Zukunft erster Ansprechpartner. „Aber wir sind auch gefordert, müssen bei der Digitalisierung aufspringen und die Schauräume entsprechend umsetzen“, spricht Edelsbrunner von einem großen Investitionsbedarf. Der Wandel biete Chancen. Er glaube nicht, dass die Händler verschwinden werden. Aber es würden neue Aufgaben auf sie zukommen. „Wir müssen uns noch stärker zum Dienstleister wandeln.“

Handel zuversichtlich

In den nächsten Jahren bleibe das Auto stark nachgefragt, ist auch Manfred Ellensohn, Sprecher des Vorarlberger Fahrzeughandels überzeugt. „In den großen Ballungszentren könnten die Zulassungen abnehmen, in ländlichen Gegenden wie Vorarlberg sehe ich eine solide Entwicklung, wenn auch die Steigerungsraten moderater ausfallen könnten.“  VN-MIG

„Die Politik soll Grenzwerte festlegen, sich aber nicht bei den Technologien einmischen.“

Kommerzialrat Klaus Edelsbrunner, seit Anfang Jahr Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels, referierte im Rahmen der Award-Verleihung vor Branchenkollegen in Schwarzach.
Kommerzialrat Klaus Edelsbrunner, seit Anfang Jahr Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels, referierte im Rahmen der Award-Verleihung vor Branchenkollegen in Schwarzach.